HI Gum!
Gefällt auch mir gut, nur den Terminus "beschenken", der ja so positiv besetzt ist, würde ich nicht auf Folter beziehen wollen.
Zum Inhalt: Natürlich muss man Eier zerbrechen, wenn man ein Omelett backen will. Natürlich werden Terrorverdächtige IMMER behaupten, sie wären unschuldig und nur durch Zufall in etwas hineingeraten. Nicht wenige Täter und Mitwisser sind so sicher wieder freigekommen. Und wie viele unschuldige Anschlagsopfer könnten heute noch leben, wenn man nur "nachdrücklicher" gefragt hätte?
Ich finde, auch diese Fragen muss man sich stellen. Natürlich wird der "zivilisierte" Mensch versuchen, sich die Sache schönzureden - dass er überhaupt eine Rechtfertigung braucht, beweist seine noch vorhandene Menschlichkeit. Aber wo jetzt genau die Grenze ziehen?
Ich sage: Wenn es nur darum geht, jemanden zu unterdrücken, zu brechen, "auf Linie zu bringen", ist Folter natürlich völlig off limits. Aber wenn es darum geht, wahre Bösewichte aufzubringen und Morde an Unschuldigen zu verhindern - wäre es dann statthaft? Würde man einen Kindermörder foltern, um ihm abzupressen, wo der das letzte - noch lebende - Kind versteckt hat, um es zu retten?
Und was macht es mit einem selbst? Wird man dann selbst zum Monster, gewissenlos und sadistisch?
Ich sage: Nein. Man tut das Nötige, wo es wirklich nötig ist. ICH würde den Kindermörder foltern, ohne alle Gewissensbisse. Und ich würde bei hinreichendem Tatverdacht auch den Terrorverdächtigen foltern, um diese wahnsinnigen Religionspsychopathen aufzuhalten. Und ich würde hinterher auch nicht mit Rechtfertigungslametta rascheln, um mich als Gutmensch darzustellen, den die Umstände zu etwas gezwungen haben, was er normalerweise nie tun würde.
Ich denke, das wäre ohnehin klar und selbstredend!
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, relativiert sich die Moralität. Das Gedicht stellt gute und wichtige Fragen. Verrät man, was man verteidigen wollte, wenn man zu Mitteln greift, die sonst nur die zu Bekämpfenden anwenden würden? Und zwar ohne alle Gewissensbisse? Sind jene zu verurteilen, die es tun?
Ich sage: nur wenn sie das Maß verlieren, wenn die Tat zur gewohnten Selbstverständlichkeit wird. Man muss immer - auch sich selbst gegenüber - wachsam bleiben, ob man noch dort steht, wo man hinzugehören glaubt. Sonst endet man womöglich bei jenen, denen es Spass macht, anderen weh zu tun ...
Eine schwierige Sache - und da gibt es meines Erachtens kein Patentrezept.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy