Helden
Sie hatte ihm geglaubt,
als Blumen an dem Feldrand sprossen
und Tage ihr in Goldnes gossen.
Denn Glauben ist erlaubt!
Sie hatte ihm gegeben,
als sanfte Küsse innig flossen,
hat sie es doch so sehr genossen.
Und an der Hauswand woben Reben.
Sie hatte ihm verziehen,
als Blumen ihre Köpfe senkten,
sich Zeigefinger warnend schwenkten.
Denn Heldenzeit ist nur geliehen.
Erst als ihr kleiner Sohn ihn rügt,
weshalb er immer denn so lügt,
da findet er dem Kind kein Wort
und geht für immer fort.
xXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxX
xXxXxX
xxXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxX
xXxxXxXxX
xxXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxX
xXxxXxXxX
xXxXxXxXxX
_xXxXxXxX
_xXxXxX
Hi Agneta!
Schönes Gedicht über Treue und Aufrichtigkeit in einer Beziehung. Interessant, dass er die Frau offenbar problemlos immer weiter belügt, aber bei der Anklage des Kindes Konsequenzen zieht - oder war das nur der sprichwörtliche letzte Tropfen?
Metrisch finden sich leider ein paar Unregelmäßigkeiten, die allerdings auch nicht in regelmäßiger Abfolge auftreten. Lässt man Kadenzenwechsel (S2Z1, S3Z1, S4Z2,3) außen vor, bleiben immer noch einige Zeilen mit eindeutiger Überlänge, die eine klare Taktung des Werkes verhindern (S2Z4, S3Z4, S4Z1). Diese solltest du unbedingt angleichen . entweder die genannten verkürzen oder alle anderen entsprechend positionierten Zeilen verlängern.
Hinterfragenswert ist auch der plötzliche Wechsel des Reimschemas in S4 - statt wie sonst ABBA plötzlich AABB. Ein Kniff, um Aufmerksamkeit für die Conclusio zu schüren?
Hier mal eine Version mit durchgehaltenem Hebungsschema 3443 (wie S1 der Ursprungsversion):
Sie hatte ihm geglaubt,
als Blumen an dem Feldrand sprossen
und Tage ihr in Goldnes gossen.
Denn Glauben ist erlaubt!
Sie hatte ihm gegeben,
als sanfte Küsse innig flossen,
hat sie es doch so sehr genossen
mit ihrem ganzen Leben.
Sie hatte ihm verziehen,
als Blumen ihre Köpfe senkten,
sich Zeigefinger warnend schwenkten.
Die Zeit war nur geliehen.
Erst als ihr Sohn ihn rügt,
weshalb er Mutter so belügt,
da findet er dem Kind kein Wort
und geht für immer fort.
S4Z2 habe ich mir aus sprachstilistischen Erwägungen abzuwandeln erlaubt, dein "immer denn" erschien mir etwas linkisch formuliert und eher wie ein Füllwörtermarathon ... - ich kann mir vorstellen, dass du es bewusst so formuliert hast, um die - linkische - Sprachhabung des Kindes anzudeuten, aber das Kind spricht ja nicht direkt selbst hier, und mir gefiel diese Stelle nun mal nicht, sorry.
Geändert habe ich auch S2Z4. Dein Satz wäre unvollständig, es müsste heißen "woben
sich Reben hoch (oder entlang)". Wenn sie
nur "woben", würde das heißen, dass sie wie Menschen eine Art Struktur oder Gewebe hergestellt hätten, eben mit einem Prozess das (aktiven) Webens. Dann hätte der Satz allerdings noch anfügen müssen, WAS die Reben dort an der Wand woben: Ein Muster? Einen Vorhang? Eine grüne Matte?
Sprache ist ein sehr akurates System, und man muss die Bausteine sorgfältig fügen, damit genau das ausgesagt wird, was man ausdrücken möchte, und korrekt gefügt nach den Regeln der Grammatik und Semantik sollte es auch noch sein. Dann noch schematisch gereimt und in einen vorgegebenen Takt passend - schwierige Sache ...

Nimm, was dir von meinen Vorschlägen brauchbar oder annehmbar erscheint - oder finde eigene Lösungen, solltest du ein Problem sehen.
Sehr gern gelesen und mitgebastelt!

LG, eKy