Liebe Agneta,
Du teilst immer so zarte, ja anmutige, Verse mit uns - vielen Dank dafür!

Bei diesen habe ich nur ein paar kleine Anmerkungen - die aber nicht die zauberhafte Wirkung berühren, die von den Zeilen ausgeht.
Insgesamt, finde ich, sind ein oder zwei "als"-Vergleich zu viel in dem Gedicht (ich zähle vier). Da diese Ausdrücke nicht gleichmäßig über das Gedicht verteilt sind, wirken sie für mich nicht wie eine rhetorische Wiederholungsfigur, sondern eher wie unabsichtliche Wiederholungen in der Syntax.
Außerdem stellt die etwas unvermittelte Einführung der ungenannten weiblichen Figur (ist es das LI, das von sich in der dritten Person redet oder ist es die in S1 erwähnte Seele?) für mich einen kleinen Irritationsfaktor dar und erinnert mich etwas an Kurzgeschichten, in denen häufig auf diese Weise eine zentrale Figur, als eine nicht näher ausgeführte "sie" oder "er", im ersten Satz eingeführt wird ("Sie unterschätzen mich, Mr. Snugglethorpe", lachte sie leise und wies mit graziöser Geste auf den bulligen Mann am anderen Ende des Raums, der sie verwundert anstarrte usw.). Ich hätte persönlich gerne ein zwei Stichworte mehr an Information zu Beginn - aber das ist auf alle Fälle eine sehr subjektive Geschmacksfrage.
Mein letzter Punkt betrifft die erste Strophe: Da ist mir der Ausdruck "als sprächen sie der Seele... nah." nicht ganz klar. Es liest sich, als habe da ursprünglich "als sprächen sie der Seele... zu." gestanden und das sei reimgeschuldet dann geändert worden.
Davon abgesehen, finde ich die Parallelsetzung der Vaterfigur und des Vaters Rhein äußerst gelungen! Chapeau! Trotz Einordnung in den "Hoffnungs-Thread" ist das für mich nicht als ganz eindeutiges, "harmloses" Idyll zu lesen - wenn Vater (Rhein?) die Frau an der Hand hält, kann es natürlich eine tröstende oder liebevolle Geste sein, aber der Gedanke, hier wolle jemand in die Wellen gehen, ist nicht vollständig zu verscheuchen. Das erzeugt für mich einen sehr beeindruckenden, mehrdimensionalen Gestus!
Und formal möchte ich noch den Waisenreim der letzten Strophe hervorheben. Dieser Trick schafft bei mir den Leseeindruck, als höre das Gedicht mit drei Pünktchen auf - dem Leser bleibt Raum, eine Leerstelle mit eigenen Assoziationen zu füllen. Finde ich ganz besonders schön!

Sehr gerne gelesen also!
S.