Autor Thema: Zuversicht  (Gelesen 992 mal)

Agneta

  • Gast
Zuversicht
« am: November 04, 2018, 11:54:14 »
Zuversicht

Und wenn die Sommervögel schnatternd ziehen,
als hätten sie den Mut sich nur geliehen,
dann malen sie der wehen Sehnsucht Bilder,
und eine weiße Sonne scheint uns milder.

Und wenn die Menschen Kerzen sich entzünden,
mag das im Dunkel noch von Hoffnung künden.
Dann lächeln sie, denn keins ist je verloren.
Mit ersten Primeln wird es neu geboren.



Sufnus

Re: Zuversicht
« Antwort #1 am: November 04, 2018, 17:56:46 »
Schöne, Zuversicht-stifende Zeilen, liebe Agneta!
Der Tonfall spielt in seiner gelassenen Unangreifbarkeit ganz leicht ins "Entrückte", was dafür sorgt, dass der Reim "Bilder - milder" bei mir gleich die Assoziation an den späten Hölderlin und sein - auch thematisch nicht ganz unverwandtes - Gedicht "Winter" geweckt hat. :)
Nur eine kleine Idee für eine "eventülle" Verbesserung: Die "wehe Sehnsucht" ist fast ein Beinahepleonasmus ;) und kommt für mich eher Metrum- als Inhaltsgeschuldet rüber. Wie wärs mit: "dann malen sie der Sehnsucht Reisebilder" oder "dann malen sie dem Auge Sehnsuchtsbilder" o. ä.?
Sehr gern gelesen! :)
S.

Erich Kykal

Re: Zuversicht
« Antwort #2 am: November 04, 2018, 19:40:15 »
Hi Agneta!

Gefällt mir auch, bloß was ist gemeint mit S2Z3: "keins" und S2Z4: "es"? "Keins" wovon? Worauf bezieht sich das "es"?

Wenn mit "keins" die "Bilder" aus S1Z3 gemeint sein sollten, dann müsste es logischerweise in S2Z4 "werden sie (die Bilder) neu geboren" heißen, oder?

Wenn sich das "keins" auf die Menschen in S2Z1 bezöge, bliebe das "es" aus S2Z4 ebenfalls unlogisch, abgesehen davon, dass es dann "keiner" heißen müsste.

Alles würde sich auflösen, wenn man statt des "keins" in S2Z3 einfach "nichts" einsetzen würde, denn das "es" aus S2Z4 könnte sich dann genau darauf beziehen!

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Zuversicht
« Antwort #3 am: November 04, 2018, 22:46:39 »
bloß was ist gemeint mit S2Z3: "keins" und S2Z4: "es"? "Keins" wovon? Worauf bezieht sich das "es"?

"Keins" kann auch als (etwas altertümlicher) Ausdruck für "keine und keiner", "niemand" verwendet werden. Man kann also (auch ohne vorher von einem grammatischen Neutrum wie z. B. einem Kind gesprochen zu haben) sagen: Keins wurde verletzt (= niemand wurde verletzt).

Erich Kykal

Re: Zuversicht
« Antwort #4 am: November 04, 2018, 23:40:06 »
Hi Suf!

Mag sein, aber es klingt höchst seltsam und erschwert unnötig das Finden des Bezugs. Und das "es" in der letzten Zeile erklärt es auch nicht.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Zuversicht
« Antwort #5 am: November 09, 2018, 10:58:15 »
Lieber Sufnus, lieber Erich,

ich danke euch für eure Einlassungen, die mich freuen.
In der Tat meinte ich es so, wie Sufnus schrieb: Keins, das alte Wort für niemand. Da es Neutrum ist, bezieht sich dann das "es" darauf.


Mein Gedicht spielt an auf die Seelenwanderung, Reinkarnation,an die ich glaube, obwohl mich nie jemand dazu ermuntert hat und ich als Christin erzogen wurde.
Tröstlich für Hinterbliebene, und so war es hier gedacht. Ich dachte an Cyparis und auch an den Todestag  eines Vaters, der sich gestern 20 Mal jährte.

LG von Agneta

wolfmozart

Re: Zuversicht
« Antwort #6 am: November 10, 2018, 10:40:42 »
Hallo Agneta,
ein sehr schönes naturphilosophisches Gedicht.

Gern gelesen

wolfmozart

Agneta

  • Gast
Re: Zuversicht
« Antwort #7 am: November 11, 2018, 09:02:50 »
danke schön, lieber Wolf. LG von Agneta