Autor Thema: NPD-Demo  (Gelesen 1643 mal)

Erich Kykal

NPD-Demo
« am: Dezember 15, 2014, 19:37:11 »
Man sieht sie heute ganz legal marschieren,
die Fahne hochgereckt, die Jacke schwärzlich,
und schwere Stiefel foltern den Asphalt.
Erinnernd an den Herdentrieb von Tieren
skandieren sie ihr Heil, das wenig herzlich
zu allem "andren" ist - ja, schmerzlich kalt!

Die Banner schlagen und die Träger singen
von allem Bösen, das dem Lande droht,
das einzig sie mit nackter Faust bezwingen:
Des deutschen Volkes Retter in der Not!

Man ist doch überrascht, wie offenbar
unsäglich dumpf die Lästerstimmen tönen,
wenn sie die wütenden Parolen grölen,
als wäre laute Dummheit eher wahr
und deutscher Lande rassisch reinen Söhnen
so anverwandt wie das Gebell den Tölen.

Wenn Hunde kläffen, wird man sich beschweren,
doch beißen sie, so schläfert man sie ein.
Wir müssen uns der stumpfen Brut erwehren,
doch menschlicher und weiser dabei sein!
« Letzte Änderung: September 15, 2016, 20:29:58 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:NPD-Demo
« Antwort #1 am: Dezember 15, 2014, 20:25:24 »
Ich hätt gern einen geschliffnen Kommentar geschrieben -

ich laß mir noch was einfallen! :)

Bis später:
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Aspasia

  • Gast
Re:NPD-Demo
« Antwort #2 am: Dezember 15, 2014, 21:51:30 »
Lieber Erich,

bei diesem Gedicht verzichte ich auf jeglichen Kommentar über Technik und Form, denn darin bist Du ohnehin über alle Zweifel erhaben. Hier geht es mir um den Inhalt, denn es handelt sich um ein schwieriges Thema.

Obwohl im ersten Vers nicht ausdrücklich gesagt, enthält er die unterschwellige Kritik, dass die Neo-Nazis „heute legal“ marschieren dürfen. Sollte dies nicht gestattet werden im Sinne von: „Wehret den Anfängen?“ Es geht aber nicht um die Wiederauferstehung von Nazi-Banden, die im nächsten Augenblick Scheiben einschlagen, Menschen verprügeln und „Juden raus“ kreischen. Es geht um eine Demo, und die muss angemeldet und erlaubt worden sein, damit sie stattfinden darf. Es geht um eine Demo, in der Menschen lauthals ihre Meinung hinausschreien, und das muss in einer Demokratie erlaubt und tragbar sein. Cyparis wird jetzt sicherlich ein Schmerzphantom in einem ihrer Füße spüren; denn kritisch wird es, wenn sich die Stimmung aufheizt und explodiert und das Ordnungspersonal überfordert wird. Das kommt aber auch bei Demos der Linksextremen vor, ebenso bei Hooligan-Exzessen.

„Erinnernd an den Herdentrieb von Tieren / skandieren sie ihr Heil, …“ Dieser Teil bereitet mir Probleme, denn es handelt sich um eine klischeehafte Redensart. Was ist denn falsch an einem Herdentrieb? Oder mal getrennt gefragt: Was ist falsch an einer Herde? Und was ist falsch an einem Trieb?

Die klischeehafte Variante besagt: Wer der Leitkuh folgt, hat kein Hirn, trägt dieselbe Mode (lila), muht demselben Produkt zu (Bärenmarke) und ist sowieso ein Dusseltier, weil es sich nicht aus Konventionen befreien kann (Alfred).

Die Soziologen sind zu anderen Ergebnissen gekommen: Die Leitkuh will die Führung nicht, sie wird dazu verdonnert. Sie wird ständig auf Tauglichkeit geprüft (ist z.B. so bei Elefanten – Dröscher lesen!). Das Bild von der blöden Hammelherde stimmt schlichtweg nicht.

Na ja … der Trieb. Er lässt Leben weiterleben. Dazu gibt es nicht mehr zu sagen.

Noch kurz zur Strophe zwei: Sie passt meiner Meinung nach eher zu den Neu-Kommunisten. Das ist genau die Szene, die ich alljährlich am 1. Mai in Berlin gesehen habe.

