Der wilde Mars liegt brav an Venus Seite,
bezwungen von der Tugend dieser Frau,
ein letztes Tuch kühlt ihm den heißen Stau,
und er schläft ein und träumt vom Lanzenstreite.
So ist der rohe Mann, wenn seine Waffen
als Spielzeug dienen sollen den Satyrn.
Denn, statt die Zögernde sanft zu verführn,
enttäuscht er sie mit kläglichem Erschlaffen.
Was nützen Venus die geschürzten Brüste
im Nachtgewand, ihr zärtliches Gesicht?
Die Göttin wartet wohl, doch die Gelüste
des Schlafenden weckt selbst ein Hornstoß nicht.
Er ist, als ob er nichts vom Drang mehr wüsste,
als nähm ein Helm dem Kinderkopf die Sicht.
nach Botticelli: Venus und Mars