Hi Gum!
Sehr schön - du hast gerade eine philosophische Phase.
S1Z3 - Ich hätte geschrieben: "was
Worte uns wie Glück und Schmerz", denn es sind ja unzweifelhaft zwei Begriffe, also Plural. Damit deine Version formal stimmig wäre, müsstest du "oder" statt "und" einsetzen, aber das würde mit der Metrik kollidieren.
S2Z1/S3Z2 - Die Wortwiederholung von "Zeichen" ist mir hier doch aufgefallen. Wie wäre es, in S2 stattdessen "Gesten" zu schreiben?
Es geht darum, dass wir von uns auf andere schließen, dass wir die "Zeichen" in unserem Sinne auslegen und ähnliche Erfahrungen unterstellen, wie wir sie selbst in deren Zusammenhang gemacht haben. Das ist empathiebildend, aber es kann auch sehr in die Irre führen - und es macht uns anfällig für Manipulation und Suggestion. Leider sind wir als soziale Wesen nun mal so gestrickt. Wäre es nicht so, wir würden den lieben langen Tag damit zubringen, uns einander zu erklären, und kämen zu sonst nichts mehr!
Sozialer und kultureller Kontext wird vorausgesetzt, damit ein reibungsloses Miteinander Zeit und Mühen sparen hilft, und wir erweitern das gern auf den persönlichen Erfahrungsschatz und unsere Selbsterforschung, die wir anderen überstülpen, als könnte es nicht anders sein für jene, mit denen wir interagieren.
Ein befreundeter Kabarettist beschrieb das mal so: Er kannte einen, der mit absoluter Überzeugung davon schwärmte, dass sich doch JEDER brennend für das englische Königshaus interessieren würde: Was die Prinzen gerade mit wem machten, wie es der Queen ginge, und den Gesundheitszustand von Prinzgemahl Phillip.
Und wie unmöglich dieser Person klarzumachen gewesen sei, dass dem NICHT so wäre - sie war so intensiv in dieses Thema eingewoben, dass sie jedes objektive Maß für die Realität verloren hatte und automatisch schloss, jeder andere würde dasselbe Interesse teilen.
Diese Sorte Mensch langweilt dann seine Umgebung mit endlos langen und langweilig detailreichen Vorträgen über das so geliebte "Fachgebiet", ohne zu merken, wie sehr sie ihr Umfeld damit nerven!
Mir erging es so, als ich als Student (noch) Gedichte schrieb: In der Mensa war es schon ein Running Gag: "Alles unter die Tische, der Kykal kommt mit einem neuen Gedicht!" Erst viel später wurde mir klar (weil freundlich, aber bestimmt klar GEMACHT), dass andere sich NICHT so brennend für Wortkunst interessierten wie ich! Und mit Reimen würde ohnehin keiner mehr schreiben. Ich zog mich gekränkt zurück und schrieb an die 25 Jahre gar nichts mehr ...
Jaja, die Verscherungen dank unserer unzulänglichen Kommunikationsmöglichkeiten und sozialen Hemmungen ...

Sehr gern gelesen!

LG, eKy