Autor Thema: Einschlafen  (Gelesen 735 mal)

Sufnus

Einschlafen
« am: August 14, 2019, 10:15:13 »
Einschlafen

Die Stadt umnachtet, stetes Rauschen,
Verkehrsgesang der grünen Wellen,
ein Traumgeleite aus der Zeit.

Nur manchmal bricht ins Halbschlaflauschen
laut Straßenlärm und an den Schwellen
des Wachseins will die Wirklichkeit

noch einmal Tag und Nacht vertauschen
und mich zur Unruh einbestellen,
doch dann entgleit ich, bin befreit.

Erich Kykal

Re: Einschlafen
« Antwort #1 am: August 14, 2019, 23:05:32 »
Hi Suf!

Schönes Reimschema: ABC - ABC - ABC

Der unvollständige Satz zum Einstieg hat mich etwas gezwiebelt. Schöner zu lesen und verständlicher wäre das mE. so:
"Die Stadt: umnachtet. Stetes Rauschen, // ..."

Ansonsten: Chapeau! Bewundernswerter Wortgebrauch, vor allem der lange Satz von S2 und 3 - großartig formuliert!

Allergernst gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Einschlafen
« Antwort #2 am: August 15, 2019, 22:01:07 »
Ein tolles Gedicht, liefer Sufnus. Auch von mir: Chapeau!

Grüße von gummibaum

Sufnus

Re: Einschlafen
« Antwort #3 am: August 16, 2019, 11:47:22 »
Vielen lieben Dank für Euer hohes Lob, eKy und Gum!
Über die erste Zeile werde ich noch etwas meditieren, das ist auf alle Fälle ein etwas gewagter Sprachgebrauch meinerseits.
Das Verb "umnachten" wird ja üblicherweise nur als Partizip II, umnachtet, gebraucht, so wie Du es auch vorschlägst, eKy : "die Stadt: umnachtet" im Sinn von: "die Stadt ist umnachtet". Das ist auf alle Fälle eingängiger. :)
Bei mir ist das Wort zwar gleichgeschrieben, aber nicht als Partizip II, sondern als Indikativ, 3. Person Singular gebraucht: "Die Stadt umnachtet" = Die Stadt verdunkelt sich... ist vielleicht wirklich etwas zu exzentrisch... ich denk wie gesagt noch ein bisschen drüber nach. :)
Liebe Grüße!
S.

Erich Kykal

Re: Einschlafen
« Antwort #4 am: August 16, 2019, 12:15:43 »
Hi Suf!

Ich glaube nicht, dass man "umnachten" aktiv einsetzen kann. "Wir umnachten uns" - klingt unrichtig! Wäre es so deutlich geschrieben, mit klarem Bezug auf handelnde menschliche Akteure, ginge es noch als Wortspiel durch, aber mit Bezug auf ein Unbelebtes, nämlich die Stadt, wird das Ganze zu verdröselt, um noch angenehm verständlich gelesen werden zu können.

Nein, etwas kann umnachtet sein, aber nichts umnachten (vor allem eine Stadt, die im Dunkeln eher elektrisch erhellt ist - das von dir angestrebte Bild der inneren Verdunkelung funzt deshalb nicht so recht ...) - ich denke, hier wäre "erdunkelt" das bessere Wort ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Einschlafen
« Antwort #5 am: August 16, 2019, 18:50:06 »
ein Wohlgefühlgedicht, lieber Sufnus. Klangschön, formschön- einfach schön. Und ja, manchmal kann Schlaf auch Befreiung sein. LG von Agneta