Zu Strophe drei: Ich bin nicht sicher, ob die Parolen nur dumpf und lästernd sind. Wo bleibt in dem Gedicht das Gespür für die Wurzel, aus der eine solche Demo erwächst: Angst, Sorge, Unsicherheit, soziales Abseits, finanzielle Probleme, Krankheit, familiäre Verpflichtungen, unverstandene Politik, EU-Gängelei-gebeutelte Geldbörsen … und und und

Die letzten Verse halte ich für vermessen. Bellt der Hund zu laut und zu viel, wird er liquidert. Dabei hat er noch gar nicht gebissen. Aber das Bellen reicht für die Todesspritze. Das klingt in der letzten Strophe nur an, aber es kommt rüber wie eine Empfehlung.
Ich mag bellende Hunde, weil sie genau das tun, wozu die Natur sie geschaffen hat.

Sorry, Erich,
Dein Gedicht ist engagiert, aber in meinen Augen ein Wellenreiter. Ich mag es nicht.

Offen gesagt nehme ich Dir auch nicht ab, dass es Dir um die Sache ging. Du hat den Stoff genutzt,
um ihn in dichterisch perfekte Form zu gießen.

Und das ist Eins-A gelungen.

Gute Nacht, PerfDi,
Aspasia
« Letzte Änderung: Dezember 15, 2014, 21:56:12 von Aspasia »

cyparis

Re:NPD-Demo
« Antwort #3 am: Dezember 15, 2014, 21:57:29 »
Ganz kurz:

Die genehmigten Demos genießen den gesetzlich garantierten Schutz.
Ungeordnete Zivilisten, die dagegen protestieren, nicht - sofern sie sich nicht zu einer genehmigten Demonstration angemeldet haben.

Ich spreche aus Erfahrung.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:NPD-Demo
« Antwort #4 am: Dezember 15, 2014, 22:55:22 »
Hi, aspasia!

Hättest du das Gedicht ordentlich gelesen, hättest du gemerkt, dass ich bellende Hunde im Text nicht einschläfern lasse - da wird sich bloß drüber beschwert. In Z2 steht eindeutig: "Doch beißen sie, ..."

abgesehen davon ist deine Replik die eines realitätsfernen Kopfmenschen. Ich denke, ein paar besoffene Neonazis, die dir alle paar Wochen die Fenster einwerfen und deine Türe beschmieren, bloß weil du dich geweigert hast, ihr "Werbematerial" anzunehmen, brächten dich rasch auf den Boden der Tatsachen zurück.
Demokratie ist schön und gut - für jene, die nach den Regeln spielen! Wenn aber eine Partei per definitionem drauf hinarbeitet, ebenjene Demokratie abzuschaffen und bis dahin wo immer möglich zu hintertreiben, wenn falsch beschuldigt, beleidigt, herabgewürdigt und fehlinformiert wird, wenn gedroht, gemobbt, sachbeschädigt und geprügelt wird hinter der gefakten Biedermannfassade "politischer Präsentabilität", erübrigt sich jegliche Toleranz!
Du würdest ja einem Nachbarn auch nicht erlauben, vor deine Haustür zu kacken, bloß weil alle das Stiegenhaus benutzen dürfen!

Ich halte deinen Kommentar für weltfern und verkopft, und deine Ansichten zum Thema Demokratieverträglichkeit finde ich ziemlich daneben. Wenn es "genehmigt" ist, dürfen womöglich sogar Kinderschänder öffentlich für jüngere Opfer demonstrieren??? (Das "moralisch-menschliche Niveau" wäre in etwa dassebe wie die Auffassungen von Neonazis zu Rassenreinheit und Umgang mit Andersdenkenden - oder Denkenden überhaupt!) Wenn es nach deiner Argumentation geht, offenbar schon - sorry, aber da kann ich wirklich nur den Kopf schütteln!

Da bleibt mir eigentlich nur eins zu raten: Lies "Biedermann und die Brandstifter"! Ich denke, du wirst dich selbst dort wiedererkennen ...

Dass es überall Arschlöcher gibt, ist m.E. kein Argument FÜR Neonazis, du brauchst also andere politische Gruppierungen jenseits des Fairplay nicht aufzuzählen. Das macht es nicht besser. Wie gesagt: Verblendete und Täter gibt es überall und von jeder nur erdenklichen Anschauung! Die einen quasi rechtfertigen zu wollen, indem man sagt, dass andere genau so schlimm sind, ist kein logisches Argument! Als wäre eine Seuche die Heilung für eine andere! Blödsinn!

