Hi, Daisy!
Du hast recht - hier habe ich gleich mehrere "Pfuipfuis" begangen! Erst die unterschiedlichen Reime in den Quartetten (derlei wird mittlerweile mehr oder weniger hingenommen) und dann - absolut unverzeihlich für Puristen und Regelanbeter - die beiden paarreimigen letzten Zeilen der Terzette! Aber wie bereits an anderer Stelle erwähnt: Mir gefällt's! Ich kann nicht nachvollziehen, was an einem letztstehenden Paareim im Sonett so furchtbar unlyrisch sein soll. Mir erscheint diese Regel absolut willkürlich, daher beachte ich sie nicht.

Inhaltlich geht es um das Selbstbild, das sich die Menschen stricken. Wie man zum Leben und zur Welt stehen will, ist letztlich ja jedermanns bewusste freie Entscheidung (möchte man meinen...) - umso unverständlicher, wie sich ach so viele aufgrund von Ängsten, Hemmungen, Traumata und Neurosen ihr Leben zur höchsteigenen Hölle machen!
Verzicht, Isolation, Spinnerei, Verfolgungswahn usw... - sie suhlen sich in ihrem Selbstmitleid und werfen mit Schuldzuweisungen um sich, dabei bedürfte es meist nur einer simplen Verschiebung des eigenen Blickpunkts auf sich selbst und die Dinge, um Erlösung und inneren Frieden zu finden! Aber sie beharren darauf, richtig zu liegen, misstrauen lieber und warten lebenslänglich auf eine Anerkennung ihres "selbstlosen Leidens", ein Dankeschön für ihren "heroischen Verzicht"! Am Ausbleiben der Aufmerksamkeit der "undankbaren Welt" verbittern sie letztendlich, werden Unkenrufer, Zyniker, Verschwörungstheoretiker, Selbstmörder oder Amokläufer.
Sowas passiert gern narzisstischen Naturen, selbstgefälligen Besserwissern und allen, die der eigenen Hybris mehr vertrauen als dem gesunden Menschenverstand. Warum ich das so gut verstehe? Als junger Mensch war ich geraume Zeit selbst in unmittelbarer Gefahr, diesen Weg zu beschreiten!!!
Das erklärt vielleicht die von dir empfundene emotionale Tiefe in diesen Zeilen...
Vielen Dank für deine Gedanken!
LG, eKy