Keine Rubrik für spirituelle Lyrik

[AlteLyrikerin]

Hallo zusammen,

die Wiese bietet keinen Ort, quasi keinen heiligen Stein, an dem spirituelle Gedichte abgelegt werden könnten. Auch wenn sie nicht dem Zeitgeist entsprechen, religiöse Themen gehörten schon immer zur Lyrik, und wie Rilkes Stundenbuch zeigt, kann das auch auf einem so hohen Niveau geschehen, dass selbst Agnostiker und Atheisten davon nicht verärgert werden.

Was denkt ihr darüber?  Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

P.S.: Eine eigene Rubrik für Religiöses könnte auch dazu dienen, dass Leser, die auf Religion lebensbedrohlich allergisch reagieren, da gar nicht erst reinschauen müssen.

[Eisenvorhang]

Damit hätte ich kein Problem! Die Frage ist, inwieweit Jenny in der Lage ist Rubriken zu erstellen. Wir sind ja alles Laien und die, die sich einst um das Forum kümmerten sind, soweit ich weiß, hinfort.

vlg

EV

[Martin Römer]

Hallo -

dies Forum hier wurde ja gegründet von Anneliese, war quasi ihr Vorgarten, die vor mehr als einem Jährchen starb.
Über Religion hat sie gut und gerne gespottet, gern manches Gift ausgekippt.
Gleichwohl denke ich an die jenseitigen Klänge, die an die Momente der Vollkommenheit gerichtet waren, wie sie standhafte Menschen empfangen mögen.

Ich denke vorsichtig, wir sollten es bei dieser Gangart belassen und nicht dem Jahrmarktszauber anheimfallen.
Wie wäre es mit dem Bereich für die Hoffnungslieder?

Auch mich vermag das Frömmelnde nicht allzu sehr zu berühren.
Sei nicht erzürnt, ich hab dahingemurmelt, was mir justament einfiel.


Viele Grüße
M.

[Sufnus]

Ich hätte das Gefühl, dass damit eine ungute Ausgrenzung von Religiosität einherginge... mir scheint, es gäbe dabei mehr zu verlieren als zu gewinnen. Der Tonfall ist hier in der Wiese doch allgemein so respektvoll, dass wir es vielleicht lieber mit einem Miteinander versuchen sollten... wie Martin schon vorgeschlagen hat, würden sich religiöse Texte doch im Hoffnungs-Thread gut machen oder auch im philosophischen Bereich, da reiht sich ein credo ut intelligam ja bestens ein.
Natürlich müsste jeder, der einen religiösen Text einstellt, damit rechnen, mit eKys grimmiger Abrechnung mit dem Gottesglauben konfrontiert zu sein oder mit meinen spitzfindigen Theologismen eines Ungläubigen... aber weder eKy noch ich würden den Menschen attackieren (soweit der Vorsatz! ) und insofern stünde da ja einem gedeihlichen und sogar anregenden Miteinander (!) nichts im Weg, wie ich finde.
Eine Absonderung des Religiösen in einen eigenen Raum dürfte nach meiner Erwartungshaltung eher Anwürfe auf sich ziehen als diesen vorzubeugen, sonst müsste man ja quasi eine Gesichtskontrolle beim Betreten des Religions-Threads einführen und das ist eine gruselige Vorstellung. Die Offenheit christlicher Gotteshäuser hat mir immer gut gefallen und wenn ich in einer fremden Stadt bin, suche ich häufig ihre schönen Kirchen auf und verhalte mich dann in ihrem Inneren auch respektvoll und freundlich zugewandt. ... erst wenn ich wieder draußen bin, schreibe ich vielleicht einen Vers...
LG!
S.

[AlteLyrikerin]

Lieber Martin, lieber Sufnus,

Eure Argumente haben mich überzeugt. Warum nicht die Rubrik Hoffnung, oder je nach Schwerpunkt der Themensetzung die philosophische Ecke?
Also werde ich dort gelegentlich und immer wieder einmal meine Sicht einstellen. Vor Kritik und satirischen Antworten fürchte ich mich nicht. Wer eine Auseinandersetzung über seine Überzeugungen nicht bestehen kann, sobald mit scharfen "Waffen" gefochten wird, der ist sich seiner Position nicht sicher.

Ich kann durchaus ein atheistisches Gedicht goutieren, wenn seine lyrischen Mittel eben auch gut sind. Das fehlt mir übrigens in vielen Foren. Wenn der Inhalt nicht gefällt (ob nun politisch, theologisch oder philosophisch) wird über die lyrischen Mittel nicht mehr geredet. Eine Grenze muss es freilich auch geben. Ein Gedicht mit faschistischem Inhalt könnte ein Meisterwerk sein, ich würde es verachten.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

[Seeräuber-Jenny]

Das sehe ich auch so. Schließlich ist Religion eine philosophische Frage.