Autor Thema: Monsterwellen der Zivilisation  (Gelesen 1283 mal)

Erich Kykal

Monsterwellen der Zivilisation
« am: Juni 22, 2025, 20:13:38 »
Wir wissen: Zivilisation ist ungleich auf dem politischen Globus verteilt. Freiheit und Demokratie in einem Land, in dem daneben Diktatur und tiefste Barbarei, Unterdrückung und Terror.
Gebiete stabilen Wohlstands mit sicherer Versorgungslage neben Zonen der Anarchie, der Ausbeutung, mit Willkür, Hungersnöten und Seuchen.
So entsteht ein komplexes Wellenmuster der Zivilisation, und dort, wo die Wellenkämme und die Wellentäler unterschiedlicher 'Strömungen' sich zwangsläufig berühren, dort entstehen sie: Die 'Freakwaves of human civilisation', die Monsterwellen maximaler sozialer Verscherung: Krieg, Genozid, Entwertung allen Lebens und das Heranwachsen neuer Generationen verhärteter Seelen, die keinen Wert im Leben anderer zu erkennen vermögen.

Blind für diese Muster tappen die Völker seit Jahrtausenden von einem Konflikt in den anderen, unfähig, den Unflat manipulativer Demagogen zu durchschauen, unfähig, dem erpresserischen Terror egomanischer Soziopathen rechtzeitig entgegenzuwirken, die auf diesen Monsterwellen wie Surfer zu reiten verstehen wie niemand sonst, da ihnen völlig egal ist, wie viele Ertrunkene sie zurücklassen, um an ihr Ziel zu gelangen: Den großen Siegespokal auf dem festen Land der neuen gesicherten Verhältnisse, unter denen sie der stärkste Gockel ganz oben auf ihrem jeweiligen politischen oder religiösen Misthaufen sind. Beide Begriffswelten sind letztlich bloße Schablonen für denselben Antrieb: Einfluss. Reichtum. Macht.

Wann hören wir auf, die 'Schäfchen' dieser Agitatoren zu sein, ihre 'nützlichen Idioten'? Wann finden wir die Regeln selbstverständlichen respektvollen Umgangs miteinander nicht mehr in Parteistatuten oder göttlichen Geboten, wo sie willkürlich gekapert wurden, so als könnte es ohne einen bestimmten Führer oder einen bestimmten Gott gar kein stabiles, produktives Miteinander geben?
Wann lassen wir die keifenden, geifernden Männlein an ihren Mikrofonwäldern endlich in kompletter Unbedeutenheit verhungern? Weil wir gar keinen 'wahren' Glauben, keine spezielle Staatsform mehr nötig haben, um zivilisiert und einfühlsam miteinander umgehen zu können? Weil wir gemeinschaftlich erkannt haben, dass der Mensch an sch IMMER wichtiger ist als der Ehrgeiz oder die Intentionen einzelner? Weil wir endlich dem Herdentrieb sozialer Konglomerate entwachsen sind, die sich so gern über andere, Schwächere erheben und ihnen ausbeuterische, manipulative Gebote und Gesetze diktieren?

Wir werden es nicht mehr erleben. Es mag hunderttausend Jahre dauern, bis die menschliche Evolution letztendlich ein Gehirn hervorbringt, dessen Denkprozesse nicht mehr den heutigen, grob fehlerhaften sozialen Schnittstellen unterliegen. Damit meine ich nicht, wir sollten asozial werden wie Computer - nein, ich meine, wir sollten VERNÜNFTIG werden - und vor allem: Alle geschlossen DASSELBE darunter verstehen!
« Letzte Änderung: Juni 23, 2025, 15:47:39 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Monsterwellen der Zivilisation
« Antwort #1 am: Juli 14, 2025, 00:29:01 »
Lieber Erich,
eine umfangreiche und anregende Auseinandersetzung mit der Menschheitsentwicklung und Zivilisationsgeschichte. Sehr gern gelesen.

Hier noch etwas dazu:
Es gibt eine Evolutionshypothese zum unterschiedlichen Sozialverhalten von Schimpansen (aggressiv) und Bonobos (empathisch), die den trennenden Kongo-Fluss und einen Zeitraum von 1-2 Mio. Jahren einbindet.
Der Mensch ist genetisch wie ein Mosaik aus beiden Spezies. Die Kultur, die er geschaffen hat, übt durch ihre jeweilige Form starken Einfluss darauf aus, welcher Affentypus stärker zum Tragen kommt. Ob Horten oder Teilen, Hierarchie oder gleichberechtigte Kooperation das Zusammenleben bestimmen.
Aber doch ist niemand darin gefangen. Strategien, das Gehirn aus der Verwicklung zu lösen und das Leben selbst zu gestalten, gibt es. 
LG g
« Letzte Änderung: Juli 14, 2025, 01:25:11 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Monsterwellen der Zivilisation
« Antwort #2 am: Juli 14, 2025, 11:28:52 »
Hi Gum!

Mittlerweile hat man festgestellt, dass Schimpansen nicht grundsätzlich aggressiver sind als Bonobos. Es hängt eher von 'kulturellen' Kontext jeder Gruppe ab, auch vom herrschenden Männchen und seiner 'Politik' - genau wie bei den Menschen.
Zuvor war dies unbekannt gewesen, weil man ja nur bestimmte Affenrudel beobachtet hatte, verglichen mit der Gesamtheit nur wenige, und von diesen auf alle geschlossen hatte, überzeugt, dass das beobachtete Sozialverhalten instinktiv und genetisch verankert als viemehr der jeweiligen sozialen Lage bestimmter Gruppen angepasst sei.

Sowohl bei Zwergschimpansen wie auch den verrufenen größeren Vettern gibt es eine großee Bandbreite, vom sehr harmonischen Liebhaben und Teilen bis hin zur Jagd auf Beutetiere oder zum aggressiven Erobern und Kriegführen, letzteres zumindest bei den großen Schimpansen. Inwieweit auch die gedacht friedfertigen Bonobos ebenfalls zu 'Greueltaten' in der Lage sein mögen, wenn die Not es erfordert, entzieht sich meinem derzeitigen Wissensstand. Es würde mich aber nicht wundern, wenn sie, bedrängt von anderen Rotten oder bei Mangel an Nahrung ebenfalls aggressiv werden könnten, um ihr Überleben zu sichern.

LG, eKy
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gummibaum

Re: Monsterwellen der Zivilisation
« Antwort #3 am: Juli 15, 2025, 02:27:13 »
Das ist interessant, lieber Erich. Danke.

Ich bin nun auch eine neuere Studie (Surbeck/Fruth, 2025) gestoßen (https://www.mpg.de/24490902/0407-ornr-weibliche-bonobos-verbuenden-sich-987453-x), die den bisher propagierten Kontrast zwischen den beiden Rassen etwas entschärft.

LG g

Erich Kykal

Re: Monsterwellen der Zivilisation
« Antwort #4 am: Juli 17, 2025, 08:45:37 »
Hi Gum!

Danke für den Link, sehr interessant. Nu ja, das kam ja auch bei uns Menschen vor, man denke an die Epoche der Vensfiguren im steinzeitlichen Europa. Da dominierten die weiblichen Linien, weil der Status der Frau an sich ein höherer war. Mittlerweile gibt es rund um die Welt erforschte Beispiele für matriarchalische Kulturen. Warum also nicht auch schon bei den Primaten?

LG, eKy
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