Autor Thema: Spätsommergedanken  (Gelesen 290 mal)

gummibaum

Spätsommergedanken
« am: August 06, 2023, 17:57:21 »
Es ist so still im grünen Wald.
Die Vogelnester sind verlassen.
Es regnet aus den Wolkenmassen,
und kann ich es auch noch nicht fassen:
der Sommer ist wohl endlich alt.

Doch ist mir so, als grünten mir
Gedanken, die mich stiller machen.
Es ging ein frohes Kinderlachen,
sein Spiel mit Feen und mit Drachen,
und es ist furchtbar einsam hier.

Ich denke so, die Welt war alt,
und Tier und Mensch sind schon verschwunden. 
Vielleicht hat etwas stattgefunden,
ihr Dasein tödlich zu verwunden -
nur mich verfehlte die Gewalt …

Erich Kykal

Re: Spätsommergedanken
« Antwort #1 am: August 07, 2023, 01:05:20 »
Hi Gum!

Intensive Stimmung, philisophierende Melancholie ... hast du zu viele von meinen Gedichten gelesen?  ;) ;D

Im Ernst: Sehr schön geschrieben und dementsprechend gern gelesen.

Witzig: Es erstaunt mich immer wieder, wie im Versmaß gleich lange Zeilen im geschriebenen Zustand so unterschiedlich lang sein können, siehe hier zB. S3Z1 und 2


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Spätsommergedanken
« Antwort #2 am: August 07, 2023, 20:12:12 »
Hi gum!
Das ist ein sehr berührendes Gedicht - Alptraumhaft wirkt die Angstvorstellung der Erzählstimme, sie könnte womöglich als Letztüberlebende einer untergegangenen Welt in tiefer Vereinsamung befangen sein und man kennt solche Plots von einschlägigem, untergangsbesoffenem Popcorn-Kino, bei näherem Nachdenken findet sich eine solche Vereinsamung der Übrigbleibenden aber sehr wohl auch im realen Leben. Die alte, vertraute Welt von Live-TV, Wählscheibentelefonen, niedrigen Spritpreisen, schneereichen Wintern und tabakqualmgeschwängerten Restaurants und Besprechungsräumen ist passé und mancher mag sich in der neuen Zeit nicht so ganz unfallfei zurechtfinden. Davon ist nun in Deinen Zeilen ganz gewisslich nicht die Rede - aber die Angst, alleine übrig zu bleiben, düfte eine Angst von Menschen sein, die durch biographische Besonderheiten ohnehin ein Stück weit der Masse entrückt sind. Der Senior, welcher der in der schönen neuen Welt fremd gegenübersteht, wäre hier nur ein Beispiel. Naja... wie gesagt.... ich bin etwas abgeschwiffen.... :)
LG!
S.


gummibaum

Re: Spätsommergedanken
« Antwort #3 am: August 08, 2023, 10:20:56 »
Danke, lieber Erich, für das Lob.

Ich spiele gern mal melancholisch mit.

Ja, das deutsche Schriftbild ist eigen. Silben tragen 2 - 5 Laute und einige Laute mehrere Buchstaben.


Danke, lieber Sufnus, für dein Lob.

Die Abschweifung fand ich sehr interessant.


Euch liebe Grüße
g

« Letzte Änderung: August 09, 2023, 00:21:16 von gummibaum »

Copper

Re: Spätsommergedanken
« Antwort #4 am: August 08, 2023, 21:00:14 »
Hallo Gummibaum,

eine sehr intensive Stimmung die du da mit Worten malst. Meist wird der Herbst lyrisch verfasst. Du hast den Spätsommer in wunderbarer Weise, stimmungsvoll, melancholisch und lyrisch sehr ergreifend verdichet.

Alles umher scheint so, als ob etwas passiert ist. Dabei kündigt sich nur schon der Jahreszeitenwechsel an.

Beifall klatschend, Copper.

gummibaum

Re: Spätsommergedanken
« Antwort #5 am: August 09, 2023, 00:22:52 »
Danke, lieber Kopper.

Ja, so war es gemeint.

LG g