Autor Thema: Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe  (Gelesen 1199 mal)

Seeräuber-Jenny

Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« am: August 22, 2014, 13:16:01 »
Juan Diego war ein armer kleiner Indio,
den niemand Lesen oder Schreiben hat gelehrt.
Doch hat man ihn dereinst zum Christentum bekehrt
in Cuantitla, einem kleinen Dorf in Mexiko.

Da hat Maria weiße Rosen ihm beschert
an einem Wintermorgen bei Tlatelolco.
Der Bischof sah ihr Bild auf Diegos Umhang, so
war's ihm den Bau einer Kapelle für sie wert.

San Diego wird gewiss im Himmel thronen.
Er schenkte Christi Herde viele Schafe,
Aztekenbrüder, runde acht Millionen.

Sie singen unsrer Lieben Frau ihr Ave.
Die Wallfahrt zur Kapelle soll sich lohnen.
Auf dass der Quetzalcoatl ewig schlafe.
« Letzte Änderung: August 22, 2014, 13:22:53 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

gummibaum

Re:Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« Antwort #1 am: August 22, 2014, 16:36:46 »
Hallo Jenny,

ist ja wohl nicht ganz ernst zu nehmen, zumal die Reste der Indigenen, die die Christen nicht ausrotteten, von ihnen lange nur eins lernten, sich gering zu schätzen. Wer ist dieser erzchristliche  Indianer Diego, der hier sein eigenes Volk bekehrt und von der Kirche ein San bekommt?

LG gummibaum

cyparis

Re:Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« Antwort #2 am: August 22, 2014, 17:09:49 »
Liebe Seeräuberjenny -


aus irgendeinem der Foren kannte ich diese Geschichte von Dir, ich habe sie aber als eher proasisch gestaltet in Erinnerung.
Ich lese dieses Gedicht mit  s e h r  gemischten Gefühlen.

Ich stehe etwelchen "Heilsquelen" Skeptisch gegenüber.
Lourdes läßt grüßen.


Lieben Gruß
von
Cyparis

Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Seeräuber-Jenny

Re:Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« Antwort #3 am: August 23, 2014, 01:59:51 »
Hallo gummibaum,

"Nuestra Señora de Tepeyac, de Guadelupe", eine dunkelhäutige Madonna, gilt als Patronin von Mexiko und ganz Lateinamerika.

Die Legende erzählt, dass dem aztekischen Bauern Juan Diego Cuauhtlatoatzin im 16. Jahrhundert auf einem Berg in der Nähe von Mexiko-Stadt viermal die Madonna erschienen sei. Sie habe ihm den Auftrag gegeben, vom Bischof ihr zu Ehren eine Kapelle errichten zu lassen. Da der Geistliche dem Bauern nicht glaubte, habe sie bei ihrer letzten Erscheinung mitten im Winter einen weißen Rosenstrauch erblühen lassen und Juan Diego angewiesen, die Rosen zu pflücken und dem Bischof zum Beweis mitzubringen. Er tat wie geheißen, und als er die Rosen, die er in seinem Umhang gesammelt hatte, vor dem Bischof ausschüttete, sei auf dem Umhang das Bildnis der schwarzen Madonna zu sehen gewesen. Nun glaubte ihm der Bischof und ließ sogleich die Kapelle errichten.

Aufgrund dieses Ereignisses traten Millionen Azteken zum katholischen Glauben über, und noch heute sparen die Gläubigen überall in Mexiko das ganze Jahr, um am 12. Dezember, dem Tag der Erscheinung, zum Bildnis der lieben Frau zu pilgern. Auf einer Art Fließband kann man in der Kirche (die kleine Kapelle gibt es nicht mehr) stundenlang um das Marienbild herumfahren.

So wurden scheinbar die Götter der Azteken, der gefiederte Schlangengott Quetzalcoatl und all die anderen, aus der Kultur der Indigenen verdrängt. Aber das scheint eben nur so, denn hinter den Bildern der christlichen Heiligen verbergen sich die alten indianischen Götter, die von ihren Völkern verehrt werden.

So auch im Fall der lieben Frau von Guadalupe, die eine Mondsichelmadonna ist. Der blau-grüne Umhang, so heißt es, sei die Farbe, die das göttliche Paar Ometecuhtli (Zwei-Herr) und Omecihuat (Zwei-Frau) getragen habe.

Lieben Gruß
Jenny



Stimmt, liebe Cyparis. Ich habe das Sonett hervorgekramt und überarbeitet.

Ja, ein kleines Wunder ins Leben gerufen, und schon strömen die Schäflein zum guten Hirten und seiner Mama.

Lieben Gruß
Jenny

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« Letzte Änderung: August 23, 2014, 16:03:15 von Seeräuber-Jenny »
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Carl Schurz

gummibaum

Re:Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« Antwort #4 am: August 23, 2014, 13:13:41 »
Hallo Jenny,

schöne Legende, schönes Sonett. Die Patrona kannte ich, nur den Indianer nicht. Der Glaube ist in Mittel- und Südamerika ja sehr stark und nicht nur im einfachen Volk.

Auf der anderen Seite gibt es die postkolonialen Diskurse, die hybriden Identitäten und damit die Frage nach der Prägung von u.a. indigenen Menschen über Sprache, die europäische Denkmuster (auch das von der Überlegenheit des Europäers) transportiert.

Legenden sind um so überzeugender, je unwahrscheinlicher das Geschehen nach naturwissenschaftlicher Einschätzung ist. Santiago (Jakobus der Ältere) hat ja auch eine so wundersame Geschichte und der Pilgerstrom zu seinem Grab reißt bis heute nicht ab. Vielleicht reihe ich mich sogar irgendwann da ein, um es besser zu verstehen. Ganz vielen Dank für deine lieben Erklärungen und das schöne Bild. Ich hatte Raffaels Madonna mal ein Sonett gewidmet.

LG gummibaum
« Letzte Änderung: August 25, 2014, 11:23:50 von gummibaum »

Koollook

Re:Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« Antwort #5 am: August 24, 2014, 15:17:57 »
Irgendwie erinnert mich das Gedicht an Max und Moritz. Ich lese es in einem heiteren, beschwingten Rhythmus, als ob da von einem Wandertag die Rede wäre, bei dem Juan Diego etwas angestellt hatte, für runde 8 Millionen.^^

Kleine Anmerkung: Müsste es in Strophe 3 nicht ChristiS Herde heißen?

cyparis

Re:Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« Antwort #6 am: August 24, 2014, 15:34:05 »
Nö,

In Christi


ist Kirchen- und Bibelgrammatik! :)
Der Schönheit treu ergeben
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Seeräuber-Jenny

Re:Juan Diego und unsere Liebe Frau von Guadalupe
« Antwort #7 am: August 24, 2014, 22:05:35 »
Hallo Koollook,

das soll ja auch so sein. Ich mache mich über das ganze Wundergedöns ein bisschen lustig.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Carl Schurz