Autor Thema: Die ewigen Momente  (Gelesen 871 mal)

Erich Kykal

Die ewigen Momente
« am: Juli 05, 2020, 13:19:09 »
Wie seliger, in deinen Duft zu tauchen,
ist meine Stille, wenn sie ihr Begehren
in die Momente, welche ewig währen,
verströmen kann und ihre Lust gebrauchen.

In deiner Lippen Wärme wohnen Welten
entrückten Fühlens, und mein Hauterspüren
an dir gerinnt in mir zu neuen Türen,
die meinem Geist als Domportale gelten.

Wie sind wir so, einander hingegeben,
erforschend, was des Fleisches Brücke trägt,
allein nur Fühlende, aus deren Leben

ein Seufzen sacht nach Paradiesen tastet,
die sich verschließen, wenn der Drang sich legt,
und wieder Alltag auf den Sinnen lastet.
« Letzte Änderung: Oktober 14, 2020, 14:18:56 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Die ewigen Momente
« Antwort #1 am: Juli 05, 2020, 19:42:48 »
Lieber Erich,

solche Momente, in denen wir uns ganz dem Fühlen aufschließen und gegenseitig die kostbarsten Genüsse zu gewähren, tragen Ewigkeit in sich. Eine besondere Sensibilität, die das LI hier auszeichnet, ist natürlich dazu nötig. Zu dem "seliger" finde ich kein "als".

Sehr gern gelesen.

Herzliche Grüße   
gummibaum
« Letzte Änderung: Juli 05, 2020, 20:18:44 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Die ewigen Momente
« Antwort #2 am: Juli 05, 2020, 20:03:52 »
Hi Gum!

"Wie seliger ... ist meine Stille, wenn sie ..."

Hier ist auch kein "als" vonnöten, seliger steht einfach in der vergleichenden Bedeutung von "mehr als selig". Das "als" wird hier durch das weiterführende "wenn" ersetzt.

Vielen Dank für die geneigten Worte!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Die ewigen Momente
« Antwort #3 am: Juli 06, 2020, 11:53:12 »
Lieber Erich,

solche Momente währen ewig, wenn man sie in der Stille erinnert. Gebrauchen finde ich etwas schnöde... naja. Laben oder so etwas pathetisches hätte ich passender gefunden. Ja, es mag sein, dass die Sehnsucht danach uns tiefer erscheint als der Moment selbst (war). So ist der Mensch. :)
LG von Agneta

AlteLyrikerin

Re: Die ewigen Momente
« Antwort #4 am: Juli 06, 2020, 12:04:44 »
Hi Erich,
ein wunderbares Sonett über die Liebe in ihrer erotischen Gestalt. Vor allem die zweite Strophe bietet Bilder, die wohltuend sich abheben von pornografischer Grobheit und an die Tiefendimension des Eros rühren. Durch Türen des sinnlichen Erspürens "Gotteshäuser" zu betreten, was für ein grandioses Bild.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Die ewigen Momente
« Antwort #5 am: Juli 06, 2020, 16:23:22 »
Hi Agneta!

"Pathos" meint negative emotionale Überfrachtung eines Textes zum Zweck der Manipulation, zB. wenn ein erzkonservativer, militaristischer Monarchist "pathetisch" zum Dienst am Vaterlande aufruft (siehe der Professor in "Im Westen nichts Neues"), oder wenn ein Hormonopfer schwülstig-kitschig der Angebeteten seine "ewige Liebe und Treue" erklärt.

Der Ausdruck "laben" an sich hat also nichts mit Pathos zu tun. Zudem sollte man in gerade "guter" Lyrik jegliches Pathos zu vermeiden suchen, und letztendlich: Finde mal ein anderes gutes Reimwort für diese Stelle, das dorthin passt!  ;)

Kaum eine Erfüllung irgendeiner Sehnsucht ist letztlich so toll wie zuvor ausgemalt. Würde unsere Fantasie nicht übertreiben, wir wären wohl kaum so dahinter her ...


Hi AL!

Danke für das liebe Lob! Ich habe so einige Werke (meist Sonette), wo ich Tabubreiche (zumindest für manche immer noch solche) lyrisch auslote, aber bewusst sprachlich so fein raffiniert und gehoben, dass man nichts Schmuddeliges daran finden kann - oder sollte. (zB "Oralverkehr", "Lustsklave", "Dominus", "Lustknabe", "Callboy", "An eine namenlose Hure", usw...)

Das mit den Gotteshäusern ist witzig, wenn ausgerechnet ich als absoluter No-God-Denker zu so einem Bild greife - aber es vermittelt eben (wie du sagtest) sehr klar und deutlich, was an Hingegebenheit und Dankbarkeit ich so zum Ausdruck bringen wollte.

Nebenbei: Pornografische Grobheit kann auch Spass machen ab und zu - aber vielleicht ist das eher so'n Männerding ...  ;) ;D 8)


LG euch beiden!

eKy

« Letzte Änderung: September 05, 2020, 00:00:10 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Die ewigen Momente
« Antwort #6 am: Juli 09, 2020, 18:44:01 »
für mich ist Pathos nicht negatuiv, Erich, sondern sowas wie Patina an einem alten Geländer. Etwas , das schmückt... :)LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Die ewigen Momente
« Antwort #7 am: Juli 09, 2020, 22:59:53 »
Für mich ist der Terminus eindeutig negativ konnotiert. Wahrscheinlich aber dürfen beide Sichtweisen gelten.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.