Autor Thema: Der Kirchenchor  (Gelesen 1116 mal)

Erich Kykal

Der Kirchenchor
« am: Mai 09, 2021, 11:05:54 »
Blut der Seele: Schöne Stimme,
wage einen klaren Ton -
singe deiner Lebensfreude
hellste Note. Spürst du schon,

wie, getragen von den Hörern,
eine Seligkeit erwacht,
wie berufenen Beschwörern
eine tiefe Zaubermacht?

Glut des Lebens: Große Stimme,
wachse in dein Angesicht,
wie ein hingereckter Pilger
auf der Suche nach dem Licht,

der nicht, im Gebet gefangen,
wissen will, wie ihm geschieht:
Nur zum Himmel zu gelangen,
kennst du, Stimme, dieses Lied.
« Letzte Änderung: Oktober 04, 2021, 10:03:10 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Der Kirchenchor
« Antwort #1 am: Mai 09, 2021, 18:04:07 »
in der Tat haben Chöre eine besondere Macht, Die vielen Stimmen, die das Lied tragen, faszinieren. Als würde jemand eine Posaune spielen. LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #2 am: Mai 09, 2021, 20:05:17 »
Hi Agneta!

Nicht umsonst hat unsere Religion sich den Chorgesang gern zu eigen gemacht - begabte Stimmen KÖNNEN magisch sein! Und gerade im Hall eines großen Kirchenraumes kommen sie umso mehr zur Geltung. Abgesehen von der geisttötend monoton wiederholten Botschaft versprochener Erlösung, Seligkeit und göttlicher Größe, Übermacht und Vergebung in den meisten religiösen Liedtexten ein erhabenes Erlebnis, vor allem, wenn in Latein gesungen wird - da versteht man gnädigerweise zumeist die nachgerade jämmerliche Schleimerei nicht!  ;) ;D 8) >:D

Umso eher weiß man so die Magie der Gesangsharmonien an sich zu würdigen, ohne das klerikale Fersenleckergeschwafel.  >:D

Vielen Dank für deine Einlassung!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #3 am: Mai 10, 2021, 13:47:52 »
Hi Erich,

nun, Gesang gibt es ja nicht nur in Kirchen (dass dabei ausschließlich "jämmerliche Schleimerei" vorgetragen wird, halte ich für eine unwahre provokante Aussage). Gesang gibt es auch in Opern, im Liedgut der vielen Kulturen, in Form von Chansons, Fado, ....
Dein Gedicht beschreibt sehr schön, dass perfekt vorgetragener Gesang selbst einen nüchternen Zeitgenossen emportragen kann. Wohin? Das hängt vom jeweiligen Raum ab, den jemand "betritt", wenn er sich selbst vergisst bzw. überschreitet.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #4 am: Mai 10, 2021, 18:54:44 »
Hi AL!

Wer aufrichtig glaubt, soll sich von meinen kleinen Sticheleien in Richtung Religion nicht beirren lassen. Er/sie darf mich gern für einen ebensolchen Narren halten, wie ich es ihm oder ihr mit meinen Gifteleien wider die Glaubensbedürftigkeit indirekt unterstelle.  ;) 8)

Wer weiß, wer recht hat!?  :-\

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #5 am: Mai 11, 2021, 07:49:06 »
Schön, lieber Erich,

wie du der Offenbarung durch klangliche Schönheit ein Denkmal setzt.

Mit Freude gelesen.

LG g


Erich Kykal

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #6 am: Mai 11, 2021, 18:14:59 »
Hi Gum!

Meinst du Offenbarung hinsichtlich der Sangeskunst oder der Religion? Mir war wichtig, ersteres zu verdeutlichen - was für jeden, der es tut oder zuhört, letztlich der erwähnte "Himmel" sein mag, ist unwichtig. Dass solcher Gesang den Sänger wie den Lauscher erhebt und transzendiert, DAS ist das beschriebene Wunder!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #7 am: Mai 12, 2021, 10:05:12 »
Hinsichtlich der Seele, die der Gesang öffnet.   

Erich Kykal

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #8 am: Mai 12, 2021, 16:28:30 »
Hi Gum!

