Autor Thema: Die kühle Blonde  (Gelesen 1575 mal)

hans beislschmidt

Re: Die kühle Blonde
« Antwort #15 am: August 16, 2020, 11:00:24 »
Wie unterschiedlich doch die Wahrnehmungen sein können.GGG


Ein Fernsehpublikum (handverlesen, klatschen ist Pflicht) ist ganz anders als im Kleinkunsttheater und als Künstler kann man auch keine Fließband Gags von gleicher Güte schreiben. Man muss zwischendurch auch mal auf einfache Kost umstellen, wie bei Lisa "die Royals und ihre Entgleisungen".

ABER in jedem Fall ist sie eine Getriebene der Selbdtdarstellungskunst. Auch ihr Germanistik Master über die Hölle sorgte schon für Aufregung.
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Ein paar Beispiele für die Umkehrschlusspointe, die uns erst auf dem Rückweg überholt, habe ich mal rausgeschrieben. Kabarett ist eine kraftzehrende Angelegenheit und Lisa Eckhart wird das nur eine gewisse Zeit durchhalten. Ich bin gespannt auf ihr Buch, denn Literatur ist eher eine beschauliche Angelegenheit als Stand Up.

Zitat
Natürlich soll man Fleisch essen und zwar nur aus Massentierhaltung. Von Tieren, die wirklich sterben wollen.

Ich bin gegen Abschiebungen per Flugzeug. Das bedeutet eine Tonne CO2-Ausstoß pro Person. Und da kommt bei mir Umweltschutz vor Fremdenhass.

Es war nicht alles schlecht unter Gott. Gut war zum Beispiel, dass alles schlecht war. Denn alles, was man tat, war Sünde.

https://www.heise.de/tp/features/Lisa-Eckhart-Die-Hetzjagd-geht-weiter-4871014.html

Schönen Sonntag euch... Gruß vom Hans
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p.s. Erich, schade, dass du den Prolog über den besoffenen Martin Römer gelöscht hast. Den fand ich richtig kabarettistisch.
« Letzte Änderung: August 16, 2020, 11:12:27 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

gummibaum

Re: Die kühle Blonde
« Antwort #16 am: August 16, 2020, 12:48:54 »
Danke für die Beispiele, lieber Hans,
 
die zeigen, dass es auch intelligente Sequenzen gibt. Sie benutzen die Technik des Arguments (3 Schritte). Der letzte, die Konklusion, enthält aber ein Paradox, das die Aussage umkehrt.

So wird im ersten Beispiel der Fleischkonsument zunächst zu dem aufgebaut, der die Tiere gnädig von der Massentierhaltung erlöst. Hier könnte er sich verstanden fühlen. Mit „sterben wollen“ wird dann, da es um Tiere geht, das Paradox präsentiert. Der Konsument wird zum eigentlichen Auslöser der großangelegten Folter.

Dass der Zuhörer das so auflöst und die Entlarvung auf sich bezieht, bezweifle ich. Er klatscht eher, weil ihn die Unlogik in der Sprachfigur der Logik frappiert und natürlich, weil andere klatschen, die mehr auf das Optische achten.

LG g

hans beislschmidt

Re: Die kühle Blonde
« Antwort #17 am: August 16, 2020, 13:47:59 »
Lieber Gummibaum,
das ist es, was ich meinte.
Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Die kühle Blonde
« Antwort #18 am: August 16, 2020, 18:20:20 »
Hi nochmal!

Schade, Agneta, dass du die Metaebenen ihrer Sprachkunst nicht erfassen zu können scheinst. Auch hier sei Hans für den aufklärenden Link in seinem letzten Kommi hier gedankt, der darlegt, was mir klar war, seit ich sie zum ersten Male sah und dachte: Welch erfrischend aufrichtig und vielschichtig dekonstruktivistischer Paradiesvogel - das wird frischen Wind in die Kabartettszene wehen! Und zugleich schloss ich Wetten mit mir ab, wie lang es dauern würde, bis jemand sie für ihre erbarmungslose Abwatschung aller liebgewonnenen Gesellschaftslügen zu kreuzigen versucht! Beziehungsweise deshalb, weil man sie gar nicht erst richtig versteht ...

Ein bösartiger kleiner Teil von mir mutmaßt mittlerweile ja sogar, dass Lisa diese Ausladung irgendwie selbst inszeniert haben könnte - denn eins sollte klar sein: auf diese Weise hat ihr Buch nun mindestens hundertmal soviel öffentliches Interesse, als es ohne diesen Skandal mit dem ominösen "schwarzen Block" oder der Afd erhalten hätte! Auch Negativwerbung ist letztendlich Werbung! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

LG, eKy

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