Autor Thema: Stimmung  (Gelesen 1109 mal)

cyparis

Stimmung
« am: September 09, 2013, 14:50:38 »
Der späte Sommer liegt wie müd
auf Tagen, Stunden, auf den Feldern.
Was jetzt noch blühen kann, das blüht.
Wie fruchtig duftet's in den Wäldern!

Jetzt ist die fünfte Jahreszeit:
Davor nicht und auch nicht danach.
Die wilden Tage, nur für mich bereit,
liegen endlich nicht mehr brach.

Die Sonne brennt noch auf die Trauben.
Der Nebel jedoch steigt und fällt sehr früh.
Im frühen Dämmer gurren leis die Tauben.
Das Rot der Blätter gibt sich redlich Müh,

mir diese Frist noch zu vergolden.
Tief atme ich Momente ein.
Grübeln mag ich nicht, nicht sinnen.
Und ja: Ich liebe diesen Wein,
den ersten, noch so holden.
Er wird, gleich mir, gewinnen.




ad hoc 09.09.2013
« Letzte Änderung: September 09, 2013, 15:01:59 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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Erich Kykal

Re:Stimmung
« Antwort #1 am: September 09, 2013, 16:14:25 »
Hi, Cypi!

Sehr schönes Gedicht, sprachlich rund und voll gefühlvoller Bilder!

Ein paar Stellen könnte man noch verbessern:

Der späte Sommer liegt wie müd
auf Tagen, Stunden, auf den Feldern.
Was jetzt noch blühen kann, das blüht.
Wie fruchtig duftet's in den Wäldern!

Jetzt ist die fünfte Jahreszeit:
Davor nicht und auch nicht danach.
Die wilden Tage, nur für mich bereit, Was ist mit den "wilden Tagen" gemeint? Die Zeile hat auch einen Heber zuviel.
liegen endlich nicht mehr brach. Diese Zeile beginnt betont, was den Rhythmus bricht.

Die Sonne brennt noch auf die Trauben. Diese Str. ist - bis auf Z1 - 5hebig. Gewollt? Der Effekt ist nicht schlecht, nur würde ich die 1. Zeile angleichen.
Der Nebel jedoch steigt und fällt sehr früh.
Im frühen Dämmer gurren leis die Tauben.
Das Rot der Blätter gibt sich redlich Müh,

mir diese Frist noch zu vergolden.
Tief atme ich Momente ein. Betonter Beginn, allerdings ist er hier inhaltlich gerechtfertigt, um die Zeile besonders hervorzuheben.
Grübeln mag ich nicht, nicht sinnen. Betonter Beginn! Hier passt er nicht!
Und ja: Ich liebe diesen Wein,
den ersten, noch so holden. Ein Heber zu wenig (nur 3).
Er wird, gleich mir, gewinnen. Ein Heber zu wenig.

Eine "bereinigte" Variante:

Der späte Sommer liegt wie müd
auf Tagen, Stunden, auf den Feldern.
Was jetzt noch blühen kann, das blüht.
Wie fruchtig duftet's in den Wäldern!

Jetzt ist die fünfte Jahreszeit:
Davor nicht und auch nicht danach.
Die wilden Tage sind befreit,
und liegen endlich nicht mehr brach.

Die Sonne brennt noch auf die reifen Trauben.
Der Nebel aber steigt und fällt schon früh. Klanglich runder.
Im Abenddämmer gurren leis die Tauben. Wegen Wortwiederholung mit "früh" am Ende der Vorzeile.
Das Rot der Blätter gibt sich redlich Müh,

mir diese Frist noch zu vergolden.
Tief atme ich Momente ein!
Ich mag nicht grübeln oder sinnen.
Und ja: Ich liebe diesen Wein,
den ersten, noch so selig holden.
Er wird, gleich meinem Sinn, gewinnen.


Hier noch eine 4hebige Alternativvariante für die vorletzte Strophe, solltest du sie lieber angleichen wollen:

Die Sonne brennt noch auf die Trauben.
Die Nebel aber fallen frühe.
Im Dämmer gurren leis die Tauben.
Das Rot der Blätter gibt sich Mühe,


Sehr gern gelesen und bearbeitet! Grade für ein ad hoc Gedicht eine großartige Leistung!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Stimmung
« Antwort #2 am: September 12, 2013, 18:10:13 »
Liebe Cyparis,

das ist eine ganz wunderbare, spätsommerliche Stimmung, ein prächtiges Bild - man möchte geradewegs hineinspazieren!

Und den Wein würde ich auch nicht verschmähen!  :)

Prost und lieben Gruß
Daisy