Autor Thema: Kaminkind  (Gelesen 1005 mal)

Sokrafisch

Kaminkind
« am: Juni 15, 2014, 16:56:01 »
 Das Kaminholz spreizt die Flammen,
hascht mit heißen Flimmerhänden
durch das Rost des Ofenrands.
Schatten tanzen sanft zusammen
an den weißen Zimmerwänden,
einen heimlich leisen Tanz.

Vor den Abendofenbränden,
unter braunen Kinderbrauen,
ein Pupillenpärchen glüht.
Und das Kind, mit warmen Händen,
wird im Staunen und im Schauen
langsam und zufrieden müd.

Erich Kykal

Re:Kaminkind
« Antwort #1 am: Juni 15, 2014, 20:48:42 »
Hi, Sokra!

Die erste Zeile ist unglücklich formuliert. Ausgesagt soll ja werden, dass die Flammen das Holz "spreizen", aber durch die Umkehrung wirkt es nun so, als würde das Holz die Flammen spreizen. Das funktioniert für mich jedenfalls als Bild nicht.
Besser wäre dies:
"Das Kaminholz spreizen Flammen," - auch nicht optimal, aber man versteht zumindest, was gemeint ist. Natürlich muss man dann die Folgezeile angleichen:
"haschen mit den Flimmerhänden"

S2Z1 - kein Komma am Ende. Die ganze 2. Zeile ist ein integrationstauglicher Satzteil, kein Einschub.
S2Z2 - kein Komma am Ende. Das "braunen" (Die Farbinfo ist doch wirklich zweitrangig und wirkt hier etwas seltsam) würde ich durch "feinen" oder "zarten" ersetzen.

Sehr schöne, weich fließende Sprache, die mir sehr gefallen hat. Akzelerierte Satzkonstruktionen lassen die Bilder so richtig lebendig werden - sehr guter Stil, der an Rilke erinnert.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Kaminkind
« Antwort #2 am: Juni 26, 2014, 09:34:44 »
Hallo Sokrafisch,
auch mir gefällt Deine bildhafte Sprache. Ein heimelig anmutender Text.
Ich verstehe den ersten Vers so, dass das Holz die Flammen spreizt und ich habe dafür auch ein Bild: Holz, das auf dem Feuer liegt und die Flammen züngeln am Holz vorbei nach oben. Ich sehe da keinen Änderungsbedarf.
Was mir aufgefallen ist, das ist "das Rost". Ich kenne dieses Wort mit seinen unterschiedlichen Bedeutungen nur maskulin. Mag sein, dass es da regionale Unterschiede gibt.
Liebe Grüße!
Charly

cyparis

Re:Kaminkind
« Antwort #3 am: Juni 28, 2014, 09:12:39 »
"Das Kaminholz spreizt sich Flammen"


wäre auch eine interessante Formulierung.
Später mehr.

Mit vielen Grüßen:
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Pit Bull

  • Gast
Re:Kaminkind
« Antwort #4 am: Juli 16, 2014, 07:45:18 »
Hallo Sokrafisch!

Zunächst erst einmal ist Dir Dein Gedicht gut gelungen.

In S1 hätte ich für V1 und V4 Änderungsideen, da „tanzen“ und „Tanz“ mir persönlich zu viel wären:

Der Kamin spreizt hell die Flammen,
hascht mit heißen Flimmerhänden
durch das Rost des Ofenrands.
Schatten kreisen sanft zusammen
an den weißen Zimmerwänden,
einen heimlich leisen Tanz.

Gern gelesen.

VG Pitti