Autor Thema: Stumm  (Gelesen 1458 mal)

cyparis

Stumm
« am: August 08, 2015, 14:49:16 »
Stumm leidet sie. Ihr Angesicht:
fahlgrau.Verdorrte Erde
hofft, daß aus den Wolken bricht,
was ihr Gesundung werde.

Krank liegen Büsche wie Gebein;
der Himmel ist zu nah. Zu weiß.
Platanen häuten sich und fein
krüllt sich das Gras. Es ist so heiß.

Die Sonne ist, wie ewig, Feuerball;
sie kümmert weder Ziel noch Widerhall,
noch nie war Mitleid ihr zueigen.

Mag ich auch tränenvoll mich neigen
vor Feldern, die nach Wasser schrei'n:
Verbranntes Antlitz wird heut schweigen.
Und morgen voller Narben sein.


*********

Variante von eky:


Sie leidet stumm, ihr Angesicht:
Fahlgrau, und die verdorrte Erde
erhofft, daß aus den Wolken bricht,
was Labe und Gesundung werde.

Die Büsche krank, fast wie Gebein,
der Himmel ist zu nah, zu weiß.
Platanen häuten sich und fein
krüllt sich das Gras. Es ist so heiß.

Die Sonne ist ein Feuerball
und gnadenlos in ihrem Reigen,
und ihrer Gluten Widerhall
war Mitgefühl noch nie zueigen.

Mag ich auch tränenvoll mich neigen
vor Feldern, die nach Wasser schrein:
Verbranntes Antlitz wird heut schweigen
und morgen voller Narben sein.






aus dem Fundus
Juli 2008
(c)
« Letzte Änderung: August 08, 2015, 16:47:59 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Stumm
« Antwort #1 am: August 08, 2015, 15:52:31 »
Hi, Cypi!

Wenn es schon älter ist, habe ich keine Scheu, eine metrisch gesunde Version zu versuchen:


Sie leidet stumm, ihr Angesicht:
Fahlgrau, und die verdorrte Erde
erhofft, daß aus den Wolken bricht,
was Labe und Gesundung werde.

Die Büsche krank, fast wie Gebein,
der Himmel ist zu nah, zu weiß.
Platanen häuten sich und fein
krüllt sich das Gras. Es ist so heiß.

Die Sonne ist ein Feuerball
und gnadenlos in ihrem Reigen,
und ihrer Gluten Widerhall
war Mitgefühl noch nie zueigen.

Mag ich auch tränenvoll mich neigen
vor Feldern, die nach Wasser schrein:
Verbranntes Antlitz wird heut schweigen
und morgen voller Narben sein.


Das soll keine Bevormundung oder ein stiller Vorwurf sein - ich bastle bloß gerne rum! ;) :D

Sehr gern gelesen und gebastelt! :)

LG, eKy


Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Stumm
« Antwort #2 am: August 08, 2015, 16:44:37 »
Wundertbar, lieber Erich -

ich stell es als Deine Variante unter mein Original ein!


Hab heißen (!) Dank

von
Cyparis!
Der Schönheit treu ergeben
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gummibaum

Re: Stumm
« Antwort #3 am: August 08, 2015, 21:15:16 »
Hallo cyparis,

ich habe das Gedicht schon ein paar Mal gelesen, aber ab Vers drei steckte ich öfters durch Rhythmuswechsel fest. Erichs Bearbeitung lohnt die Mühe, denn:

Inhaltlich hat es einiges zu bieten und kann es so besser entfalten.

LG gummibaum
« Letzte Änderung: August 08, 2015, 22:37:02 von gummibaum »

cyparis

Re: Stumm
« Antwort #4 am: August 08, 2015, 21:43:27 »
Lieber gummibaum,

Erichs Variante steht unter meinem Original.


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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gummibaum

Re: Stumm
« Antwort #5 am: August 08, 2015, 22:37:34 »
Alles klar.

LG g

charis

  • Gast
Re: Stumm
« Antwort #6 am: August 10, 2015, 18:43:24 »
Liebe Cyparis,

Es ist schon interessant, wie unterschiedlich Dichter mit dieser Sommerhitzestimmung umgehen.
Die intensiven Bilder gefallen mir sehr, eine gewisse metrische Beruhigung tut gut, Eky hat das einfühlsam gemacht, aber ich wäre gespannt, wie deine ausfällt.
Lieben Gruß
charis 

wolfmozart

Re: Stumm
« Antwort #7 am: August 15, 2015, 14:44:01 »
Ein interessantes Gedicht zur Hitze.

Einmal etwas anderes. Ausgefallen.

Lieben Wochenendgruß

wolfmozart

cyparis

Re: Stumm
« Antwort #8 am: August 16, 2015, 19:06:08 »
Liebe charis, lieber wolfmozart -


ich fühle mich bestätigt (vom Thema her) durch einen ausführlichen Artikel im letzten SPIEGEL, der sich mit der global fortschreitenden Dürre beschäftigt.
Die zukünftigen Kriege werden nicht mehr um Erdöl oder andre Bodenschätze geführt - nur noch um Wasser.
Ich weiß nicht mehr genau, in welchem Sommer ich das schrieb - aber er war ähnlich dem in den letzten Tagen.

Nach dem köstlichen Regen schick ich Euch
einen erfrischten Gruß!


Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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