Autor Thema: Zwei Pflanzen  (Gelesen 1504 mal)

Günter

Zwei Pflanzen
« am: Januar 17, 2017, 10:47:00 »
Zwei Pflanzen sind auf dieser Welt
zuweilen wirkungsreich zu finden.
Manch Krume wird damit bestellt.
Schwer lässt sich eine überwinden!
Die andere sei wohl begehrt?
Das Keimen ist ihr meist verwehrt!

Die erste wächst auf kargem Acker,
wo zehn gesät, geh’n neune auf.
Sie widersteht den Gegnern wacker,
geschwind ergreift sie ihren Lauf.
Die andre wird man selten seh’n,
nur eine reift – vielleicht – von zehn?

Was mag die starke Pflanze sein?
Es ist der Hass, der uns umgibt!
Die Schwache bleibt bescheiden klein,
der Mitmensch wird nicht oft geliebt.

Erich Kykal

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #1 am: Januar 17, 2017, 14:35:07 »
Hi Günter!

Das Gleichnis ist klar, aber müsste die Pflanze Hass nicht eher auf fettem Acker wachsen, weil im Menschen so vieles ist, was den Hass befördert?

Was du meinst, ist klar: Der karge Acker soll den Mangel an Gutem im Menschen symbolisieren, aber wäre nicht gerade dies der Grund dafür, dass die Pflanze Liebe so selten aufgeht?

Ich würde in S2Z1 schreiben: "auf fettem Acker". Oder "auf jedem Acker" - das sagt aus, dass diese Pflanze ungeheuer anpassungsfähig und zäh sein muss!


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Günter

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #2 am: Januar 17, 2017, 16:53:12 »
Lieber Erich,
schön, dass Du diese Frage stellst!
Der gute Acker/ die gute Krume ist in meinem Sinnbild der denkende Mensch, der sich bewusst den positiven Werten zuwendet.
Der karge Acker ist jener Mensch, der sich ignorant, unkritisch und bequem von den Hasstiraden einfangen lässt.
Dieser Vergleich scheint mir mit der Landwirtschaft konform zu laufen, denn Mais, Weizen usw. benötigen zum Wachstum guten Boden, während die Pflanzen, die wir dort nicht sehen wollen, auch auf kargen Flächen gedeihen.
Oder anders, das Gute braucht immer gute Voraussetzungen. Alles muss passen und stimmen. Die Welt des Schlechten lässt alle Fehler zu.
Herzlichen Dank für Deine Gedanken und beste Grüße
Günter

cyparis

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #3 am: Januar 17, 2017, 21:53:23 »
Hallo, Günter -

Ein anschauliches Gleichnis!
Man kann es so  u n d  so verstehen, der Interpretation steht nichts im Wege.
Interessantes Reimschema!

Habs gern gelesen.

Freundliche Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Günter

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #4 am: Januar 17, 2017, 22:37:02 »
Hallo Cyparis,

genau dieses so u n d so erscheint mir als das Interessante. Es ist die Grundlage, darüber nachzudenken.
Ein reines Ja-So-Isses ist meist langweilig.
Besten Dank für Deine Meinung und das gern gelesen!
LG Günter

wolfmozart

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #5 am: Januar 28, 2017, 11:24:32 »
Hallo Günter,

ein außergewöhnliches Gedicht.

Technisch gut. Der rote Faden spinnt sich vom ersten bis zum letzten Vers.

Gern gelesen wolfmozart

Günter

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #6 am: Februar 02, 2017, 11:26:12 »
Lieber wolfmozart,
Du sprichst mir ein sehr hohes Lob aus. Das freut mich natürlich sehr. Es ist zugleich auch eine Anforderung an künftige Gedichte, die sich nicht immer erfüllen lässt. Schauen wir mal!
Herzlichen Dank und beste Grüße
Günter

Copper

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #7 am: Februar 02, 2017, 14:47:39 »
Hallo Günter,

schöne Zeilen. Wo diese Evolution wohl hinführt ? Werden bald nur noch hasserfüllte Menschen bei uns rumlaufen ? Wenn man nach Deinem Gedicht geht, wird es wohl so kommen.
Ich sehe das Verhältnis etwas anders. Wir nehmen den Hass  mehr wahr, deshalb erscheint er uns dominanter. Jedoch das nicht hasserfüllte Miteinander überwiegt. Deshalb kann ich den Inhalt deines Werkes nicht zustimmen.

LG. Copper



« Letzte Änderung: Februar 02, 2017, 17:40:08 von Copper »

Günter

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #8 am: Februar 02, 2017, 22:59:04 »
Lieber Copper,
es gibt auf alles immer 2 Sichten, die optimistische und die pessimistische oder auch die Wunschvorstellung und die Realität.
Wenn ich diese analytische Betrachtung philosophische werte, dann behaupte ich dass das Böse (was auch immer man darunter verstehen mag), dem Guten überlegen ist. Auch dem Stärksten und Besten kann man leicht ein Messer in den Rücken stoßen.Das Gute muss sich an Regeln halten, die es für das Böse nicht gibt. Und doch wird das Gute nicht aussterben.
Das Böse vernichtet sich irgendwann immer selbst. So wird auch der Träger des Hasses alle Hassträger auslöschen.
Das Böse ist die Triebkraft des Guten und das Gute ist der Nährboden des Bösen. So wird es wohl immer bleiben. Es ist ein stetes Pendeln.
So ist die Geschichte seit Anbeginn, auch wenn manche Historiker etwas anderes behaupten mögen und so wird er bleiben bis zum Ende der Welt.
Ich danke Dir für den Zweifel/Widerspruch. Auch der Zweifel oder Widerspruch ist ein wichtiger Teil der Erkenntnis!
Herzlichst Günter

Copper

Re: Zwei Pflanzen
« Antwort #9 am: Februar 05, 2017, 20:32:03 »
Hallo Günter,

velen Dank für deine Erklärung und für das heranführen an Deine Gedankenwwelt. Sehr aufschlussreich und interessant.

LG. Copper.