Hi Gum!
Derlei zieht sich, trotz der medialen Toleranzsignale und einer langsam einsetzenden leichten Breitenwirkung auch in bildungsferneren Bevölkerungsschichten, leider immer noch durch alle Lebensbereiche und Staatsformen.
Die Bibelextremisten im amerikanischen Mittelwesten sind da nur ein symptomatisches Beispiel für besonders rigide Einsichtsverweigerung mit Berufung auf göttlichen Willen.
Es eint alle konservativen Strömungen, überall auf der Welt, dass sie nur sehr langsam und nur unter langem und starkem Druck bereit sind, Stückchen für giftig verteidigtes Stückchen ihrer tradierten Vorurteilskultur aufzugeben.
Auch in Österreich ist das so: Bis fast Mitte des 20. Jhdts galt für Homosexualität die Todesstrafe unter den Nazis, danach bis in die Siebziger lange Gefängnisstrafen, teilweise von den gleichen ehemaligen Nazirichtern, nun im Dienste der Republik, ausgewiesen, und bis zuletzt vor der Abschaffung des Totalverbots in den Achtzigern rigoros durchgezogen. Erst vor wenigen Jahren gab es endlich die Ehe für Schwule (Lesben durften längst, das war wohl weniger Pfuibäh, oder die männlich dominierte Regierung traute sich an diese Spielart nie so recht heran .. - man sprach von "möglicher Hilfe bei der Körperpflege" (geht's noch verlogener oder feiger?), und dass man dies nicht von eindeutigen sexuellen Handlungen unterscheiden könne - die Nazis hatten zuvor da keine Hemmungen ...), davor gab es - auch erst seit 2006 oder so - nur eine "eingetragene Partnerschaft", die man rechtlich einigermaßen der Ehe gleichsetzte - aber natürlich nicht moralisch! So gab es für eingetragene Partner keinen "Familiennamen" mehr in den Ausweispapieren, nur einen "Nachnamen" - so wollte man ihnen und allen verdeutlichen, dass man solche gleichgeschlechtlichen Gemeinschaften nicht als Familie im staatlich kolportierten Sinne anerkenne und auch nicht auf dieser Basis fördern wolle.
Dementsprechend ist es schwulen Paaren bei uns bis heute verboten, Kinder zu adoptieren, obwohl in unzähligen aufgeschlosseneren Ländern längst belegt ist, dass dies für die spätere sexuelle Ausrichtung der Heranwachsenden keinerlei Rolle spielt, egal ob sie zwei Väter, zwei Mütter oder die "mehrheitliche" Variante hatten!
Aber so ist es eben mit Vorurteil, Dummheit und erlerntem Ekel: Das Umdenken, der Perspektivwechsel fällt unsäglich schwer, wird er von den Betonschädeln allzu oft als "Niederlage" betrachtet, nie als Entwicklung zu etwas Besserem. Leider sind Leute, die sich berufen fühlen, bestimmen zu dürfen, was als "sauber und moralisch" zu gelten habe, meist unfähig zu erkennen, dass gewisse Werte der Mitmenschlichkeit und der Wert des individuellen Charakters einer Person und nicht deren sexuelle Neigung wesentlich wichtiger sind als der erlernte und nie hinterfragte anerzogene Ekel gegenüber allem, was irgendwie "anders" ist.
Bei meinen Schülern finde ich heute schon Aufgeschlossenheit - zuweilen outet sich ein Mädchen, neuerdings auch ein farbiger Junge, als gleichgeschlechtlich orientiert, und sie werden zumindest nicht verprügelt oder offen gemobbt.
Andererseits gibt es viele Schüler, vor allem Jungen, für die "Schwuler" oder "Schwuchtel" immer noch ein gültiges Schimpfwort ist, und die das auch von ihren Eltern so erklärt bekommen. Einige vertreten ebenso offen ihr rassistisches/homophobes Gedankengut - man darf annehmen, dass die Erziehungsberechtigten dieser Buben nach wie vor stramme Nazis sind. Man kann sie leider nicht alle retten ...
Bis zu echter durchgängiger Toleranz und Willen zu Verständnis und Respekt in der Gesamtbevölkerung ist es noch ein weiter Weg - weltweit, aber auch bei uns.
LG, eKy