Surfen

[gummibaum]

Angehoben von der Welle
der Gefühle, die mich trägt,
springe ich, bevor die helle
Kräuselkante überschlägt,

auf mein schmales Denkbrett, gleite
auf der dunklen, steilen Flanke,
und indem ich zickzack reite,
formt sich stäubend der Gedanke.

Über mir bricht langezogen
immer schneller jetzt die Welle,
und mein Fühlen stürzt im Bogen
in die Gischt hinab, ich schnelle

durch die lange Wasserröhre
auf ihr lichtes Ende zu.
Dumpfes Donnern, das ich höre,
weicht zuletzt Gedankenruh.

[Erich Kykal]

Hi, Gum!

Ich schwanke noch bezüglich der Deutung - einerseits ist von "tragender Gefühlswelle" die Rede, andererseits von "Denkbrett" und "sich formenden Gedanken", über "stürzendes Fühlen" letztlich zur "Gedankenruh".

Am ehesten so: Auf dem reinen Fühlen, das ungesteuert, ungestüm ist, reitet der klare Gedanke, leitet das Ich letztlich über die brodelnde, brechende Emotion in die innere Ruhe. Ein schönes Bild über die Kraft des Denkens.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

[gummibaum]

Ja, Erich, so etwa ist gemeint. Danke für deinen einfühlenden Kommentar.

Das Surfen auf großen Wellen und durch die Tunnel von Brechern hindurch fasziniert mich. Sich auf entsprechenden Gefühlen zu behaupten und ihnen Gedanken abzuringen (und sie ins Freie zu retten und nicht zertrümmern zu lassen), das hat etwas Ähnliches für mich.

LG gummibaum

[Erich Kykal]

Hi, Gum!

Ein sehr stimmiges Bild, wie ich finde, denn das Menschliche treffend ist hier besonders, dass das Denken die Woge der Gefühle bloß reiten kann, sie aber nie zu kontrollieren oder zu bestimmen vermag!

LG, eKy

[cyparis]

Lieber gummibaum,

p.s.:

Das Surfen auf großen Wellen und durch die Tunnel von Brechern hindurch fasziniert mich. Sich auf entsprechenden Gefühlen zu behaupten und ihnen Gedanken abzuringen (und sie ins Freie zu retten und nicht zertrümmern zu lassen), das hat etwas Ähnliches für mich.

[/i]

Genau das macht den großen Reiz Deiner äußerst gelungenen Halb-Metapher aus!


Knicks und Gruß
von
Cyparis

[gummibaum]

Danke, cyparis.
LG gummibaum