Ein Künstler, der für Päpste, reiche Männer
aus Marmor wunderschöne Helden schält,
empfindet sich genarrt vom Lob der Kenner,
als er die schlankgekürzte Summe zählt.
Da bringt ihm denn ein Kammerdiener schlechte
Gewissheit, was der Potentat erlebt:
Es habe die Mätresse am Gemächte
des Marmornen, das größer war, geklebt.
Der Künstler packt den Meißel auf die Schnelle,
umschleicht voll Wehmut dann den nächsten Held.
Verkürzt ihn schonungslos an einer Stelle -
und siehe da: der bringt das große Geld!
Das voran stehende Gedicht war zunächst nur eine gereimte Replik auf Erichs Fußnote im Faden "Mit dir versteinern". Er konnte mich nämlich mit der interessanten Anmerkung überraschen, dass der Renaissancekünstler das "Gemächte" aus Berechnung verkleinert, um dem Geldgeber die Blamage zu ersparen und ihn als den Geschmeichelten zahlungswilliger zu stimmen.
LG gummibaum
(Aber, Erich, du hast weit mehr vermocht. Da ich mich stets an der Renaissance orientiert habe und insofern nie wagte, mit den eigenen, vermeintlich furchterregenden Dimensionen herauszurücken, bedeutet diese späte Aufklärung eine große seelische Entlastung für mich. Ich werde jetzt im Gegenzug jede nur mögliche Gelegenheit nutzen, Versäumtes nachzuholen. LG g)