Autor Thema: Die Evolution der Materie  (Gelesen 1042 mal)

Erich Kykal

Die Evolution der Materie
« am: Juni 21, 2017, 13:36:07 »
Hallo Menschen!

Wir stellen gern die Frage: Was/wer SIND wir? Wer/was WAREN wir? Wer oder was WERDEN wir sein? Und - seltsam, aber offenbar unserer immer noch dominanten zerebralen Primitivität geschuldet: Welchen SINN hat das Ganze?

Unsere Beschränkung liegt nicht nur in den immer noch stark begrenzten Fähigkeiten unseres Geistes, sondern auch in der mangelnden objektiven Wahrnehmung der Welt durch unsere eingeschränkten und primitiven Sinne. Ein Beispiel: Wir berühren eine Wand oder nehmen einen Gegenstand zur Hand und "wissen": Dies ist Materie. Fester Stoff. Baustein des Universums.

Und schon irren wir! Was uns fest erscheint, ist zu mehr als 99,99% leerer Raum. Was wir berühren, was unsere Hand bremst, ist die Wechselwirkung zwischen den eigentlich vernachlässigbar winzigen "Teilchen", eine Art Energiefeld zwischen energetischen Zuständen, das für uns unsichtbar und unkenntlich ist. Also glauben wir an "feste Materie". Aber so etwas wie Materie existiert nicht. Materie IST Energie!

Was wir "stofflich" nennen, ist in Wahrheit nur eine ZEITWEILIG stabilisierte Form von Energie. Ein im Gesamtfluss betrachtet winziges Innehalten möglicherweise endloser Fluktuation.
Unsere Zellen zerfallen, wenn sie sterben. Holz verbrennt. Hat man einen Ofen, der heiß genug ist, verbrennt Stahl, verbrennt  Diamant. Wird wieder zu Energie. Gerinnt erneut. Und so weiter.

Aber nur, weil Energie DAS kann und tut, wurde Leben möglich - und damit Intellekt. Ein Intellekt, der forscht und herausfindet, der analysiert und langsam wächst. Wir beginnen in immer größeren Kreisen zu denken und zu handeln. Setzt man diese Genese logisch fort, so ist das Ziel aller Evolution: GOTT! - Zumindest etwas, das unserer heutigen Definition davon entspricht: Eine allwissende, allumfassende, allmächtige Entität.

Ob dies ein zwingender Prozess ist oder nicht, wird die Zeit erweisen - sofern wir genug davon haben. Mag sein, wir sterben mit oder ohne unser Verschulden aus, dann tritt irgendwo anders im Universum vielleicht eine andere Form der Evolution in unsere Fußstapfen, so lange, bis das Ziel erreicht ist. Und ist ein Bewusstsein einmal allumfassend, dann ist es der Sinnfrage nach, die wir uns so verzweifelt stellen - bedeutungslos.

Erkennt es dies, verströmt es sich möglicherwiese dann in einem neuen Urknall, um SINN wieder möglich zu machen? Oder lernt es neue, größere Strukturen außerhalb des Universums, das es begrenzt; etwas, das diesem Universum übergeordnet ist, und wächst als "dort" eben entstandenes "Leben" in eine höhere Ordnung, um dort eine neue Evolution zu beginnen?
EINEN gravierenden Unterschied müsste man dann doch machen: Den zwischen dem möglichen "Sinn" der Evolution an sich - und jenem des Individuums, den es für das eigene kurze Sein finden will und soll, um sich zu beschäftigen und von der Tatsache abzulenken, dass es seine Existenz auf einer zerebralen Dauerbaustelle verbringt und nie die "fertige Kathedrale" sehen wird.

Hypothese, Theorie, Science Fiction - Gedankenspiele. Aber wenn man überlegt, dass das strukturierte, auf "Materie" basierende Leben auf der Erde Milliarden Jahre benötigte, um solche Gedanken überhaupt erst zu ermöglichen, so stellt sich eine andere Art von Sinnfrage. Man darf hoffen, dass die Menschheit bald ein wenig "erwachsener" wird und erkennt, dass "Gott" bestenfalls ein Ziel der eigenen Entwicklung sein mag, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine anbetungswürdige oder zur Anbetung verpflichtende Moralinstanz, kein zürnender Sünderbestrafer! Solche Vorstellungen sind ab einem bestimmten Bildungs- und intellektuellen Verarbeitungsniveau nur noch infantil.

Wodurch auch immer dieses Universum ins Sein geriet, erkennen wir noch nicht. Dazu sind wir auf dem Weg unserer Evolution einfach noch nicht weit genug vorangeschritten. Möglicherweise kommen wir auch nie so weit. Aber dann hätte das Universum auch nichts falsch gemacht. Das Universum, was immer es sein mag, existiert nicht WEGEN uns. Wir - in unserem augenblicklichen Zustand - dürfen es nur eine kurze Weile begleiten, bis wir enden - oder irgendwann zu mehr werden als einer vagen Möglichkeit wahrer Erkenntnis. Wir als Einzelinduviduen (schon der Begriff "Individuum", das "Unteilbare", ist ein Denkfehler) sind nur Transportbehälter für jene Gene, die eines Tages möglicherweise fortgeschrittenere Nachkommen generieren. Keines unserer feststofflichen Gehirne ist bereits entwickelt genug, ausreichend Übersicht und Druchdringung herzustellen, umso mehr, als wir nur 10-15% unseres Hirnvolumens tatsächlich nutzen.

