Autor Thema: Zur Ansprache eines Terroristen nach dem Anschlag von Beslan  (Gelesen 1590 mal)

Erich Kykal

War dereinst ein Prediger des Zornes,
Kinder tötend, deren Eltern nur
anders taten, als er selbst verfuhr.
Über seiner Ansicht nach Verlornes

konnte er tiradenweise geifern.
Ohne Reue sprach er ungeduldig
sie der Sünden aller Väter schuldig,
die sich nicht in seinem Sinn ereifern.

Gott, so sprach er, habe ihn beordert,
alle seinem Willen nach zu morden,
die nicht ebenso wie er geworden,
weil ein altes Unrecht es erfordert.

Armer Narr, aus deinen Taten werden
keine Früchte für die nächste Welt!
Selber hast du dir den Weg verstellt
durch dein kaltes Himmelreich auf Erden!


Zum Geleit:
Der Anschlag von Beslan war der Überfall auf eine Schule, bei dem einige Terroristen hunderte Kinder als Geiseln nahmen. An einem der folgenden Tage (die Kinder waren am Verdursten!) explodierten - wahrscheinlich versehentlich - zwei der von den Tätern installierten Bomben. Bei der sofort eingeleiteten Erstürmung des Gebäudes starben weit über hundert Kinder ab dem 10. Lebensjahr, weil die Terroristen begannen, sie zu erschießen oder in die Luft zu sprengen, ehe die Spezialtruppen sie erreichen konnten. Sie schossen sogar noch den Kindern in den Rücken, die, aus dem Gebäude entkommen, halb besinnungslos vor Durst zum Schulbrunnen auf dem Hof rannten!
Der Initiator dieses sinnlosen und zutiefst verwerflichen Gemetzels hielt kurz darauf eine Videosansprache, in der er sein Handeln damit rechtfertigte, Gott wäre auf seiner Seite, und sogar weitere Schulgeiselnahmen und Kindstötungen ankündigte, weil - so seine Ansicht - deren Eltern durch ihre Weigerung zum totalen Krieg gegen Russland sich und mit ihnen ihre Nachkommen ohnehin jeglichen Existenzrechtes beraubt hätten, da sie sich dadurch zu Mittätern und Handlangern des von ihm bekämpften Systems gemacht hätten.
Solch ein Ausmaß an psychopathischer Arroganz wollte ich nicht unkommentiert lassen...
« Letzte Änderung: Mai 06, 2024, 18:14:41 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Zur Ansprache eines Terroristen nach dem Anschlag von Beslan
« Antwort #1 am: Januar 07, 2014, 18:21:31 »
Das ist ja klare Abrechnung mit dem verbohrten Hassprediger. Solche hatten das Christentum auch zur Genüge und es gibt noch immer Sekten, die unversönlich sind. Im Moment grassiert der Typ aber noch sehr Islam. Diktatoren der Religion. Ich habe für so etwas überhaupt kein Verständnis und teile die Auffassung des Gedichtes vollkommen. Wie bist du auf diese Rede nach dem Anschlag gestoßen?

LG  g
« Letzte Änderung: Januar 07, 2014, 18:24:06 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Zur Ansprache eines Terroristen nach dem Anschlag von Beslan
« Antwort #2 am: Januar 07, 2014, 18:25:26 »
Hi, Gum!

Vielen Dank!

Habe oben noch ein kleines "Geleit" angefügt, zum besseren Verständnis.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Zur Ansprache eines Terroristen nach dem Anschlag von Beslan
« Antwort #3 am: Januar 07, 2014, 19:26:54 »
Gut, dass du das noch angefügt hast. Sehr schlimm. Das Gedicht sollte er lesen.

LG g

Erich Kykal

Re:Zur Ansprache eines Terroristen nach dem Anschlag von Beslan
« Antwort #4 am: Januar 08, 2014, 00:25:39 »
Hi, Gum!

Als das damals passierte, war ich gerade als Lehrer interessiert und verfolgte die Ereignisse! Ich sah, wie unzählige Kinder fast nackt (es war zu einer Hitzewelle), schmutzig (sie durften sich nicht waschen) und mager (sie mussten tagelang hungern und bekamen kaum zu trinken) um ihr Leben liefen oder von Rettern in Sicherheit getragen wurden. Vielen Kindern wurde von den verschanzten Terroristen sogar da noch in den Rücken geschossen! Was für freundliche Zeitgenossen ... ich frage mich seither vergebens, wie tief man in Wut und Hass begraben sein muss, um so etwas tun zu können!!!
Als ich hörte, dass man diese nützlichen Idioten alle bis auf einen getötet hatte, war ich durchaus zufrieden damit.
Seither mache ich mir immer wieder mal Gedanken, was ich tun würde, wenn derlei an meinem Arbeitsplatz geschehen würde. Hätte ich den Mut, für meine Schutzbefohlenen mein Leben einzusetzen, oder wäre ich "vernünftig", würde mich und meine Schüler gehorsam den Tätern ausliefern und auf deren Verständnis und Gnade hoffen (wenn man sich lang genug diesbezüglich belügt, glaubt man vielleicht sogar daran...)?
Ich bin mir bis heute nicht sicher.
Gestern sah ich im Fernsehen nun zufällig im Rahmen einer Doku über Formen des Terrors diese "Videobotschaft" eines vollbärtigen Mannes, umgeben von Waffen, der als Organisator dieser Tat gilt und für die Unabhängigkeit seiner Volksgruppe von Russland kämpft. Der Dokusprecher übersetzte. Ich war entsetzt über soviel kaltblütige Unmenschlichkeit, die jener offenbar als völlig gerechtfertigt ansah. Der Gipfel war zuletzt seine Ankündigung, derlei Geiselnahmen mit Kindern in Zukunft sogar zu verstärken, und zwar mit dem bereits erwähnten Argument, sie wären als Nachkommen von Kollaborateuren und Feiglingen ohnehin mitschuldig. Unschuldige kleine Kinder! Was für ein Arschloch!!!!

Hier fehlen einem die Worte, gerade wo sie nicht fehlen dürften - daher mein diesbezüglicher Versuch.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Januar 22, 2014, 16:14:35 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Zur Ansprache eines Terroristen nach dem Anschlag von Beslan
« Antwort #5 am: Januar 08, 2014, 06:56:40 »
Die Worte fehlen mir genauso. Es ist unglaublich, wozu wir Menschen entarten können. Ich würde wohl eher um das Leben der Schüler kämpfen, mein eigenes wäre nicht so wichtig. Dein Text zeigt eben auch diese spontane und selbstlose Wehrhaftigkeit.

LG g
« Letzte Änderung: Januar 08, 2014, 07:08:16 von gummibaum »

cyparis

Re:Zur Ansprache eines Terroristen nach dem Anschlag von Beslan
« Antwort #6 am: Januar 22, 2014, 08:02:17 »
Nicht viel, lieber Erich.
ein Wort muß genügen:

Gänsehaut.

Cyparis
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