Autor Thema: Licht und Schatten  (Gelesen 596 mal)

Erich Kykal

Licht und Schatten
« am: Februar 11, 2019, 18:51:04 »
Ein scheues Licht aus einem Pappkarton,
ein schwaches Flackern, wer bemerkt es schon
in all dem grellen Gleißen ringsumher,
bei aller Dunkelheit, die regenschwer,

vom Neonglanz des Wohlstands übertaut,
den er in ferne Wolkenkratzer baut,
sich in die letzten stillen Bilder frisst,
bis man die feuchten Pappkartons vergisst.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Licht und Schatten
« Antwort #1 am: Februar 11, 2019, 19:18:42 »
Lieber Erich,

einfach, aber sensibel und wahr geschrieben. So etwa geht ja es vielen guten Seelen in schlichter Verpackung. Sie werden von imponierenden Fassaden überragt und grellem Licht überstrahlt, nicht wahrgenommen oder gleich wieder vergressen.

Sehr gern gelesen.

LG g

Erich Kykal

Re: Licht und Schatten
« Antwort #2 am: Februar 11, 2019, 19:45:54 »
Hi Gum!

Dies entstand aus einem Bild, das mir aus vielen amerikanischen Filmen oder Dokus geläufig ist: Menschen, die in Pappkartons hausen, unter Brücken die Straße entlang gestapelt, bis der nächste Regenguss sie aufweicht und fortwäscht - und all das vor dem illuminierten Panorama himmelstürmender Skylines! Welch ein Kontrast, und welch eine Armutserklärung des sozialstaatsverachtenden Kapitalismus in Reinkultur!  :( >:(

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 21, 2022, 10:36:35 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Licht und Schatten
« Antwort #3 am: Februar 11, 2019, 20:18:15 »
So habe ich es in den USA erlebt, und es gab vor langer Zeit "Bilder aus Amerika" von Jakob Holdt, der es bedrückend eingefangen hatte. Der Kapitalismus erzeugt mehr Armut und Gleichgültigkeit als Wohlstand und Reichtum. Dein Gedicht lässt aber auch eine allgemeinere Interpretation zu.

LG g