Autor Thema: Die Beiden  (Gelesen 631 mal)

Agneta

  • Gast
Die Beiden
« am: August 02, 2019, 10:11:20 »
Die Beiden

Sie säumten Stunden
sich zu einem Kleid,
das weit
genug war für sie beide.

Aus Seide lag es an, schuf Enge,
Gedränge – im Tumult
vernähten sie ihm Baumwollfäden,
zu zieren du zu nivellieren.

Sie kamen sich so nah,
dass sie sich fühlten,
sich kühlten ihre hitzgen Köpfe.
im Quell der Wortefedern,
so zart wie Haut, so duftig.

So luftig flog das Kleid
im Wind.
Er spinnt ein Sein,
das eignen Mustern folgt,
die ihm brillieren.

Und irgendwann
stand eins allein
im Kleid aus Baumwollzwirn und Seide,
das weit genug gewesen wär
für beide.

Sufnus

Re: Die Beiden
« Antwort #1 am: August 02, 2019, 11:40:49 »
Liebe Agneta!
Juhu! Ein etwas modernerer Ton bereichert unsere meist recht traditionell gehaltenen Werke. Das ist ein wirklich luftiger Klang (wie passend angesichts der textilen Metapher!) mit locker hingestreuten Reimen, die das klassische Endreimschema auf eine wunderschöne Weise brechen. Gefällt mir ganz außerordentlich gut. Begeisterung!  :D

Sehr sehr gerne gelesen! :)

S.

---

Ich hab mal noch ein bisschen mit Deinen Zeilen gespielt - nicht als Verbesserungsvorschlag gemeint, nur als Ideenvorlage für mögliche Variationen, mit denen man noch experimentieren könnte. :)

Die Beiden

Sie säumten Stunden
sich zum Kleid,
das weit
genug für beide war.

Aus Seide lag es an, so zarte Enge,
Gedränge, Haut, Tumult...
vernähte Nähe, Appliqué,
Decorum, Brustpunkt, Princess Seam.

Kein Paspeln, nur sich fühlen,
sich kühlen, Hitze, Köpfe,
wie Taft, die Worte federn,
die zweite Haut, der Duft

aus Luft, ein Kleid
im Wind.
Er spinnt ein Sein,
das eignen Mustern folgt,
nie wieder Nahtzugabe.

Und irgendwann
stand eins allein
im Kleid aus Baumwollzwirn und Seide,
das weit genug gewesen wär
für beide.

Erich Kykal

Re: Die Beiden
« Antwort #2 am: August 02, 2019, 11:55:21 »
Hi Agneta!

Schöner lyrischer Inhalt: Ein Kleid, aus Zeit gewebt, ein Kokon für eine große Liebe, und dennoch, die Zeit, die sie kleidet, ist letztlich fühllos und gleichgültig, und nichts bleibt für immer - zuletzt bleibt eines über, allein in der Zeit ...

S2Z4 - Das "du" soll wohl ein "und" sein?

S4Z5 - Etwas/jemand KANN brillieren, aber ob etwas JEMANDEM brillieren kann? Es klingt zumindest irgendwie unrichtig ...


Ich versuche auch mal eine Bearbeitung:

Sie säumten die Stunden
sich zu einem Kleide,
das wonnig und weit
genug war für sie beide.

Aus Seide gewirkt, schuf es Enge,
Gedränge – im Tumult
nähten sie Baumwollfäden
in seine Geduld.

Sie kamen so nah sich an der Borte,
dass sie sich fühlten ohne Worte,
sich kühlten die hitzgen Köpfe.
im Quell der federnden Worte,
so zart wie Haut, so duftig.

So luftig flog das Kleid
im eilenden Wind.
Er spinnt ein Sein,
das eignen Mustern folgt,
die irisieren.

Und irgendwann
stand eines allein
im Kleide aus Baumwollzwirn und Seide,
das weit genug gewesen wäre
für beide.


Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

wolfmozart

Re: Die Beiden
« Antwort #3 am: August 03, 2019, 11:47:09 »
Hallo Agneta,

ein sehr ansprechendes Werk das schön mit Metaphern arbeitet.

Gern gelesen

wolfmozart