Autor Thema: Vertraute Gassen  (Gelesen 949 mal)

cyparis

Vertraute Gassen
« am: M?RZ 20, 2014, 01:34:57 »
Endlich hat der weiße Mond
das Fenstergeviert verlassen.
Jetzt streif ich durch die trauten Gassen.
In ihren Schatten hatt ich einst gewohnt.

Sie locken mich noch mit den Pflastersteinen,
mit den geheimen, hohen Stiegen.
Ich seh mich wieder über Stufen siegen
und mit der fernen Jugend ganz im Reinen.

Den Mauer-Efeu nahm ich mir als Pfand.
Er ließ, gleich mir, nicht leicht sich lösen.
Mir wurde er zu einem festen Band.

Jetzt, heut, am Lebensrand,
erkenn ich keine andren Größen.
Die meinen heißen: Pflaster. Efeu. Roter Sand.









Zur Überarbeitung angeregt von Daisy



Perfekt überarbeitet von Erich Kykal (eky):



Verschwiegen hat mein Blick den weißen Mond
aus meines Fensters Enge freigelassen.
Nun streife ich durch altvertraute Gassen
und ihre Schatten, die ich einst bewohnt.

Noch immer locken sie mit Pflastersteinen,
mit den geheimen, übersteilten Stiegen.
Ich seh mich wieder über Stufen siegen
und mit der fernen Jugend ganz im Reinen.

Den Mauerefeu nahm ich mir als Pfand,
er ließ, wie ich, nicht eben leicht sich lösen,
und wurde mir zu einem festen Band.

Erst heute nun, am letzten Lebensrand,
bin ich erlöst von allem Wunden, Bösen
dank Pflastersteinen, Efeu, rotem Sand.



« Letzte Änderung: M?RZ 21, 2014, 11:35:10 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Vertraute Gassen
« Antwort #1 am: M?RZ 20, 2014, 20:03:21 »
Hi, Cypi!

Zur Überarbeitung angeregt? - Bin ich auch! ;D

Alsoooo: Sonett! Fünfhebige Zeilen mit unbetontem Auftakt und weiblichen Kadenzen, 2 Quartette mit gleichen oder getauschten umarmenden Reimen, 2 Terzette mit 2 oder 3 Reimen, die beiden allerletzten Zeilen sollen sich nicht miteinander reimen.
Modernere Versionen erlauben männliche Kadenzen und unterschiedliche Reime in den beiden Quartetten.

Na, dann wollen wir mal...

Endlich hat der weiße Mond
das Fenstergeviert verlassen.
Jetzt streif ich durch die trauten Gassen.
In ihren Schatten hatt ich einst gewohnt.

Sie locken mich noch mit den Pflastersteinen,
mit den geheimen, hohen Stiegen.
Ich seh mich wieder über Stufen siegen
und mit der fernen Jugend ganz im Reinen.

Den Mauer-Efeu nahm ich mir als Pfand.
Er ließ, gleich mir, nicht leicht sich lösen.
Mir wurde er zu einem festen Band.

Jetzt, heut, am Lebensrand,
erkenn ich keine andren Größen.
Die meinen heißen: Pflaster. Efeu. Roter Sand.


Verschwiegen hat mein Fenster seinen Mond
aus harten Rahmens Enge freigelassen.
Nun streife ich durch altvertraute Gassen
und ihre Schatten, die ich einst bewohnt.

Noch immer locken sie mit Pflastersteinen,
mit den geheimen, übersteilten Stiegen.
Ich seh mich wieder über Stufen siegen
und mit der fernen Jugend ganz im Reinen.

Den Mauerefeu nahm ich mir als Pfand,
er ließ, wie ich, nicht eben leicht sich lösen,
und wurde mir zu einem festen Band.

Erst heute nun, am letzten Lebensrand,
bin ich erlöst von allem Wunden, Bösen
dank Pflastersteinen, Efeu, rotem Sand.



So - nun stimmt es rein technisch. In S3Z2 habe ich das "gleich mir" ersetzt, wegen Wortwiederholung von "mir" mit der Folgezeile. Bei allen anderen Änderungen habe ich mich bemüht, die Aussage zu erhalten.

Und eine Frage bleibt ???: Was ist mit dem roten Sand in der letzten Zeile? Nirgendwo zuvor wurde er auch nur erwähnt, taucht erst hier plötzlich aus dem Nichts auf und bleibt ohne Erklärung.

Sehr gern gelesen und überarbeitet! ;D

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 20, 2014, 20:18:58 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Vertraute Gassen
« Antwort #2 am: M?RZ 20, 2014, 20:11:46 »
Hab sofort Deine Fassung übernommen, obwohl damit zwei inhaltliche Fehler mitgereist sind.
Und ein sprachlicher (Deiner):
nicht deren Schatten (warum so rückbezüglich?), sondern ihre Schatten.
Und LI nahm sich den Efeu als Pfand.

Macht nichts, ich danke als wirklich gern gehorsamster Diener!

Aus der Ferne innigen Gruß
von
Cyparis




Auch muß ich korrigieren:
Nicht Daisy selbst hat mich angeregt. Angeregt wurde ich durch eines ihrer Gedichte.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Vertraute Gassen
« Antwort #3 am: M?RZ 20, 2014, 20:18:26 »
HI, Cypi!

Die Efeuzeile hatte ich falsch gelesen. Ich habe es korrigiert, aber oben bei der von dir eingestellten Kopie musst du es selber machen.

Ob "deren" oder "ihre", bleibt letztlich Geschmackssache. Gern ändere ich auch dies, wenn es dir so besser gefällt. aber wiederum: Oben musst du das machen! :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Ingo Baumgartner

Re:Vertraute Gassen
« Antwort #4 am: M?RZ 21, 2014, 11:25:27 »
Sehr schön aber irgendwie auch wehmütig, cyparis! LG Ingo

cyparis

Re:Vertraute Gassen
« Antwort #5 am: M?RZ 21, 2014, 11:36:19 »
Lieber Erich, gesagt, getan! ;)


Lieber Ingo,

ja, Wehmut ist drin, so habe ich auch gefühlt.


Euch herzliche Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Vertraute Gassen
« Antwort #6 am: M?RZ 23, 2014, 17:39:17 »
Liebe Cyparis,

auch hier bin ich erneut sehr angetan von deinem schönen Gedicht!

Wusste gar nicht, dass ich eine so anregende Wirkung habe!  ;)

Immer wieder gern gelesen!

Herzlichen Gruß
von
Daisy