Und wenn du nicht sicher bist, ob die Parolen "dumpf und stumpfsinnig" sind, geh mal hin und hör dir so einen Marsch mal an! Aber selbst wenn man die grölenden Proleten weglässt, triefen die Argumente der Redner von Fehlinformation, Panikmache, einseitiger Betrachtung, selektiver Wahrnehmung, Fremdenangst und -hass, Rassenwahn, Verachtung und allgemeiner Dummheit!
Fragst du hier allen Ernstes, ob diese Argumente wirklich so falsch sind? Mach dich der Fakten kundig, ehe du dich zu weit aus dem Fenster lehnst! Als wären die paar Prozent Ausländeranteil tatsächlich eine kulturelle Gefahr! Als dürften Hassprediger und Extemisten immer noch frei schalten und walten! In Deutschland wurden über 200 islamistische Anschläge verhindert - allein heuer! Das System funktioniert, selbst wenn zündelnde politische Idioten hirnlos und intolerant Kapazitäten binden!
Wer den Schlechtredern glaubt, beweist nur, dass er dumm genug ist, darauf hereinzufallen - und er trägt mit seinen Zweifeln dann selbst zu weiterem Verfall bei - was den rechten Saboteuren fröhlich in die Hände spielt. Ich wundere mich über dich.

LG, eKy


Hi, Cypi!

Daran erkannt man, dass Gesetzgebung und gesunder Menschenverstand oft nichts miteinander zu tun zu haben scheinen! Was ist von einer Staatsmacht zu halten, die aggressive Nestbeschmutzer und bildungsferne Kulturfeinde schützt - und jene, die spontan etwas dagegen unternehmen wollen, bekämpft??? Ist das wirklich nur eine Gesetzeslücke - oder sitzen da schon zu viele Sympathisanten im System?
« Letzte Änderung: Juni 17, 2021, 21:18:44 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Thomas

Re:NPD-Demo
« Antwort #5 am: Dezember 16, 2014, 12:39:35 »
Lieber Erich,

politische Gedichte gelingen wohl nur, wenn man weit genug über der Sache steht, bzw. tiefere kulturelle Aspekte erkennt, die über das rein politische hinausgehen. Ich erinnere mich noch, wie es mir beim ersten Lesen von Heinrich Heines "Deutschland. Ein Wintermärchen" eiskalt den Rücken herunter lief, weil ich spürte, dass Heine in diesem wahrhaft politischen Gedicht schon die schreckliche Fortsetzung der Deutschen Geschichte (nicht im Detail, aber im Wesen) erahnte.

Deine Reaktion auf Aspasia lässt mich vermuten, dass du zu sehr in der Sache steckst, denn wie sonst könntest du sie (implizit) als Biedermann, der vor den Brandstiftern duckt, hinstellen. Und wenn sie aus deinen Zeilen liest, dass sie nahelegen, die Nazi-Hunde zu liquidieren, dann hat sie meiner Meinung nach Recht, auch wenn sie bellen und beißen verwechselt. Abgesehen davon muss man selbst bei einem Hund erst einmal untersuchen, warum er gebissen hat.

Das Problem welches ich sehe besteht darin, dass dein engagiertes Gedicht nicht gut wirkt, bzw. eher abschreckt, aber nicht zu produktiven und positiven Gedanken führt. Aber du möchtest damit doch etwas Positives bewirken, oder?

Eine wirkungsvollere Methode ist z.B., wenn man politische Dummheiten und Unsitten ganz allgemein lächerlich macht, so wie es auch Christian Thomasius bezüglich des Hexenwahns tat, der bekanntlich erheblich zur Abschaffung von Hexenprozessen beitrug. Friedrich der Große schreibt z.B. über Christian Thomasius in "Geschichte meiner Zeit": "Er machte die Richter und den Hexenprozess lächerlich, er lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf die körperlichen und natürlichen Ursachen der Dinge und eiferte so stark, dass sie sich schämten, derartige Prozesse fortzusetzen; seitdem kann das schöne Geschlecht in Frieden altern und sterben."

Etwas lächerlich machen kann man nur, wenn man den berechtigten Ärger beruhigt hat und über der Sache steht. DAs ist das problem bei politischen Gedichten, welches mir auch bisweilen ein Schnippchen geschlagen hat.

