Autor Thema: Geschichtsblind  (Gelesen 706 mal)

Erich Kykal

Geschichtsblind
« am: M?RZ 29, 2022, 09:50:53 »
Die Menschen lernen nichts aus der Geschichte!
Durfte man nach dem Schisma des 2.WK noch eine Zeit lang glauben, wir hätten, zumindest in den sog. "freien Ländern", unser kindisches Territorialverhalten, was Kulturen und Ideologien betrifft, und unsere Unfähigkeit, neue empathielose Diktatoren kommen zu sehen, endlich für längere Zeit überwunden, so muss man sich nun eingestehen, dass sich die Geschichte wohl rascher wiederholt, als so mancher angenommen hatte, der sich noch an all die Lügen und Gräuel jener Zeit erinnern konnte!
Die Menschen lernen nichts aus der Geschichte!
Die alten Lügen werden von soziopathischen und perfiden Männern der Macht um jeden Preis neu gesponnen, und neue Generationen fallen genauso darauf herein wie ihre Urgroßväter – immer wieder, trotz moderner internationaler Medien – das Internet wird sogar noch von den Verbreitern menschenfeindlicher Ideologien und Geschichtslügen geschickt missbraucht, um ihren herztoten Gedankenmüll rasch verbreiten zu können! - Und die vermeintlichen Guten, die „freien“ Demokratien des „Westens“, ergehen sich lieber in korrupter Selbstdemontage, oder kriechen den neuen Diktatoren willig bis hilflos in den Allerwertesten, um nur ja die Wohlstandslage ihrer Länder und damit die Wiederwählbarkeit ihrer Parteien nicht zu gefährden.
Dabei bemerken sie kaum, wie sehr ihre eigenen Gesellschaften bereits von extrem rechtem Gedankengut unterwandert worden sind, tun zu wenig und zu spät etwas dagegen, während die manipulierten bildungsfernen Wutbürger aller „neuen“ Ideologien haltlos herumkrakeelen und die Stabilität der Gesellschaft immer weiter unterminieren. Und wer hilft mittels professioneller Trollfabriken zu manipulieren? Ebenjene neuen Diktatoren, die alle sie gefährdenden Demokratien möglichst nachhaltig destabilisiert sehen wollen!
Die Menschen lernen nichts aus der Geschichte!
Wie eh und je verführte und belogene Massen, die an die Gerechtigkeit ihrer jeweiligen Sache und an das Gerechtfertigtsein jeglicher Mittel glauben, um sich gegen verordnete und agitativ untergejubelte Feinde durchsetzen zu dürfen! Die neue Zeit der harten Fronten, der harten Worte und der harten Taten ist da – nicht dass welthistorisch sensibilisierte Leute wie ich nicht seit Jahrzehnten davon geredet und dagegen angeschrieben hätten … - Aber was nützt das, wenn Menschen wie seit eh und je lieber Parolen und einfachen Lösungen nachlaufen, oder väterlich gestenhaften starken Männern, die so tun, als hätten sie nur das Wohlergehen ihrer „Schäfchen“ im Auge …
Die Menschen lernen nichts aus der Geschichte …
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Rocco

Re: Geschichtsblind
« Antwort #1 am: M?RZ 29, 2022, 14:00:25 »
Hallo Erich!

Du spricht viele Punkte an, die bedenkenswert sind.

Mir fällt auf, dass in Deutschland über mögliche Engpässe bei den Gaslieferungen aus Russland diskutiert wird. Das ist bizarre!

In der Ukraine werden Menschen getötet und was interessiert? Ob Russland genug Gas liefern kann.

Ich weiß nicht, wie man diesen Umstand benennen soll. Empathielos? Sicher. Aber mein Bauchgefühl sagt mir was anderes.

Du magst nichts von Marxismus hören, schon recht, aber wie sonst sollte man darauf kommen, dass Russland ein imperialistisches Land ist und Aggression/ Krieg zum Wesen eines solchen Landes gehört.

Ich lese genau, was du über Ideologie schreibst, daher frage ich mich, ob man sich nicht Einsichten versperrt, wenn man Ideologien generell ablehnt?

Vielleicht, vielleicht!, ist ein wenig Ideologie ok, wenn man die Wirklichkeit fest im Blick hat?

Einen Punkt, den du erwähnst, will ich betonen, weil ich ihn für weitreichend halte. Du sagst, Selbstdemontage sei korrupt.

Ich vermute, dass man zuvor sein Gewissen ausgeschaltet haben muss, damit man die Demontage betreiben kann. Somit handelt man bewusst und willentlich. Wegen Vorteilen (zum Beispiel Gas).

Ein kleiner "Witz" am Rande. Neulich las ich im Netz, dass Putin bei Hitler gelernt haben soll. Sein Vorgehen ist ähnlich dem Hitlers der späten 30iger Jahre. Wer also lernt nichts aus der Geschichte?

Zum Punkt mit der korrupten Selbstdemontage könntes du, als kleine Anregung, weitere Essays schreiben. Ich selbst nehme deine Anregung dankend an.

Dir einen schönen Tag!

Rocco
"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher

gummibaum

Re: Geschichtsblind
« Antwort #2 am: M?RZ 29, 2022, 14:44:22 »
Die Überschrift, noch zweimal im Text wiederholt, ist eine These, die gut begründet wird: die Dummen sind in der Überzahl und die Machtgierigen durch ihre Gehirnwäsche und Einschücherung immer wieder folgreich.

Auch die bloße Statistik zeigt den Erfolg undemokratischer Systeme im Verlauf der Geschichte, vergleicht man, wie selten und vorübergend Demokratien waren, obwohl sie schon früh auftraten und für kultivierte Menschen immer ein anstrebenswertes Optimum der Humantät darstellten.

Geschichtsforschung rechtfertigt sich ja durch den Glauben daran, dass ihre Erkenntnisse dem Fortschritt der Menscheit nützen; aber momentan scheint es ein frommer Wunsch ohne Grundlage. Ihre Erkenntnisse, Analyse und Ratschläge füllen zwar Bibliotheken, aber erreichen die meisten Menschen gar nicht und haben daher wenig bis keinen Einfluss.
 

Sehr gern gelesen, lieber Erich.

Grüße von gummibaum

 
« Letzte Änderung: M?RZ 29, 2022, 17:56:49 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Geschichtsblind
« Antwort #3 am: M?RZ 29, 2022, 20:09:20 »
Hi Roc, Gum!

Vielen Dank für die vertiefenden Gedanken zur Thematik.

Im Grunde läuft es darauf hinaus: Je mehr Menschen als Gemeinschaft zusammenleben wollen (oder müssen), desto kleiner der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man sich einigen kann, sodass alle noch dabei bleiben wollen. Irgendwann reduzieren sich so alle Ideologien auf jeweils ein paar grundsätzliche Parolen und griffige Merksätze, und in wirklich großen Konglomeraten menschlichen Einverständnisses bleibt sogar davon nur eine Art vages Gemeinschaftsgefühl, das nicht hinterfragt werden darf, schon gar nicht intellektuell.
Am besten stabilisiert man so fragile Konstrukte kultureller oder staatlicher Identität durch einen erklärten "Feind von außen", gegen den man sich um jeden Preis verbünden muss,um zu überleben. Je besser das Volk davon zu überzeugen ist, desto leichter kann man es in Konflikte führen oder ihm Freiheiten entziehen, ohne dass es aufbegehrt.

So simpel sind Menschen gestrickt - und je mehr am gleichen Strang ziehen sollen, desto dümmer ist die Gesamtheit.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.