Autor Thema: Ganz langsam  (Gelesen 1046 mal)

Agneta

  • Gast
Ganz langsam
« am: April 29, 2019, 11:51:17 »
Ganz langsam

Es ist, als ob wir beide langsam Abschied nähmen.
Du weißt es und du spürst, ich weiß es auch.
Und jedes Mal, schmerzt dir dein kleiner Bauch,
fühlt es sich an, als ob wir uns noch näher kämen.

Du schmiegst dich an, die seelenvollen Augen sprechen,
und meine Arme schließen sanft dich ein.
Wie soll ich leben, ohne dich je sein?
Es ist, als wolle mir das bange Herz zerbrechen.

Fast vierzehn Jahre dackelst du an meiner Seite,
warst immer da, bei Tag und auch bei Nacht,
hast mich, mein Haus und den Besitz bewacht,
und uns gehörte aller Felder goldne Weite.

Du hast mit mir geweint, du hast mit mir gelacht,
gefühlt, was Alter aus uns beiden macht.
Wie kann ich leben ohne dich, sag, wie?
Und die Geranien blühen uns so schön wie nie.

Für Janosch
« Letzte Änderung: April 30, 2019, 11:04:36 von Agneta »

gummibaum

Re: Ganz langsam
« Antwort #1 am: Mai 01, 2019, 22:42:38 »
Schöne Abschiedsworte für Dackel Janosch, liebe Agneta.

Der Tod eines solchen Lebensgefährten reißt eine Lücke, und das Blühen der Geranien macht ihn noch widersinniger.

Mitfühlend gelesen
Gruß gummibaum

 

Curd Belesos

Re: Ganz langsam
« Antwort #2 am: Mai 01, 2019, 23:03:54 »
Deine Abschiedsworte, liebe Agneta, erinnern mich an mein Dackeline Mücke. Sechzehn Jahre waren wir ein Herz und eine Seele.

Ich fühle mit dir, Curd.
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Agneta

  • Gast
Re: Ganz langsam
« Antwort #3 am: Mai 02, 2019, 10:43:05 »
wir kämpfen noch, lieber Gum. Fahren jeden Tag in die Klinik, weil ich ihn nicht dort alleine lassen will. Er war ja erst vor 3 Monaten für 3 Tage da und hat ein echtes Trauma davon. Wenn er stirbt, soll er das in meinen Armen tun und nicht in einem Käfig mutterseelenallein in der Klinik.
Lieber Curd,
ich hatte viele Tiere, habe ja auch vom Tierschutz viele Kaninchen aufgenommen, und behalten, obwohl sie eigentlich nur in Pflege waren. Alle Tiere liebt man, aber es gibt manchmal ein Tier, das so eng mit einem verwächst, das es unmöglich scheint, sich von ihm trennen zu können. So ein Tier war mein Kaninchen Hoppi und mein Janosch jetzt.
Lieben Dank für eure mitfühlenden Worte.
Da Janosch in diesem Jahr oft sehr sehr krank war, denke ich , dass ich mich langsam auf Abschied einstellen muss. Aber wir kämpfen und hoffen.
LG an euch beide von Agneta

gummibaum

Re: Ganz langsam
« Antwort #4 am: Mai 10, 2019, 10:45:29 »
Ich drücke euch die Daumen, liebe Agneta.

Grüße von gummibaum

Agneta

  • Gast
Re: Ganz langsam
« Antwort #5 am: Mai 10, 2019, 12:09:21 »
danke, lieber Gum. Er ist  och nicht übern Berg...

Agneta

  • Gast
Re: Ganz langsam
« Antwort #6 am: Mai 12, 2019, 19:38:18 »
Janosch hat es nicht geschafft und ist hete friedlich in meinem Arm entschlafen. E wurde 14 Jahre alt.

Erich Kykal

Re: Ganz langsam
« Antwort #7 am: Mai 16, 2019, 18:05:56 »
Hi Agneta!

Das andere Gedicht habe ich zuerst gelesen, und was ich dort schrieb, gilt ja auch für hier. Dieses Werk aber gefällt mir fast noch besser, konzentriert es sich doch auf all die schönen, liebevollen und innigen Momente, obschon das Hingehen den groben Rahmen gibt - der Abschied steht im Raum, aber erzählt wird von der Liebe und beiderseitiger Erfüllung so vieler Jahre!

Die Tiefe der beschriebenen Bilder lässt noch viel tiefer verstehen und mittrauern, malt sie das liebe Tier doch in aller Deutlichkeit, verleiht ihm Seele und Empathie.

Zutiefst verstehend (und eine Träne verdrückend), eKy
« Letzte Änderung: Mai 16, 2019, 18:07:46 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Ganz langsam
« Antwort #8 am: Mai 16, 2019, 18:34:13 »
ja, dieses Werk ist auch neu und ich habe es für Janosch geschrieben. Das andere hatte ich vor einigen jahren für eines meiner Kaninchen geschrieben, aber es ist ja eher allgemeiner Art. Hier hast du gut herausgespürt, dass es aktuell ist. Ich konnte immer in meinen Tieren lesen und dieses Gedicht entstand aus einem Zwiegespräch in der Stille mit Janosch, wo er mir vermittelte, dass er nicht mehr kämpfen möchte und kann. Nun, wo ich mir eine Bildercollage anlegen will fürs Wohnzimmer sehe ich erst, wie alt und krank er aussah am Ende. Ich denke, man will das einfach nicht so sehen und verdrängt und kämpft, bis es gar  nicht mehr geht.Ich hatte ihn im Arm und es ist tröstlich, dass es so friedlich war.
Auch meine eigenen Grenzen werden mir hiermit aufgezeigt. ich werde keinen Hund mehr halten können, da ich ja nicht so gut laufen kann. Ein junges Tier aber braucht Auslauf.
Janosch kommt in seiner Urne morgen zurück und wir werden ihn auf seiner Lieblingswiese in seiner Heimat, wo mein Haus stand, endgültig frei lassen.
Lieben Dank und herzlich Agneta