Autor Thema: Beerenrot  (Gelesen 1427 mal)

Ingo Baumgartner

Beerenrot
« am: Dezember 09, 2010, 10:31:30 »


Verschont vom Amselvolk, versteckt vor Finken,
vom Morgenreif und feinstem Strahlenstrich
ins Licht gerückt, verweist das Auge mich
auf Beeren, die mit sattem Rotglanz blinken
und schelmisch fröhlich aus dem Zweigwerk winken.

So wird mich nun zu farbenarmen Zeiten
der satte Herbstglanz einer reifen Frucht,
die mein Bemerken mir zur Freude sucht,
im grauen Wintereinerlei begleiten,
zum frohen Sinne hin mein Denken weiten.

Guenter Mehlhorn

Re:Beerenrot
« Antwort #1 am: Dezember 09, 2010, 14:15:27 »
Mann Ingo.

Det is ja mal wieder Lyrick vom Feinsten!

Sehr jerne jelesen.

Jünta.
Reich ist, wer Zeit zum Vertrödeln hat.Mein 2. bis 22. Buch MENSCH MEIER könnt ihr kostenlos, auch als e-books, über meine eigene Homepage (siehe mein PROFIL) laden.Auf youtube 5 Videos unter: guentermehlhorn.
(GRAF von und zu KOKS von der GASANSTALT-BERLIN-BRANDENBURG-SACHSEN-POMMERN-SPITZBERGEN)

Ingo Baumgartner

Re:Beerenrot
« Antwort #2 am: Dezember 10, 2010, 07:59:15 »
Guenter, ich danke dir für diese Einschätzung. Heute habe ich einige Farbtupfer dringend notwendig, es schneit und stürmt derart, dass die Stimmung tief, tief im keller ist. Nun gut, es ist ja noch ziemlich früh. :) LG Ingo

cyparis

Re:Beerenrot
« Antwort #3 am: Januar 21, 2011, 21:06:25 »
Lieber Ingo,

ich streue Asche auf mein Haupt!
Wie konnte ich nur die vielen hübschen Gedichte so sträflich vernachlässigen!
Ich schließe mich Günter an.


cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Beerenrot
« Antwort #4 am: Januar 24, 2011, 10:43:12 »
Hi, Ingo!

Ich kann mich Günther's Meinung da nur anschließen: Wunderbare, zeilenübergreifende, komplexe Satzstruktur, eine sprachlich gekonntes Gewebe aus Klang und Reim!

Einzig das Reimschema bereitet mir ein leichtes Unbehagen, und zwar bezüglich der jew. letzten Zeile: ABBAA
A übergreift zwei Zeilen, B übergreift garnichts. Das erzeugt ein lyrisches Ungleichgewicht: Beim Lesen sehnt sich etwas in mir nach einem Abschluss mit B, z.B.: ABBAB, AABAB, ABABB oder ABAAB. Letzteres ist wohl die "gewohnteste" Lösung eines Fünfzeilers.

Ja, richtig: Du suchst nach Neuem! So gesehen ein interessantes Experiment. Dennoch: Das Gedicht an sich ist so wunderbar geschrieben, dass ich eigentlich bedaure, es an ein Experiment "verschwendet" zu sehen!
Nun, vielleicht gewöhne ich mich noch an dieses seltsam abschlusslose Strophenende. Es macht einen sich ewig öffnenden, sich verströmenden Eindruck - aber eben leider auch eine reimtechnische Asymmetrie. Ich arbeite daran, damit zu leben...

LG, eKy
« Letzte Änderung: Januar 26, 2011, 09:46:20 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

  • Gast
Re:Beerenrot
« Antwort #5 am: Januar 24, 2011, 17:57:38 »
hallo ingo,

ich sehe da eigentlich keine asymmetrie - sondern einen genau gleichen bauplan: a-b-b-a-a  , c-d-d-c-c.
das gedicht insgesamt ist nicht ganz einfach zu lesen, wegen der zeilenübergriffe und deshalb, weil der sinn erst immer in der jeweils letzten zeile vollständig wird.
das macht aber genau den reiz der sache aus! (für mich) :man liest es ein zweites und ein drittes mal und denkt sich: ah so!

ein feines ding!

da fällt mir ein:  ich muss dringend hageebutten sammeln gehen.....