Autor Thema: Rahmung  (Gelesen 1327 mal)

gummibaum

Rahmung
« am: April 06, 2020, 15:19:27 »
Ich stelle einen leeren Rahmen
am Wegrand auf, das fängt den Blick
und gibt den Herren und den Damen
die Landschaft als ein Bild zurück.

Tatsächlich bleiben alle stehen,
berauscht vom Ausschnitt der Natur
und suchen nach ergötztem Sehen
am Bildrand meine Signatur…


Erich Kykal

Re: Rahmung
« Antwort #1 am: April 06, 2020, 17:31:18 »
Hi Gum!

Es gibt in Österreich seit geraumer Zeit eine Sendung, in der man sich den von dir hier beschriebenen Effekt zunutze macht: "Aus dem Rahmen" - es geht darin um österr. Kulturgüter aller Art. In jeder Sendung taucht hinter dem Moderator ein riesiger vergoldeter Barockrahmen auf, der einen bestimmten Ausschnitt des landschaftlichen oder baulichen Hintergrundes einfängt.

Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Rahmung
« Antwort #2 am: April 06, 2020, 17:59:39 »
Dann ist das ja ein aktuelles Thema. Danke, lieber Erich.

Frühlingsgrüße
gummibaum



Eisenvorhang

  • Gast
Re: Rahmung
« Antwort #3 am: April 06, 2020, 19:06:43 »
Hi Gummibaum,

was Du beschreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen!
Ich war 2014 im Schwarzwald im Rahmen einer Exkursion der Universität zum Thema Landschaftsmalerei.
Unweit des Feldbergs stand eine sehr große Eiche und direkt daneben ein großer Rahmen aus massivem Holz. Ein Freund und ich ließen uns zum Malen dort nieder.
Wie man als junger Student so ist, trinkt man halt was. Mein ehemaliger Kumpel baute in seinem Werk mitten in der Szenerie eine Art "Novemberstadt" ein und ich...
Ich stellte mir vor, wie im Tal, mitten im Nirgendwo... Ein Rotlichtviertel steht mit nur einer einzelnen Frau darauf zu sehen. Vielleicht finde ich noch irgendwo ein Bild davon.

Die letzte Zeile deines Gedichtes gefällt mir sehr: So erfahren die Strophen eine besondere Zuneigung.


Im Schwarzwald einst, ich war im Suff,
stand ich vor einem Landschaftsrahmen.
In Wirklichkeit warn es Reklamen
des Hauses nah am Feldbergpuff.

Ich glaub, ich hatte mich verirrt!
Die Fenster schienen schon sehr müde,
der Räume Lichter ziemlich prüde:
erregt, bedrückt, fast wie verwirrt.

Doch ich vergaß, ich war ein Maler,
zu malen war es meine Pflicht,
sehr gotisch schien das Straßenlicht -
mein Leben lebte sich kausaler.

So kam es wie es kommen sollte:
Ein Bild aus Wald und Straßenpuff,
mit einer Frau in einem Muff,
die eigentlich was andres wollte...

Die Striche, die ich zog, warn krumm,
wie Wege, die nie zu mir kamen,
wie tausend Farben ohne Namen,
verschmiert, zerspellt, zerspachelt, stumm. 


vlg

EV

Erich Kykal

Re: Rahmung
« Antwort #4 am: April 06, 2020, 21:29:48 »
Hi EV!

Dein Gedicht zur erwähnten Geschichte über deine Malkunst gefällt mir sehr gut! Just ad hoc geschrieben, oder ein älteres Werk?

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Rahmung
« Antwort #5 am: April 06, 2020, 21:42:50 »
Danke, lieber Eisenvorhang. Ein wirklich schönes Gedicht über einen Zustand, in dem sich Fiktion und Wirklichkeit überlagern.

Frühlingsgrüße von gummibaum





 

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Rahmung
« Antwort #6 am: April 06, 2020, 22:28:28 »
Hi EV!

Dein Gedicht zur erwähnten Geschichte über deine Malkunst gefällt mir sehr gut! Just ad hoc geschrieben, oder ein älteres Werk?

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy

Hi Erich,

Ad hoc, 2014 konnte ich noch nicht dichten, inspired by gum, von den Tasten in den Beitrag. :)

Schön, dass es mundet.


vlg

EV