Autor Thema: Kinderwunsch  (Gelesen 1202 mal)

gummibaum

Kinderwunsch
« am: Dezember 25, 2015, 22:26:10 »
Alles, was er spät begonnen,
schwand dahin mit seiner Kraft.
Jeder Sinn, den er gesponnen,
riss und lähmte ihn erschlafft.

Ausgeglüht in Klagegruppen
Halt zu suchen, lag ihm nicht.
Sich im Dunkel zu verpuppen,
schauderte sein Lebenslicht. 

Er sah Kinder und blieb stehen.
Was ihm einfiel, war absurd.
Lächeln ließ ihn weitergehen.
Ja, ein Kind wär die Geburt!
« Letzte Änderung: Dezember 25, 2015, 22:28:07 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Kinderwunsch
« Antwort #1 am: Dezember 25, 2015, 23:33:43 »
Hi, Gum!

Interessante Thematik! Autobiographisch?

Mit S1Z4, S2Z4 und S3Z3 habe ich Probleme.

S1Z4 - Ich glaube nicht, dass man das so sagen kann. Jemanden erschlafft lähmen? Da stimmt der Bezug nicht, kein logischer kausaler Zusammenhang!

S2Z4 - Dass das Lebenslicht schaudert, ist als Bild sonderbar. Es ist etwas, was man ausbläst, das erlischt - aber dass es personifiziert schaudert, halte ich für zu weit hergeholt, ebenso wie die Vorstellung, diesen Terminus stellvertretend für die Person zu verwenden, die hier beschrieben ist.

S3Z3 - Dass ausgerechnet das Lächeln ihn weitergehen lässt, ist aus dem Inhalt heraus unlogisch. Das Lächeln ist Folge des Gedankenganges des LyrIch und kann sein Weitergehen bestenfalls begleiten, es aber sicher nicht motivieren.

S3Z4 - "Ja, ein Kind wär Neugeburt!" - So wäre der Satz inhaltlich leichter nachzuvollziehen, wenn auch nicht lyrisch wertiger. Leider verliert er durch die Verkürzung (wär) sehr an poetischem Gewicht.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Dezember 26, 2015, 12:15:32 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Kinderwunsch
« Antwort #2 am: Dezember 26, 2015, 00:12:07 »
Hallo, Erich,

das war ja eine schnelle Antwort! Danke. Ja, autobiographisch.

Zu den Anmerkungen: Wenn du mit jdm. zusammenlebst, der völlig schlaff ist, lähmt dich das etwa nicht?

Das Lebenslicht gemäß Duden:
1. (gehoben) (als brennendes Licht gedachtes) Leben
2. dicke Kerze, die jemandem am Geburtstag angezündet wird und die nur er selbst ausblasen darf

Du hast dich auf die 2. Bedeutung bezogen, während ich die 1. Bedeutung meinte.

Das Lächeln ist Ausdruck der postiven Aufnahme des absurd erscheinenden Einfalls.

Gemeint ist Neugeburt, aber die Präzisierung staucht die Emotion.

LG und gute Nacht
gummibaum



« Letzte Änderung: Dezember 26, 2015, 00:13:57 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Kinderwunsch
« Antwort #3 am: Dezember 26, 2015, 12:25:49 »
Hi, Gum!

S1Z4 - Ich glaube nicht, dass man das so sagen kann. Jemanden erschlafft lähmen? Da stimmt der Bezug nicht, kein logischer kausaler Zusammenhang!

So wie du es schreibst, bezieht sich das "erschlafft" als Adverb auf "lähmen", nicht auf einen nicht genannten Lebenspartner. Das erklärt sich so nicht.

S2Z4 - Dass das Lebenslicht schaudert, ist als Bild sonderbar. Es ist etwas, was man ausbläst, das erlischt - aber dass es personifiziert schaudert, halte ich für zu weit hergeholt, ebenso wie die Vorstellung, diesen Terminus stellvertretend für die Person zu verwenden, die hier beschrieben ist.

Im zweiten Satzteil (nach dem Bindestrich) nehme ich durchaus Bezug auf die von dir avisierte "1. Bedeutung". Dass ein allgemeiner - wenn auch poetischer - Begriff für eine bestimmte Person steht, ist für den Leser nicht unmittelbar nachvollziehbar.

Bei 2. Beschau des Satzes erkenne ich aber nun das eigentliche Problem: Kann man in einem Satzkonstrukt "schaudern" so verwenden?

"Sich im Dunkel zu verpuppen, schauderte sein Lebenslicht."  Hier könnte man sagen: "minderte", das gäbe Sinn - aber "schaudern" kann nur eine Person, nicht eine Person eine andere, und auch nicht ein Satzteil mit dem Wortlaut "Sich im Dunkel zu verpuppen" eine andere Person oder Personifizierung. So wie du es schreibst, nimmt das Wort aber genau darauf Bezug - ich halte diese Anwendung für falsch.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Kinderwunsch
« Antwort #4 am: Dezember 26, 2015, 13:48:31 »
Danke, Erich. Ich muss es überarbeiten.

LG gummibaum


Kinderwunsch

Alles, was er spät begonnen,
schwand dahin mit seiner Kraft.
Jeder Sinn, den er gesponnen,
riss und welkte dann erschafft.

Ausgeglüht in Klagegruppen
Halt zu suchen, lag ihm nicht.
Sich im Hause einzupuppen,
drosselte sein Lebenslicht. 

Er sah Kinder und blieb stehen.
Was ihm einfiel, war absurd.
Ließ ihn plötzlich schneller gehen.
Noch ein Kind wär Neugeburt!


« Letzte Änderung: Dezember 27, 2015, 16:15:17 von gummibaum »

cyparis

Re: Kinderwunsch
« Antwort #5 am: Februar 18, 2016, 17:54:50 »
Lieber gummibaum,

die zweite Fassung finde ich persönlich besser, obwohl auch hier manche Wendungen gewöhnungsbedürftig ist.
Zum Thema selbst kann ich nichts betragen.


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte