Ein Weilchen

[charis]

Am Himmel herrscht ein Drängen, dichtes Bauschen,
und Wale stranden an des Tannes Klippen.
Ich lecke noch das Salz von meinen Lippen,
wenn Winde aufgeregt die Plätze tauschen.

Sie scheuchen fort die Rehe und Fasane,
und wollen sich am Rebenduft berauschen,
dem satten Groove der Regentropfen lauschen
und süße Früchte ernten - ganz Vegane.

Ein Ende hat der Dichter langes Warten,
der Herbst verteilt nun neue, bunte Karten.
So hört, wie sie verstimmte Leiern spielen,

bevor sie ängstlich nach dem Winter schielen,
benommen und verstört vom Duft der Veilchen,
den Moder noch besingen für ein Weilchen!

[Erich Kykal]

Hi, Charis!

Gefällt mir sehr gut - bis auf den Anglizismus "Groove"!

Ansonsten habe nicht s nichts dagegen, die Sprache mit fremdsprachlichen Worten aufzupeppen, aber in einem fein abgestimmten lyrischen Gefüge wirkt derlei auf mich wie ein neongelbes Anarchozeichen, das jemand auf ein impressionistisches Gemälde gesprüht hat!

Ich würde "Groove" hier also durch "Klang" ersetzen.

Die Anspielung auf die neueste "Modeerscheinung" im Bereich Vegetarismus - "Vegane", erscheint mir im Vergleich zum ansonsten ernst und intensiv bilderbeschwörenden und beschreibenden Inhalt etwas zu bemüht humorig wortspielerisch. Auch dies würde ich ändern, zB einen ganz anderen Reim suchen.

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten ein sehr gelungenes bildbeschwörendes Werk mit großartigem Kopfkino!

Besonders gefiel mir der "Ozean" der Atmosphäre in S1, wo die Wolken als Wale an den Klippen der Wälder stranden - das "Salz auf den Lippen" in Z3 verstärkt diesen maritimen Eindruck noch kongenial!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

[charis]

Lieber Eky,

Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt.

Es ist irgendwie eine Weiterführung in der Art von Sommermeditationen - also eine augenzwinkernde Spielerei - eine kleine Satire - in der ich mich über mein Faible für - wie du es nennst - "fein abgestimmte lyrische Gefüge" und opulent romantische Naturbilder lustig mache.

In meiner Brust wohnen zwei Seelen. Die eine ist verliebt in die romantische Lyrik und trägt die rosa Brille, die andere meint: "Was soll der Scheiß, du solltest besser in einer derben Brechtsprache gegen all den Wahnsinn der Welt anschreiben." "..aber das schert mich nicht!", antwortet die Bebrillte, die die Nachrichten verweigert, bei den "engagierten Fäden" in den Foren bestenfalls einen Lachanfall und schlimmstenfalls Diarrhoe bekommt 

Aber zurück zum Gedicht:

"Groove" war genau so gedacht, wie du es oben ausgedrückt hast, besser hätte ich es selbst nicht sagen können.
 
Es freut mich sehr, dass du mit meiner S1 etwas anfangen kannst, weil ich sie sehr mag, aber nicht sicher war, ob irgendwer nachempfinden kann, wie hier der Ozwean in den Wald kommt. Aber es war tatsächlich so beim Fönsturm, den ich letzte Woche erlebte.

Danke für deine Anregungen. Mir ist schon bewusst, dass man es verbessern könnte, aber das möchte ich in diesem Fall gar nicht. Es ist mein Spiel mit der "verstimmten Leier" und wohl, wie du sagst, "etwas bemüht humorig". Aber ich bemühe mich tatsächlich täglich um Humor -  - schwer

Lieben Gruß
charis

[cyparis]

In meiner Brust wohnen zwei Seelen. Die eine ist verliebt in die romantische Lyrik und trägt die rosa Brille, die andere meint: "Was soll der Scheiß, du solltest besser in einer derben Brechtsprache gegen all den Wahnsinn der Welt anschreiben." "..aber das schert mich nicht!",

Aber zurück zum Gedicht:

"Groove" war genau so gedacht, wie du es oben ausgedrückt hast, besser hätte ich es selbst nicht sagen können.
 
charis

Liebe charis,

och schließe mich Erich an.
Und:
alles an seinem Platz.
Reine Lyrik mit derbbrechtschem Klang in einem Gedicht zu mischen - das gefällt mir nicht, ganz und gar nicht.
Es kommt nichts Ganzpoetisches und nichts Ganzspöttisches dabei heraus.
Wie schade!

Ohne diese modernen Anklänge hätte mich Dein Gedicht entzückt!
Aber jedem seinen Geschmack.


Lieben Gruß
von
Cyparis

[charis]

Liebe Cyparis,
Keiner versteht mich!! 
Ich geh jetzt schmollen...oder vielleicht sollte ich doch lieber noch ein bisschen mit dem rechtes Gesocks auf Peotry herumrangeln und "der anderen" mehr Raum lassen, damit sie sich nicht in meine Sonette hineindrängen muss 
Danke für deinen Eintrag!
Lieben Gruß
charis

[cyparis]

 

Ja! Rangel noch ein wenig!

Da gehts ja hoch her....

Lieben Gruß
von
Cyparis