Hi EV!
Hier ist die Setzung des Kommas in der ersten Zeile von eminenter Bedeutung:
"Ich glaubte
, mich geheim zu wissen,"
Es gehört nach "glaubte", nicht nach "mich"!
Hier störte mich etwas, dass "wund" jetzt nicht wirklich ein Gegenteil zu "geheim" darstellt. Man erkennt zwar die dichterliche Intention (eine geheim geglaubte Liebe, und der Liebende erfährt - wie zumeist in solchen Fällen, wenn man "abgelenkt" ist - als letzter, dass alle es schon längst bemerkt hatten, wen er verehrte, selbst die Betroffene!), aber durch die Verwendung von "wund" hinkt das bild ein wenig, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Begriff auch nicht so recht zu einer geheimen Liebe passen will.
Mögliche Alternative: "doch
offen war ich, aufgerissen,"
Da wäre noch mehr drin gewesen
:
Ich glaubte, mich geheim zu wissen,
geheimer als das tiefste Meer,
doch ich war wund wie aufgerissen,
verklärt von dir und sehnsuchtsschwer.
Ein jeder las in meinen Zügen,
was ich für dich im Herzen trug,
ich wollte dir allein genügen,
und war mir selbst doch nie genug.
Und du sogar erkanntest meine
so ungelenk entrückte Huld:
Dass ich in Ewigkeit der Deine
und treu dir wäre, ohne Schuld.
Ich glaubte, dich geheim zu lieben,
geheimer als die tiefste See,
und doch bin ich allein geblieben,
und alle Bicke tun mir weh.
Sehr gern gelesen (und dankbar für die Vorlage weitergemacht ...)!
LG, eKy