Liebe Grüße
Thomas

S p r i c h t die Seele so spricht ach! schon die S e e l e nicht mehr

(Friedricht Schiller)

Aspasia

  • Gast
Re:NPD-Demo
« Antwort #6 am: Dezember 16, 2014, 14:37:35 »
Ich war davon ausgegangen, dass das Gedicht unter dem Eindruck der jüngsten Protestmärsche in Dresden entstanden ist, also mit dem Augenmerk auf "Pediga". Mir ist es zu einseitig, hierin eine reine NPD-Demo zu sehen. Vielmehr machen sich die Rechtsextremen die Ängste und Sorgen der Menschen in Deutschland zunutze, das ist aber auch schon bei früheren Gelegenheit der Fall gewesen. Tatsache ist, dass es sich gerade bei "Pediga" und etlichen anderen Demonstrationen um die Angst der Menschen vor einer islamischen bzw. islamistischen Unterwanderung und vor wachsendem Terrorismus handelt. Statt einen gesamten Demonstrationszug, der aus Menschen unterschiedlicher politischer Richtungen besteht, in die rechtsextreme Ecke zu stellen und die Nazi-Keule zu schwingen, sollten diese Menschen ernst genommen werden. Wir sind aber in Deutschland derart "politisch korrekt", dass ein durchgeknallter Minister tatsächlich den Spruch über die Lippen bringt: "Der Islam gehört zu Deutschland." Wenn wir das akzeptieren, können wir ja demnächst wohlwollend dazu nicken, dass ein Ehemann Morddrohungen bekommt, weil er seiner Frau erlaubt hat, öffentlich ohne Gesichtsschleier aufzutreten, wie das gerade jetzt einem moslemischen Gelehrten passiert ist.

Je weniger die Menschen ernst genommen werden und je mehr sie das Gefühl haben, mit banalen Sprüchen abgespeist zu werden, noch schlimmer aber, wenn jeder Protestler gleich zum Schreckgespenst eines Neonazis degradiert wird (was ja eine Menge negative Attribute umfasst), umso mehr werden die Demonstrationen gegen eine Ausländerpolitik um sich greifen, die in Deutschland schon immer lasch und undurchdacht war. Bis jetzt haben die Deutschen noch beide Augen zugedrückt, aber die massive Zunahme islamischer Zuwanderer und der Einfluss islamistisch-radikaler Rattenfänger auf deutsche Jugendliche und Frauen sind zu einem Problem geworden, das sich nicht mehr übersehen lässt. Ich habe im Rhein-Main-Gebiet jedenfalls noch nie so viele Frauen (auch deutsche Frauen) in Totalverhüllung erlebt wie in den vergangenen ein bis zwei Jahren.

Nach meinem Kommentar von gestern zu obigem Gedicht läuft es mir heute natürlich runter wie Öl, auf der Titelseit der FAZ einen Kommentar von Berthold Kohler zu lesen, in dem steht: "Selbst nach Berlin ist inzwischen die Kunde gedrungen, dass in Dresden und anderen Städten nicht nur Rechtsradikale und von ihnen leicht Verführbare unterwegs sind." Und weiter: "Wirklich 'ernst nehmen' heißt, die Proteste nicht nur für einen Vorweihnachtsspuk zu halten, sondern eine Einwanderungspolitik zu verfolgen, deren Regeln - wie in den klassischen Einwanderungsländern - sich strikt an den Interessen des eigenen Landes orientieren."

Aber vielleicht ist Herr Kohler ja auch völlig "verkopft", weil er für die Angst vor (immerhin weltweit auftretendem) islamistischem Terrorismus mehr Verständnis aufbringt als für die Abscheu vor einem Grüppchen marschierender Neonazis unter Polizeibewachung, denen sich Leute verschiedenster politischer Richtungen angeschlossen haben. Schließlich ist es kein neues Phänomen, dass gleiche Ängste, Sorgen und Interessen Menschen zusammenschweißen und zu regelrechten Protestwellen führen können.



Erich Kykal

Re:NPD-Demo
« Antwort #7 am: Dezember 16, 2014, 19:37:54 »
Hi, Aspasia! Hi, Thomas!

Erst mal entschuldige ich mich, sollte ich Aspasia mit meinem allzu eilfertigen Kommi zu nahe getreten sein. Aber ich habe sie nicht als Biedermann bezeichnet, wie Thomas behauptet - ich habe ihr bloß geraten, das Stück zu lesen und mutmaßte, sie könnte sich darin wiedererkennen. Damit wollte ich aber nicht unterstellen, dass sie ein Biedermann ist, bloß dass sie in diesem Punkt wie jener in dem Stück handelt und denkt - mit potentiell den nämlichen Folgen. Ich hoffe, der Unterschied ist erkennbar.

