Autor Thema: Unaufhaltsam  (Gelesen 1060 mal)

Ingo Baumgartner

Unaufhaltsam
« am: Februar 15, 2014, 09:34:50 »


Schon quert ein Kiebitzschwarm die Felder,
der Wind streicht milder durch die Wälder
und steiler fällt der Strahl.
Die Krähe flattert aus der Buche,
im Sinn die Freude an der Suche
nach Buntem in dem grauen Kahl.

Ein Glöcklein mag sich nicht verstecken,
ja, Blumenschwestern will es wecken
mit zärtlichem Geläut.
Die Zeit der Winterdrohgebärden
ist nicht vorbei, doch neues Werden
fasst Mut und sputet sich ab heut.





Daisy

Re:Unaufhaltsam
« Antwort #1 am: Februar 15, 2014, 13:42:22 »
Hallo Ingo,

was für ein bezauberndes Vorfrühlingsgedicht, zählt für mich zu den besten, ein wahres Highlight!

An solchen Gedichten kann ich mich gar nicht sattlesen!  :)

Lieben Wochenendgruß von
Daisy

Erich Kykal

Re:Unaufhaltsam
« Antwort #2 am: Februar 15, 2014, 15:03:25 »
Hi, Ingo!

Gediegen gedichtet, ein ironisches Augenzwinkern nur ganz am Rande auszumachen, wenn überhaupt. Wer dich nicht kennt, würde zumindest keins vermuten.

Allerdings würde ich gern einen Vorschlag machen, der die Sache runden könnte. Denn die 3. Zeile hat nur drei Heber. Hätte die jeweils sechste auch nur drei, könnte man von Regelmaß sprechen, indes, die hat wieder vier! Von Strophenmittigkeit kann man bei Z3 aber auch nicht sprechen. Auch, dass Z3 und Z6 als einzige männliche Kadenz haben, lässt sie zwar verwandt erscheinen, was aber durch die unterschiedliche Heberzahl wieder aufgehoben, ja gar konterkariert wird!

Daher:



Schon quert ein Kiebitzschwarm die Felder,
der Wind streicht milder durch die Wälder
und steiler fällt der Sonne Strahlen.
Die Krähe flattert aus der Buche,
im Sinn die Freude an der Suche
nach Buntem in den grauen Kahlen.

Ein Glöcklein mag sich nicht verstecken,
ja, Blumenschwestern will es wecken
mit traulich zärtlichem Geläute.
Die Zeit der Winterdrohgebärden
ist nicht vorbei, doch neues Werden
fasst Mut und sputet sich ab heute.

Lies dir das mal in aller Ruhe durch und urteile selbst, was sich für dich besser anhört. Meiner Meinung nach ist die ruckfreie Version dem transportierten Inhalt und Gefühl näher, aber das mag ein subjektiver Eindruck sein...

Sehr gern gelesen und bearbeitet!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Ingo Baumgartner

Re:Unaufhaltsam
« Antwort #3 am: Februar 16, 2014, 09:29:33 »
@Daisy
Herzlichen Dank für den Kommentar. Es freut mich, wenn ich etwas Frühjahrsstimmung weitergeben konnte.
@Erich
Danke dir herzlich für deine ausführlichen Anmerkungen. Ich wollte es einmal mit einem Schweifreim versuchen und habe bei Matthias Claudius ein Beispiel gefunden.

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Ich habe mich genau an das metrum gehalten.
LG Ingo

cyparis

Re:Unaufhaltsam
« Antwort #4 am: Februar 17, 2014, 09:55:31 »
Lieber Ingo,


ich kann mich nur vorbehaltlos Daisy anschleißen:
Welch ein bezauberndes Vorfrühlingsgedicht!
Ja, daran kann man sich nicht sattsehen,
satt-träumen!

Schneeglöckchengruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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