Wir sind also bloß Übergangsformen auf dem Weg zu etwas Bedeutenderem. Für uns außerhalb davon nach SINN zu suchen, mag ein netter Zeitvertreib sein, führt aber letztlich nirgendwo hin - oder im bedauerlichsten Falle zu einer neuen "Religion" unter tausenden, für die unfertige und unorganisierte Geister sich dann wieder inbrünstig gegenseitig die Schädel einschlagen können ... - nun, möglicherweise eine der vielen Formen evolutionärer Auslese.

In und durch uns ist es dieser evolvierenden Materie zumindest bereits gelungen, neue Metaebenen der Existenz, neue Relaitäten zu schaffen: Emotion, Fantasie und Vorstellungsvermögen, logisches stringentes Denken. Inwiefern dies alles wichtig für das Endergebnis sein wird - wer vermag es zu deuten? Werden wir eines Tages Wesen aus reinem Geist sein, unabhängig von jeglicher Form von Energie, aber fähig, sie beliebig und in immer größerem Umfang zu manipulieren? Werden wir alle EINS - oder wird nur EINER von uns das Ziel erreichen, derjenige, der diese Evolution, dieses schier endlose Weitergeben und Mutieren von Erbmasse dereinst krönen wird? Für uns und heute: irrelevant.

Wir machen weiter in unserer materiellen Befangenheit, widmen uns "irdischen" Zielen, glauben an gnädige oder zornige Götter, oder zumindest an Macht, folgen Emotionen und Eingebungen, verzetteln uns in Bedürfnissen und Begehrlichkeiten. SINN??!



« Letzte Änderung: August 28, 2018, 10:31:06 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Die Evolution der Materie
« Antwort #1 am: Juni 22, 2017, 11:40:25 »
Hochinteressant lieber Erich - und Dein Text geht mir ein wie Honigseim, bis auf das düstere Ende, dem ich nicht beipflichten mag.
Schon vor langer Zeit habe ich mich von der schändlichen Bürde des Glaubens freigemacht. D e r Hemmschuh paßt mir nicht mehr.

Vielleicht können reine, ausgereifte Gehirne einst begreifen, was hinter den Universen liegt und dann dahinter und dann dahinter...
Was mir immer noch ein Buch mit sieben Siegeln ist.
Das sechste hab ich im Traum gelöst als jugendlicher Mensch - naja, vielleicht auch vorher darüber gelesen.

Ich werde der Meinung bleiben, daß tot tot ist, da bleibt nichts übrig.
Ob sich Seelen oder Geister oder was auch immer an Unstofflichen treffen und austauschen - warum nicht?
Hinter vorgehaltener Hand spotten wir dann über alle möglichen Dichter und Dichterinnen! ;D

Vorerst viele liebe Grüße,
ich werde mir ein sehr stoffliches Essen zubereiten
und denke dabei an Dich!

Immer:
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Die Evolution der Materie
« Antwort #2 am: Juni 22, 2017, 16:51:57 »
Hi Cypi!

Ich glaube, du hast da was falsch verstanden: Es geht um die weitere evolutionäre Entwicklung der Menschheit als Art und intelligentes Wesen, nicht darum, was wir als einzelne nach dem Tode womöglich werden! Diesbezüglich glaube ich ebenfalls nicht an ein Fortdauern, in welcher Form auch immer. In meinem Text scheint der Glaube als Negativbeispiel auf!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Die Evolution der Materie
« Antwort #3 am: Juni 22, 2017, 19:40:57 »
Ich habe Dich schon richtig verstanden, lieber Erich.
Ich selbst kann mir aber nicht vorstellen, daß der Mensch als Spezies sich so weiterentwickeln kann, daß er wie von Dir beschrieben agiert.

Lieben Gruß
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Die Evolution der Materie
« Antwort #4 am: Juni 22, 2017, 22:01:50 »
Hi Cypi!

Im Jahr 1900 hätte sich niemand vorstellen können, dass Menschen fliegen könnten - und sich nur 15 Jahre später schon gegenseitig vom Himmel ballern würden!

Oder wer hätte sich 1990 vorstellen können, dass wir schon 15 Jahre später unsere Telephone am Gürtel tragen würden, kleiner als der Kommunikator von Captain Kirk!? Und dass man damit sogar Fotos machen kann und sich Nachrichten schicken?

Und doch sind dies nur logische Entwicklungen für jene, die gewisse Anzeichen erkennen und zu deuten wissen. Stringent weitergedachte Entwicklung. Manchmal liegt man falsch, weil gewisse Parameter nicht bedacht wurden, manchmal liegt man unglaublich richtig - man denke nur an Science Fiction Autoren, die Dekaden zuvor Erfindungen in ihren Romanen vorhersagten. Haben diese Geschichten nun spätere Forscher beeinflusst und beflügelt - oder haben diese Literaten einfach nur richtig vorausgedacht? Vielleicht etwas von beidem.

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 25, 2021, 21:24:30 von Erich Kykal »
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.