Abgesehen davon 2 Dinge:

1) Ich meinte in meinem Gedicht mitnichten Pegida, sondern die echten, stumpfsinnigen Sieg-Heil-Schreier mit schwarzen Jacken und Schnürstiefeln - wie explizit im Gedicht ausgewiesen! Diese derben Primitiven, die mangels Bildung und dank extremen Aggressionspotentials mit oder ohne gesteigerten Bierkonsum alles niederprügeln wollen, was nicht ihrer schwarzweißen Minimalsicht der Welt entspricht. Genau die spricht mein Gedicht an, keinen sonst, drum heißt das Gedicht ja auch NPD-Demo und nicht Pegida-Demo.

2) Zu Pegida: Mag sein, dass manche sich "überfremdet" und vom Staat im Stich gelassen fühlen, das mag gerechtfertigt sein oder auch nicht, aber kein wie auch immer gearteter Missstand könnte mich dazu veranlassen, mich mit diesem braunen Brüllgesindel auf tiefstem Niveau gemein zu machen, mit ihnen rumzumarschieren und dann auch noch "Wir sind das Volk" zu schreien, wodurch sie diesen Ruf der unblutigen und mutigen Revolution des Volkes von 89 zu einer rechtspopulistischen Propagandakampagne herabwürdigen! Mag sein, dass da Unzufriedenheit und Ängste sind, aber deshalb den Keulenschwingern in die Hände zu spielen, indem man ihnen so erlaubt, auf der Plattform dieser Breitenwirkung (von der sie sonst zum Glück nur träumen könnten!) ihre strunzpieseldummen Angstmachereinen und ihre verleumderischen, falschen und menschenverachtenden Argumente unter die Leute zu jubeln, und das alles unter der Schirmherrschaft des Rufes: "Wir sind das Volk!" - niemals!!!
Deshalb - und alleine schon deshalb - halte ich nichts von Pegida!


Ich weiß, was es bedeutet, von brutalen, niederträchtigen Menschen direkt bedroht zu werden! Ich weiß, wie erniedrigend, wie demütigend und wie gefährlich unkontrollierbar solche Situationen sind! Daher verstehe ich gewisse Ängste vielleicht sogar besser als andere. Aber genau deshalb halte ich auch nichts von dieser Politik des Verstehenwollens und des Beschwichtigens von Unbelehrbaren und (wie sagten die Nazis einst selber so schön?) echten "Volksschädlingen".
Das hat damals schon Chamberlain versucht. Wir wissen, was es gebracht hat. Nein, diese Unmenschen verstehen nur Strenge und eiserne Konsequenz. Verständnis und Diskussionsbereitschaft legen sie als Schwäche aus und suchen sofort ihren Vorteil, denn warum sollte man mit aus ihrer Sicht Ehrlosen ehrenhaft umgehen? Genau dasselbe Prinzip leben islamische Fundis - ob nun religiöse Nazis oder politische, das psychologische Konzept für die Ursachen ist dasselbe: Geltungsdrang, Hybris, Egomanie, Herrschsucht, Machtgier, Kontrollmanie, Sadismus, Intoleranz, Menschenverachtung - und all das gepaart mit eklatantem Bildungsmangel und einer sehr wahrscheinlich hundsmiserablen Erziehung! So züchtet man Arschlöcher!

Ich bin der letzte, der was für fundamentalen Islam übrig hat - oder für Religionen im allgemeinen. Wer anderen ihr Recht auf Freiheit und eigene Meining abspricht, weil er glaubt, dass Allah oder Gott oder er selber es so haben will - raus aus Europa mit dem Steinzeitgesindel! Aber dann sollte man alle Neonazis und ewig Gestrigen gleich mitschicken!
Mistkerle gibt es überall, in jedem Kulturkreis, mit jeder Hautfarbe. Nur verallgmeinern sollte man dann nicht!


Zuletzt noch dies: Was man von dieser Pegida-Sache international wahrnimmt (ob ihr Ansinnen nun rechtens ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle - der Eindruck zählt!), ist dazu angetan, alte Resentiments und Vorurteile über die Deutschen zu schüren, so nach der Devise: Jetzt zeigen sie wieder ihr wahres Gesicht! Jetzt steht "Wir sind das Volk!" wieder für "Wir sind das DEUTSCHE Volk - und sonst keiner!!!" Dieses Demonstrieren im Dunstkreis der braunen Soße schadet dem Ansehen Deutschlands in der Welt immens! Aber dies nur nebenbei ...

