Autor Thema: Nesseln  (Gelesen 2303 mal)

Günter

Nesseln
« am: August 31, 2017, 11:03:16 »
Er lebte zu gerne auf kuschligen Kissen,
drum hat er die Nesseln um sich ausgerissen.
Doch als er dann alt war, das Leben verflossen,
hat er manches Schöne schon nicht mehr genossen.
Nun liebt er die Nesseln, denn was sie ihm geben:
Ein Hauch von Bewusstsein, noch immer zu leben.
« Letzte Änderung: August 31, 2017, 18:33:52 von Günter »

Erich Kykal

Re: Nesseln
« Antwort #1 am: August 31, 2017, 17:37:50 »
Hi Günter!

In der vorletzten Zeile unbedingt am Ende einen Doppelpunkt setzen, sonst stolpert man als Leser über den sonst unvollständigen Satz!

Unnatürlich betonte Worte in deinem Rhythmus:

Z2 - "ausgerissen" - das will am liebten auf Silbe 1 betint sein.
Z4 - "er" - möchte hier eigentlich unbetont bleiben

Es sind keine Fehler, wohlgemerkt - diese Worte klingen eben nur leicht "angestrengt" mit der ihnen aufgezwungenen anderen Betonung, was dem Text leider etwas vom natürlichen Sprachfluss nimmt und damit an lyrischer Harmonie.

Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Günter

Re: Nesseln
« Antwort #2 am: August 31, 2017, 18:35:51 »
Lieber Erich,
danke für Deine Hinweise und das Gern gelesen!
Liebe Grüße
Günter

Agneta

  • Gast
Re: Nesseln
« Antwort #3 am: August 31, 2017, 21:16:38 »
Man denkt an "Sich in die Nesseln setzen", lieber Günter. Die Nesseln sind das Salz in der Suppe, der Stein im Schuh. Das lese ich aus deinen Zeilen. Blumen und Nesseln gehören zum Leben und machen es zu dem, was es ist: eine Herausforderung.
Schmunzeln und lG von Agneta

Günter

Re: Nesseln
« Antwort #4 am: August 31, 2017, 22:12:11 »
Liebe Agneta,
die Kernaussage sollte sein, dass ein Leben im wohligen Gleichmaß irgendwann kein Leben mehr ist.
Die Unannehmlichkeiten sind der Teil, der irgendwann vermisst werden kann. Widersprüche und ihre Bewältigung gehören dazu, wenn man nicht abgestumpft ist.
Mit Deinen zitierten Sprüchen liegst Du genau richtig!
Danke!
Liebe Grüße Günter

cyparis

Re: Nesseln
« Antwort #5 am: September 01, 2017, 15:37:18 »
Lieber Günter,

da stellt sich die Frage:
Was ist höher zu schätzen:
der rasche Genuß oder das tiefe Gefühl -
ich rate zu einer frühbeginnenden Kombination, die im hohen Alter durch Glückshormone ergänzt wird.  :)
Vielleicht kommt es auf eine Probe an?
Feines Gedicht, das mich sehr angeregt hat.

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Günter

Re: Nesseln
« Antwort #6 am: September 02, 2017, 21:55:08 »
Hallo Cyparis,
danke, dass Du hier reingeschaut hast.
Deine Worte freuen mich, besonders für das "das mich sehr angeregt hat".
Ob Glückshormone der richtige Weg sind?
Ich denke, dass ein Mensch das Angenehme nur genießen kann, wenn ihm auch das Unangenehme nahe kommt.
Herzlichst Günter

cyparis

Re: Nesseln
« Antwort #7 am: September 03, 2017, 13:43:56 »
Lieber Günter,

ich denke auch, daß man lediglich dann das "Glück" erkennen und genießen kann, wenn man
"Die andere Seite" 
ebenfalls kennt.
Das ist jedoch niemandes zu leicht erworbenes Gut. Ich halte es für ein Geschenk, das nicht nach Verdienst geschielt  hat.
Ein "Danke!" an alle diesbezüglichen Götter oder ähnliche "Felicitaten"!

Grießungrämige Grüße
von
Cyparis

Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Günter

Re: Nesseln
« Antwort #8 am: September 03, 2017, 17:13:45 »
Liebe Cyparis,
Leben ist Bewegung. Es funktioniert nicht, nur auf der Sonnenseite zu gehen. Ein Pendel schwingt zwischen jeweils zwei Polen. Endet die Schwingung, so ist Stillstand. Und Stillstand ist... :o
Danke für Deine Ergänzung!
LG Günter

wolfmozart

Re: Nesseln
« Antwort #9 am: Oktober 14, 2017, 11:36:23 »
Sehr schön formuliert, sehr philosophisch!
Seh ich genauso.

LG wolfmozart

Günter

Re: Nesseln
« Antwort #10 am: Oktober 14, 2017, 13:03:07 »
Lieber wolfmozart,
Dank für Deine lobende Zustimmung!
LG Günter