Liebe Agneta,
alles gut, ich sehe und verstehe den Kern deiner Kritik und weiß ihn durchaus zu schätzen.
Nehmen wir mal das kritisierte "stillt". Was steckt denn alles in dem Wort?
Ein Kind stillen. Die Stille. Die Stillen. Gestillt. Verstillt. Entstillt. Kann man eine Zeit verstillen? Ja, was macht man jetzt mit all den Möglichkeiten? Vielleicht ist dieses Wort sogar ein Neologismus?
Vielleicht bleibt man, um es mit deinen Worten zu sagen, an "Logikfehlern" erstmal hängen.
Aber es ist nicht so, dass ich mir dabei nichts gedacht hätte. Denn für meine Verhältnisse floss in das Werk recht viel Zeit und Überlegung hinsichtlich Satzbau und Wortschöpfung.
Das Gleiche gilt für umzittern: Weißt du eigentlich wie mächtig das Wort "Zittern" ist und auf wie viele Weisen es sich anwenden lässt?
Das beginnt bereits bei einer simplen Begegnung, welche von Ehrfurcht oder voller Schönheit durchzittert sein kann. Wenn wir empfinden, was kann denn alles zittern?
Hier gilt es gründlich nachzudenken.
Das erregte Licht einer Kerze ist auch ein Umzittern. Ich könnte das endlos, und vor allem ins Abstrakte, fortführen.
Natürlich verstehe ich die Einwände der Kritiker, in mir leben aber recht viele Seiten Lyrik zu begegnen, das betrifft vor allem auch das Lesen fremder Lyrik.
Rilke beispielsweise war für mich nicht nur von Glauben durchdrungen, sondern auch von Rebellion und Zweifel Gott gegenüber.
Das Gleiche gilt für Schiller, der in meinen Augen der erste wahre expressionistische Dichter war. Was der Schiller geschillert hat ist einfach Wahnsinn.
Oder Kästner! Viele sagen Kästner sei der Rationale schlecht hin, der derart rote Fäden aus Glas spinnen konnte wie kein anderer.
Ich widerspreche hier. Oder der Hammer ist auch Stephan Zweig! Der hat sich auch völlig gehen lassen.
All diese Gedanken sind Dinge, die mich extrem anziehen was das Schreiben betrifft.
Ich persönlich mag keine Gedichte und wenn dann nur seltener, die einer gerade Linie folgen. Sie liest man und was dann? Man hat sie gelesen!
Dann greift man zum nächsten Gedicht. Ich mag Gedichte die aufreiben und an denen ich hängen bleiben kann und mein Ziel ist es irgendwann zeitgenössisch genau solche Werke schaffen zu können.
Und wegen Poetry, liebe Agneta. Poetry ist da drüben und die Wiese ist hier.
In dem Forum ist sowieso nicht mehr so viel Bewegung wie vor drei Jahren. Hier gibt es keine destruktiven Charaktere und wenn, dann auf eine sympathische Art und Weise.
Schlussletztlich ist es auch eine gute Übung für mich (Zum eigenen Werk zu stehen). Denn Geschmäcker sind verschieden und davon lebt die Lyrik!
Erich und Du mögen die Version nicht, es gibt aber auch Leser, die diese Version sehr schätzen. Tja, was macht man dann als Autor? Ich denke, es wäre klug von beiden Seiten zu profitieren.
vlg
EV