Autor Thema: Unsere Freiheit am Hindukusch  (Gelesen 803 mal)

hans beislschmidt

Unsere Freiheit am Hindukusch
« am: Juni 30, 2021, 16:36:58 »
Heute verlassen sie das Land...
Unsere Freiheit am Hindukusch?
Das bringt den "Kasernen-Struck" mit seinem saloppen Spruch in Erinnerung. Und jetzt? - nach 20 Jahren, in denen man nicht von Krieg sprechen durfte, soll der Spuk vorbei sein?

Was ist mit den 59 gefallenen Soldaten?
Was passiert jetzt mit den vielen Nato-Kollaborateuren? Ich vermute dasselbe Schicksal wie die Boat People, die vor dem Vietkong geflüchtet sind.

Das heißt für uns: - es erwartet uns eine riesige Flüchtlingswelle aus Afghanistan, die wir mit verursacht haben, weil wir uns dort eingemischt haben und uns nun aus der Verantwortung stehlen wollen. Heuchlerisch und feige.
Die Folgen für kopflosen Aktionismus, um den Amerikanern zu gefallen, werden uns die nächsten Jahre heimsuchen. Erreicht wurde gar nichts, denn die Taliban stehen kurz vor Kundus.
Deutschland wird nicht am Hindukusch und auch nicht in Mali verteidigt. Man kann keinem Land, das noch im Mittelalter lebt, unsere Demokratie aufzwingen.
« Letzte Änderung: Juni 30, 2021, 17:41:43 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Unsere Freiheit am Hindukusch
« Antwort #1 am: Juni 30, 2021, 21:03:44 »
Hi Hans!

Wahr gesprochen - jedes einzelne Wort!

Echte Veränderung muss einer Kultur von innen her erwachsen, kann nie dauerhaft von außen aufgezwungen werden. Alle Diktatoren, Eroberer, religiösen Irren und demagogischen Politiker sind von jeher früher oder später daran gescheitert.
Die Ziele der Deutschen in Afghanistan mögen im Geheimen voller Berechnung und Hintergedanken gewesen sein, aber jene, die sich wirklich engagierten, hatten durchaus edle Motive, zumindest aus ihrer Sicht. Aber sie konnten nie erfolgreich sein!
Warum sich das dortige Volk nicht gegen die Taliban wehrt, nach all den Erfahrungen? Weil sie kukturell dort verankert sind! Weil sie den Menschen dort darum näher stehen als alle selbsternannten Retter mit den sog. Segnungen der Moderne oder der Demokratie!
Deshalb wird man dort weiterhin untreue Frauen steinigen, auch minderjährigen Dieben die Hand abhacken und ganze Familien für die Taten ihrer Väter ermorden. Diese Menschen sind als "Volksseele" noch nicht so weit. Sie müssen vielleicht noch Jahrhunderte der Unterdrückung und der Ungerechtigkeit erdulden, bis sie überhaupt erst mal erkennen, dass sie unterdrückt und ungerecht behandelt wurden, denn eine klare Mehrheit der dort Aufgewachsenen glaubt ja genau deshalb, dass die Taliban im Grunde das Richtige tun, und ihre Taten gerecht sind im Sinne ihres Gottes. Sie kennen es nicht anders, sie identifizieren sich damit.

Bedauerlich. Und jeder ansatzweise intelligente und/oder einigermaßen lebenserfahrene Mensch hätte wissen müssen, dass Einmischung von außen nichts bringt außer immer noch mehr Hass und Elend, Leid und Vorurteil! Aber da sind WIR als "Volksseele" wohl noch nicht so weit ...  ::)

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 02, 2021, 15:13:03 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Unsere Freiheit am Hindukusch
« Antwort #2 am: Juli 02, 2021, 08:23:15 »
So isses.... leider Erich und es ist mehr als traurig, dass sich kein Schwanz aus der Politik dafür interessiert hat. Das wäre Kurz nicht passiert.
Kein Verantwortlicher zur Begrüßung ... NICHTS.
Wo war Herr Steinmeier?
Wo war Frau Merkel?
Wo war AKK?
Schäbig und armselig...
Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Unsere Freiheit am Hindukusch
« Antwort #3 am: Juli 02, 2021, 15:20:50 »
Hi Hans!

Genauso wie damals bei den Vietnam-Heimkehrern in Amiland! Die hat man eher wie Aussätzige behandelt, weil sie das Volksgewissen nur an die Ungerechtigkeit dieses Krieges erinnerten. Für Politiker wäre es politischer Selbstmord gewesen, sich mit ihnen zu zeigen.
Ich vermute, mit den deutschen Afghanistan-Heimkehrern verhält es sich ähnlich. Die ganze Aktion war eine Schlappe, letztlich wirkungslos und schädlich - all die Toten umsonst gestorben. Aber niemand kam aus dieser internationalen "pseudomoralischen Falle", ohne das weltpolitische Gesicht zu verlieren, also hielt man aus. Hinterher aber will natürlich keiner für das Debakel verantwortlich gewesen sein ...  ::)

Es "menschelt" wieder mal im erniedrigensten Sinne!  >:D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.