Autor Thema: Vergangen  (Gelesen 973 mal)

cyparis

Vergangen
« am: April 02, 2013, 19:08:54 »
Es weht der Tag vorbei gleich Distelflaum
in Zephyrs sanften, lauen Lüften,
die neben ihren süßen, holden Düften
in ihren Händen etwas bergen: Jugendtraum.

Auch er ist nun hinfortgetragen.
Auch er ward Sand in meiner Uhr.
Er rinnt in meinen alten Tagen
durch meine müden Hände. Ohne Spur.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Vergangen
« Antwort #1 am: April 03, 2013, 15:24:31 »
Liebe Cyparis,

was ist das für ein herrliches Gedicht!

Es schmeichelt sich mit zärtlicher Wehmut in mein Herz
und hält für einen Augenblick die Zeit an.

Ich bin hingerissen!

Herzliche Grüße von
Daisy

cyparis

Re:Vergangen
« Antwort #2 am: April 03, 2013, 18:37:11 »
Liebe Daisy -

Du unermüdliche Lobspenderin!

Hab ganz herzlichen Dank

von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Vergangen
« Antwort #3 am: Mai 09, 2020, 13:03:43 »
Hi!

Was für eine lyrische Perle, dieses kleine Gedichtlein, die ich gerne wieder hervorkrame aus der Schmuckschatulle des Gewesenen, um sie erneut im Lichte der Gegenwart erglänzen zu sehen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Vergangen
« Antwort #4 am: Mai 09, 2020, 13:45:34 »
Ach liebe Thing,

du hattest einen unverkennbaren eigenen Stil, den ich schon sehr zeitig bewundert habe. Unser Anfang war holprig, legtest du mich ob meiner lyrischen Anfänge aufs Nagelbrett und zerstörtest mich nach einem expressionistischen Werk nahezu gänzlich. Ich armer Tropf, hatte von der Materie doch keine Ahnung und zierte mich in meiner Kränkung wie Sauerkraut.
Aber wir näherten uns wieder an, vertrugen uns und wurden dann doch noch Forenfreunde. Dann hast du mich auf die Wiese sehr herzlich eingeladen.
 
Aus deinen Gedichten entnahm ich stets die Kümmernis über deinen Mann, über die Krankheit und das Alter und all das ergriff mich und ließ mich nachdenken.
Trotz deines Zustandes, hast du stets meine Werke wohlwollend kritisiert und im besten Falle gelobt, auf eine Weise, die mich auf meinem Weg bestärkte. Meine Forenzeiten waren hart und ich besaß mehr Anfeindungen als zugeneigte Leser. Du aber, warst mir immer eine helfende Hand. Dafür bin ich dir dankbar und ich wünsche mir von Herzen, dass wir nach wie vor gemeinsam in illustrer Runde fleißig am Pfeifchen ziehen. Du weißt was gemeint ist ;)

Ruhe in Frieden!




Martin Römer

  • Gast
Re: Vergangen
« Antwort #5 am: Mai 10, 2020, 04:15:20 »
Werte Wiesenfreunde,

wieder nächtliche Kurzweil!

Es ist deswegen so preziosenhaft, weil es - bis auf die Oberfläche vielleicht - jenseits des Romantischen angesiedelt ist.
Diese gewisse geistige Härte, die weder mit Geschwall noch mit Geleier sich bedecken muss und klares Wasser bevorzugt.
Das machte vielleicht, zusammen mit andern Tugenden aus alten Tagen, den besonderen Stil.

Irgendwie streift mich noch ein anderer Sang, der mit den Worten endet: o wär im hellsten Stern tagtäglich mir sein junges Blut.
Ob diese beiden aus der gleichen Quelle kamen? Na ja, im Grunde unwichtig.

Die vielen auf den ersten Blick nichtig erscheinenden Attribute aus dem Reich der Flora sind gewisserweise eine Signalfanfare:
es war etwas bedeutend und die Bedeutung erstreckte sich über die kleinen und großen Ströme hinfort.

So wird zur zweiten Strophe übergeleitet, welche die Essenz beinhaltet und eine Bitternis der besonderen Art präsentiert.
Kein Erbe, keine Erinnerung, nur gesunkener Blick in die wieder erwachende Wildnis - wie könnte die tragische Melodie gräulicher sein?
 
Ach, mich könnte wieder das Wehklagen anfallen, im Gegensatz wahrscheinlich zu euch Mondseelen.
Denn wo sehe ich rechtschaffene Worte über die Kümmernis und den Rest?
Wie doch ein holdes holdes Lebensangesicht zum Sand in der unbarmherzigen Uhr ward, der spürbar durch die Hände rieselt -
das muss einem doch zumindest einen Moment kühlen inneren Schweigens bereiten.

Erschreckende Vorstellung, nach Dezennien den Jugendtraum zu beklagen.
Erschreckende Gedanklichkeit, dass insofern alles vielleicht mehr oder minder Quälerei ist.

In summa:
für das Gelalle von Melancholie und dergleichen war das Äugelein zu rein - die Quintessenz ist sehr unerquicklich.



Grüße aus dem Totenreiche
M.