Gut - so war es gedacht. Ich wollte nur sicher gehen, denn die Vokabel "Offenbarung" weist leider sehr ins geheiligte Fiktionale ...  ;) - Aber alles gut.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Copper

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #9 am: Mai 12, 2021, 18:55:58 »
Hallo Erich,
meine Frage geht am Thema vorbei. Aber ich erlaube mir diese zu stellen.
Wenn du von Deiner hohen lyrischen Kunst leben müsstest, würdest du diese auch  für religiöse  oder ideologische Institutionen ausführen, wenn diese eine einträgliche Finanzquelle für dich wären?

Um die Möglichkeiten einzugrenzen und dir die Antwort zu erleichtern.  z.B für die katholische Kirche?

Neugierige Grüße,  Copper.

Erich Kykal

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #10 am: Mai 13, 2021, 01:55:01 »
Hi Copper!

Erst mal hol ich mich gleich selber vom Sockel - "hoch" sollte keine Kunst sein, das atmet den Nimbus eines unstatthaften Überlegenheitsgefühls, so als wären manche Künste "würdiger" als andere, und rümpften hochnäsig die Nase ...

Was ich schreibe, tu ich aus Freude daran und zur Würdigung der Sprache selbst, nicht zu meiner.

Und nein - wenn man mit der Bitte um Kirchliedertexte oder derlei an mich heranträte, so würde ich nicht umhin können, deutlich auszusprechen, dass ich nichts befördern kann und möchte, woran ich nicht glaube, und was ich sogar für eine zu überwindende Bedürftigkeit und Mangel an klaren Gedanken halte.

Ich weiß - das sagt sich leicht, wenn man finanziell unabhängig ist - frag mich nochmal, wenn ich obdachlos und kurz vorm Verhungern bin. Vielleicht bekommst du dann eine demütigere Antwort ...  ;) ::)


Ich bin mir bewusst, dass einige wenige meiner Texte sich zumindest nach Religion oder einem nächstgelegenen Substitut anhören - und gänzlich ausschließen kann ich nicht, dass ein Teil von mir hin und wieder Sehnsucht nach Höherem hat, dem er sich anvertrauen kann. Ein Echo der Kindheit, wenn man mich fragt.  Aber darin liegt eben die Wurzel der Eigenverantwortung, des menschlichen Erwachsenseins: Das man diese Bedürftigkeit nach Hut und Anleitung überwindet.
Denn wenn Gott den Menschen wirklich "nach seinem Bilde" schuf, wie die Bibel postuliert (obwohl ein allmächtiger Gott in einem kleinhirnigen Menschenleib sowas von widersinnig ist ...  ::)), dann auch innerlich, mit all den möglichen Charakterstärken - aber eben auch -schwächen. So gesehen wäre diese Figur den antiken griechischen Göttern in all ihrer "Menschlichkeit" ähnlicher als dem Bild des allwissenden, gütigen, vergebenden Vaters.
Wollte man sich so einem - auch zu Niederem fähigen - Überwesen wirklich bedingungslos anvertraut wissen, nur weil man sich insgeheim und/oder unbewusst nach elterlicher Geborgenheit im Urvertrauen eines naiven Kindes zurücksehnt?  ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Erich Kykal

Re: Der Kirchenchor
« Antwort #11 am: Oktober 04, 2021, 10:18:30 »
Mir war gar nicht aufgefallen (und wohl auch sonst keinem Leser), dass ich in den beiden letzten Strophen einen Reim wiederholt hatte (Lied/geschieht). Dies habe ich nun noch nachträglich korrigiert, indem ich S3Z2/4 umgeschrieben habe.

Ich möchte nochmal auf die logische Widersinnigkeit im heiligen Buch hinweisen:

"Gott erschuf den Menschen nach seinem Bilde."
Der Mensch aber ist sterblich, schwach und unfertig.

Logischer Schluss:

- Entweder Gott selbst ist sterblich, schwach und unfertig
- oder er ist nicht allmächtig und allwissend, wenn er bei der Erschaffung des Menschen so eine miese Montagsarbeit geleistet hat
- oder er WOLLTE den Menschen genauso haben: Sterblich, schwach und unfertig. Über die möglichen Gründe dafür breite ich hier besser den gnädigen Mantel des Schweigens. Dazu mag sich jeder seine eigenen Gedanken machen ...  >:D

Einziger anderer Schluss: Das Weltbild der Religion ist unlogisch und daher unwahr, weil von unlogischen, sterblichen, schwachen und unfertigen Menschen erdacht.

Möchte das jemand diskutieren?  ;)

LG, eKy
« Letzte Änderung: Dezember 30, 2021, 12:55:20 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.