Autor Thema: Der Wolke  (Gelesen 1187 mal)

gummibaum

Der Wolke
« am: Juni 01, 2014, 00:32:03 »
Die Wolke, die vorüber zieht,
veränderlich, getrieben,
auf ihren Schatten niedersieht,
auf Land, auf Meer geschrieben,

sie schenkt enteilend, was sie nimmt,
das Dunkle wie das Helle,
den Wechsel, der mein Herz bestimmt,
als Sediment und Quelle.

Lob mir das Land, grüß mir das Meer,
Verwandte und verleihe
den Himmeln Wechsel, regne leer
und nimm mich mit ins Freie.


(aus dem Fundus)
« Letzte Änderung: Juni 01, 2014, 12:03:53 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Der Wolke
« Antwort #1 am: Juni 01, 2014, 09:04:43 »
Hi, Gum!

Sehr gelungen! Ein hochpoetischer Gruß an die Wolke, die Schwester im Geiste!

Tipps:

S1Z3 - "niedersieht" würde ich zusammenschreiben, NR hin oder her.

S2Z2 - "das Dunkle wie das Helle,"
S2Z4 - "als Sediment und Quelle."

S3Z4 - fehlt der .

Allergernst gelesen! Hier, aus meinem Fundus:

Himmelsflotten

Wolken gleiten majestätisch
durch die Lüfte über Land
unter ihren vollen Segeln:
Galeonen aus der Hand
unerweckter Gottgestalten,
deren himmelweites Spiel
aus verströmten Urgewalten
einst in ihre Obhut fiel.

Wie in Eile, so als triebe
wacher Geist sie rastlos an,
schenken sie ihr Ruheloses
dem, der es erwarten kann;
und dann greift aus zarten Schleiern
weißer Schiffe, wie erwacht,
nach den Seelen, die sie feiern,
ihre ankerlose Macht!

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juni 01, 2014, 09:08:39 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Der Wolke
« Antwort #2 am: Juni 01, 2014, 12:01:39 »
Wow, Erich!

Das ist ja ein Gedicht! So leicht und doch gewaltig. Die (Wind)Galeonen sind ein toller Einfall und besonders gefällt mir, wie ganz nebenbei noch die Entstehung der Atmosphäre zu Wort kommt. Die Übertragung der Wolkenbewegung auf die des Geistes kreativer Naturen ist dir in feiner Explizitheit mehr als gelungen.

Danke!
LG gummibaum

Erich Kykal

Re:Der Wolke
« Antwort #3 am: Juni 01, 2014, 17:01:47 »
Ein älterer Text, so von 2008 oder so.

Zu deinem sehr schönen Gedicht noch dies:

S3Z1 - Diese Zeile fängt eigentlich betont an, aber man kann sich mit einer etwas indifferenten Betonung durchschummeln. Frage: Will man das?!
Eine rhythmisch unproblematische Alternative wäre beispielsweise: "Bereise Länder und das Meer," oder "Beschirme alles Land und Meer," oder "Beschatte...,"("Schatten" haben wir allerdings schon in S1Z3).

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Der Wolke
« Antwort #4 am: Juni 02, 2014, 15:40:36 »
Lieber Gummibaum, lieber Erich -


Ihr beiden verwöhnt die Wiese und mich gleichermaßen!


Laßt Euch danken
von
Cyparis!
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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