Harte Droge

[Erich Kykal]

Nur einmal noch! Zum aller-, allerletzten Male
den Taumel spüren, der Erlösung bunte Krallen!
Der nackten Selbstvernichtung in die Arme fallen
auf dieser grausam abwärts führenden Spirale.

Nur einmal noch die streichelweichen Träume reiten
auf dieser Himmelsachterbahn verseuchten Blutes,
die dich geborgen hält und seltsam guten Mutes,
so lange du sie fährst in stumpfem Widerstreiten

verzweifelter Gefühle. Ein enttäuschtes Hoffen
verzehrt sich welkend in organischen Verliesen,
die keine Lebenstüren unverschlossen ließen -
und nur der kalte Weg nach unten steht noch offen:

Nur einmal noch! Zum aller-, allerletzten Male!
So redet man sich ein, wenn die Dämonen rufen,
doch immer weiter nur hinab geht es auf Stufen
aus krankem Fleisch in eines hohlen Leibes Schale.
 

[Agneta]

ich denke, hier geht es um den Kampf eines Süchtigen ( Drogen oder Alkohol) um sich selbst.
Dieser Kampf ist sicherlich ein sehr schwerer und dennoch, bleibt es nicht beim Nein, wird das allerletzte Mal immer wieder kehren. Du hast die Verzeiflung und Traurigkeit dieses Zustandes sehr gut rübergebracht, lieber Erich.
LG von Agneta

[Erich Kykal]

Hi Agneta!

Ja, der ewige Selbstbetrug des Süchtigen: Das nächste Mal ist immer das letzte Mal! 

LG, eKy

[gummibaum]

Dieses Verhaltensmuster zieht sich durch manches Leben. Ich wünsche mir auch immer: das ist jetzt mein letztes Gedicht! Aber die Droge ist stärker...

Sehr gern gelesen, lieber Erich.

LG gummibaum   

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Oh ja - die Sucht nach Lob und Beifall! Oh wie gut auch ich sie kenne! 

Was haben wir aber auch so schwache Egos, die sich immer wieder daran hochziehen müssen! 

Geseufzte Grüße, eKy

[gummibaum]

Habe das Gedicht gerade noch einmal gelesen. Es beschreibt die Hoffnungen und die "tödliche Abwärtsspirale" wirklich sehr treffend.

LG g

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Vor allem um den lauthalsenden Selbstbetrug war es mir zu tun - je mehr uns die Kontrolle entgleitet, desto zwanghafter versuchen wir uns davon zu überzeugen, dass wir sie - irgendwie - doch noch haben. Das kann jahrelang so gehen, ehe man sich eingesteht, wie es wirklich um einen bestellt ist!

LG, eKy