Autor Thema: Die Sterblichkeit der Seele  (Gelesen 2013 mal)

Erich Kykal

Die Sterblichkeit der Seele
« am: Oktober 27, 2017, 11:03:04 »
Was tust du, Seele, wenn dich das Begreifen,
dass deine Hoffnung dich betrog, erreicht?
Wenn dein Erglühen stiller Kühle weicht,
und leere Tage alle Burgen schleifen,

darin sich deine Zuversicht verschanzte,
als sie noch glauben konnte an ein Sein,
das sich erfüllt im Irgendwann, und rein
besiegen darf, was in den Schatten tanzte?

Was tust du, Seele, wenn du einsam endest,
nie teilen durftest, was das Herz bewegt,
bevor ein Geist, der diesen Schmerz erträgt,
die Seiten schließt, die du verzweifelt wendest?
« Letzte Änderung: Oktober 27, 2017, 11:07:08 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Günter

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #1 am: Oktober 27, 2017, 11:52:31 »
Lieber Erich,
ein sehr zur Seele gehendes Gedicht. Es spricht einige Enttäuschung daraus (aus dem lyrischen Ich).
Doch dürften solche Gedanken keinem Fremd sein, der etwas mitzuteilen hat.
Du hast mich wieder mal sehr beeindruckt. Inhalt und Form!
LG Günter

Erich Kykal

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #2 am: Oktober 27, 2017, 16:39:25 »
Hi Günter!

Vielen Dank für das Lob! Ich überlegte, wie man weiterlebt, wenn man erkennt, dass die großen Träume sich nie erfüllen werden, dass die so ersehnten Ziele obsolet geworden sind oder sich als nicht das herausgestellt haben, was sie hätten sein sollen.

Also so wie ich seit ca. 10 Jahren lebe ...

Und naja, es lebt sich eben auch, teilweise sogar entspannter und ruhiger, was man mit zunehmendem Alter zu schätzen weiß. Man ist kein Getriebener mehr. Aber auch die großen Gefühle verabschieden sich, sofern man sie je hatte - alles wird gleichgültiger, wenn man nicht mehr darauf hofft, dass "da noch irgendwas kommt".

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #3 am: Oktober 28, 2017, 10:31:19 »
Lieber Erich,

ich habe es schon ein paar Mal gelesen, dieses wundervolle, unglaublich traurige Gedicht. Künstlerisch 5 Sterne.
Inhaltlich sehr berührend und ich kann nur mein Mitgefühl für einen Menschen aussprechen, der sich so fühlt und denke aber, da ich einfach so gestrickt bin: es kommt immer noch was Positives.
Besonders bedrückt mich die Einsamkeit, mit der einen das Werk packt. Derer lässt sich schlecht Herr werden.

Ich denke auch,dass man die großen Träume einteilen muss in kleine. Die erfüllen sich eher. Ein Mal noch ans Meer fahren. Oder in die Rocky Mountains, je nachdem, wo es einem hinzieht. Oder irgendwas Verrücktes, was man immer schon machen wollte...

Ich wünsche von Herzen, dass das LI Frieden schließen kann mit der Situation.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #4 am: Oktober 28, 2017, 14:56:39 »
Hi Agneta!

Vielen Dank für dein Mitgefühl!  :) Ich werd's dem LyrIch ausrichten!  ;)

Aber keine Sorge: Meine "Einsamkeit" ist aus freien Stücken gewählt und mittlerweile unumkehrbar - ich würde die Gesellschaft anderer auf Dauer gar nicht mehr ertragen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #5 am: Oktober 28, 2017, 15:02:31 »
- alles wird gleichgültiger, wenn man nicht mehr darauf hofft, dass "da noch irgendwas kommt".

moin moin Erich,

nur wer glaubt, erwartet das noch etwas kommt, kommen muss, im Guten wie im Bösen  >:D und wer es weiß ist wäre dann auch göttlich  ::)

Doch derjenige, der keine Zweifel im Herzen trägt, da er nicht glaubt, lebt ruhiger und genießt seine Zeit mit den Dingen, die ihm Freude bereiten.

Ich liebe das Leben und zweifle nicht daran, einmal wieder zu Sternenstaub zu werden 8)

Doch da dieses Gedicht von dir ist, lässt es mich nachdenklich zurück.

Genieße den Tag und...

LG
CB

Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #6 am: Oktober 28, 2017, 15:46:45 »
Hi Curd!

Unsere Zeit als Sternenstaub ist wohl vorbei: Unsere Sonne ist zu klein für eine Supernova. Nach Einstellung der Kernfusion bei der Produktion von Eisen wird der rote Riese, der die Sonne dann sein wird (und sich die Erde wahrscheinlich schon einverleibt haben wird, da er sich bis auf ihre Umlaufbahn ausdehnen wird, schenkt man den neuesten Berechnungen Glauben), höchstwahrscheinlich kollabieren und mindestens eine weitere Milliarde Jahre als weißer Zwerg nachglühen, vielleicht auch noch viel länger. Gefangen in dieser Sonnenleiche mit gewaltigem Schwerefeld wird unsere Materie möglicherweise den Rest der Ewigkeit verbringen.

Soviel zu dieser romantischen Vorstellung ...  ;D

LG, eKy
« Letzte Änderung: Oktober 29, 2017, 08:23:22 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #7 am: Oktober 28, 2017, 23:09:57 »
Ach, Erich, von mir aus auch von Ewigkeit zu Ewigkeit  >:D
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #8 am: Oktober 29, 2017, 08:23:53 »
Hast recht - UNS braucht das nicht zu bekümmern ...  ;D
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

wolfmozart

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #9 am: November 11, 2017, 12:47:44 »
Hallo zusammen,

also unser Körper besteht ja aus Sternenstaub und kann deshalb auch nur zu Sternenstaub wieder zerfallen, meines Wissens nach.

Das Gedicht: Sehr wortgewaltig, sehr philosophisch, technisch (wie meist) ohne Makel.

Das Mehrwerden der unerfüllten Wünsche / Träume, speziell mit zunehmenden Alter, kann ich persönlich nachvollziehen.
Das gibt aber auch Energie weil wenn jemand alles erreicht hat dann wird ihm eh fad :)
"bevor ein Geist, der diesen Schmerz erträgt" ist der einzige Vers den ich nicht deuten kann...Wer / was ist mit diesem Geist gemeint?

Gruß wolfmozart

Erich Kykal

Re: Die Sterblichkeit der Seele
« Antwort #10 am: November 11, 2017, 17:21:57 »
Hi WM!

Mit dem "Geist" ist der Verstand gemeint, der irgendwann nicht mehr an die Existenz einer Seele glauben will, diesen Schmerz also erträgt, und die Seiten schließt, die die Seele verzweifelt wendet - sprich das (heilige) Buch schließt, das von der Existenz der Seele erzählt. Das kann ein heiliges Buch sein, das Buch des Lebens allgemein, oder die von dieser einen Person bisher beschriebenen Seiten im Buch des eigenen Seins.
Es sagt aus, dass ein Bewusstsein beschließt, dass man ein Leben ohne den Glauben an eine Seele leben kann. Das ist die Sterblichkeit der Seele.

Vielen Dank für Kommi und Lob.  :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 29, 2020, 11:21:32 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.