LG, eKy
« Letzte Änderung: Dezember 20, 2014, 13:01:16 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Aspasia

  • Gast
Re:NPD-Demo
« Antwort #8 am: Dezember 16, 2014, 21:04:44 »
Dann ist die Angelegenheit in der Hauptsache wohl geklärt. Ich habe das mit dem "Biedermann" auch durchaus richtig verstanden. "Biedermann und die Brandstifter" habe ich mal in der Steinzeit gelesen, aber ich will doch lieber bei der heutigen Situation bleiben.

Und da stehe ich dazu: Mir ist der isolierte Blick auf die Neonazis zu einseitig. Wir haben mit unserer übergroßen Toleranz und Verständnisbereitschaft in Deutschland längst das Kind mit dem Bad ausgeschüttet, so dass sich gegen die Kuschelpolitik unserer Regierung immer mehr Widerstand regt. Rechtsradikale Strömungen ziehen immer mehr Unzufriedene in ihre Dunstkreise, ohne dass sich diese als rechtsradikal bezeichnen würden. Es kommt mittlerweile zu einer solch starken Vermischung, dass selbst die Linken und Grünen keine klaren Konturen mehr erkennen und sich hüten, weiterhin die rechtsradikale Keule zu schwingen. Sie könnten ja die Falschen treffen, und die bilden ein gewisses Wählerpotential.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist das Ungleichgewicht, dass nämlich immer nur die Rechtsradikalen als die dümmsten und größten Gewalttäter und Aufwiegler angeprangert werden, was mich tierisch stört. Die Linksradikalen haben zwar keine Ausländer- und Flüchtlingsheime in Brand gesetzt, waren aber nicht minder gefährlich, wie die RAF und ihre Nachfolgeorganisationen gezeigt haben. Intellektuell klingende Parolen studierter Revoluzzer aus guten Kinderstuben hören sich vielleicht niveauvoller an als das Gegröle marschierender Dumpfbacken aus rechtsextremen Baracken, aber dafür war ihr Preis auch höher, denn sie mordeten keine kleinen, unbekannten Würstchen, sondern Angehörige der Elite, und sie schreckten auch nicht davor zurück, mit Flugzeugentführern zu konspirieren und hunderte von Menschen tagelang in Angst und Schrecken versetzen zu lassen.

Bildungsarmut ist sicherlich ein Kriterium bei idelogiebasierten Strömungen. Das ist gilt diametral aber auch für akademische Bildung. Im Falle der Radikalisierung wird die Mitte aufgegeben, die Verhandlungsbereitschaft bricht weg, Kompromisse werden von vornherein ausgeschlossen: Der Umsturz muss her. Wenn die Masse, die in Bewegung geraten ist, eine Dynamik erreicht hat, die nur noch nach vorn drückt, gibt es keinen "point of return" mehr. Dann fragt niemand mehr danach, ob eine Dumpfbacke oder ein Intellektueller die Sache ins Rollen gebracht hat. Das herauszufinden bleibt den Geschichtsschreibern überlassen.

Das ist der Grund, weshalb sich viele Gebildete, Kluge, Gescheite immer wieder überrollen lassen: Politik ist schwer durchschaubar, wenn man nicht selbst mitten in ihr lebt und wirkt, und also ist der Gebildete, Kluge, Gescheite manipulierbar - erst recht, wenn er gebildeter, klüger und gescheiter sein will als sein Nachbar oder Arbeitskollege. Da kann es durchaus passieren, dass der kleine Tropf von nebenan, minimalgebildet, aber durch die Schule des Lebens gegangen, sich besonnener verhält und damit wesentlich besser wegkommt. Überr ihn wird dann gesagt, er sei der dümmste Bauer, der mal wieder die dicksten Kartoffeln geerntet hat.

Wie sagte Effies Vater: "Das ist ein weites Feld."

Aber noch kurz zu dem Zitat der Montagsdemonstrationen: "Wir sind das Volk!"

Das hatte natürlich nichts mit der Neonazi-Szene zu tun, denn die Betonung lag nicht auf "Volk", sondern auf "wir". Außerdem war das nur die erste Protestparole, die dann sehr schnell umschlug in: "Wir sind EIN Volk". Das ist ein fundamentaler Unterschied, denn darin äußerte sich der Wille, sich der Bundesrepublik anzuschließen, was die Abstimmung in der Volkskammer ja auch bestätigte. Bis dahin existierte die DDR zwar noch unter der Regierung Modrow. Aber er hatte keine Chance: Aus "das" war "ein" geworden.

Dies nur zur Ergänzung.

Einen schönen Abend in die Runde
wünscht
Aspasia