Autor Thema: Im Innern  (Gelesen 1181 mal)

gummibaum

Im Innern
« am: M?RZ 20, 2014, 03:36:13 »
Manchmal fühle ich am Grunde
einer Seele, die mich füllt,
eine nie verschlossne Wunde
aus der ständig Lava quillt.

Klar geformte Lebenswelten
treiben auf der Tiefe Glut,
und die Kräfte, die dort gelten,
steigen auf bis in mein Blut.

Plötzlich wird ein Wirbel saugen,
zieht herab, was fest geglaubt -
wie ein Blick in Schmerzensaugen
alle Seelenruhe raubt.

Erich Kykal

Re:Im Innern
« Antwort #1 am: M?RZ 20, 2014, 19:36:28 »
HI, Gum!

Gelungen, nur mit S1Z2 habe ich etwas Probleme: IST man denn nicht Seele - wie kann dann die eigene Seele MICH füllen? Irgendwie widerspricht sich da was...
Wenn der Körper nur das gefüllte Gefäß ist, warum wird er als "Ich" bezeichnet - bin ich nur Körper? Nein, da wäre ja noch der Geist, oder? Und der kann nicht gemeint sein mit dem "mich" in "die mich füllt", oder?
Abgesehen davon, dass manche Geist und Seele quasi gleichsetzen, entweder weil sie glauben, dass beide gleichberechtigt nebeneinander existieren, oder weil sie gar nicht an die Existenz einer Seele glauben und im entsprechenden Begriff nur eine andere Bezeichnung für Bewusstsein sehen - würde mir in Gedicht der Bezug auf ein metaphysisches Gefäß zu weit gehen, das wäre zuviel Um-die Ecke-Denken für den Leser.
Und dass ein Geist so leer ist, dass er von einer Seele gefüllt werden muss - das ist auch keine angenehme Vorstellung... Nö, irgendwie funzt das Bild so nicht für mich. Ich gebe allerdings gern zu, dass dies nur ein subjektiver Eindruck auf der Basis meiner individuellen Wahrnehmungsfilter ist.

Mögliche Altenative: "meiner Seele, ungestillt,"

Ansonsten nix zu mosern! ;) :D

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Im Innern
« Antwort #2 am: M?RZ 20, 2014, 21:49:40 »
Hallo Erich,

kann ich mir denken, dass es schwer verständlich ist. Ich habe in tiefes Wasser hinuntergeschaut (daher füllt). See/Meer oder Brunnen nehme ich gern als Bild für Seele. Philosophische Unterscheidungen stecken nicht darin.

Ich schrieb "eine" Seele (und nicht "meine"), um das Fremdheitsgefühl einzufangen.

Aber mit der Entdeckung der Lava hat sich eine noch tiefere Zone offenbart.

LG gummibaum

  
« Letzte Änderung: M?RZ 21, 2014, 13:21:54 von gummibaum »

cyparis

Re:Im Innern
« Antwort #3 am: M?RZ 21, 2014, 12:28:55 »
Da kann ich wieder nur die Brunnentiefe eines Gedichtes von Dir bewundern, lieber Gummibaum!
(Sonderbar: Spät abends in der Dunkelheit wirkt dieses Gedicht weitaus düsterer als jetzt im Sonnenschein.)


Herzlichen Gruß
von
Romulus
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Im Innern
« Antwort #4 am: M?RZ 21, 2014, 14:27:36 »
Danke, Cyparis,

der tageszeitliche Effekt ist interessant.

LG gummibaum