Hi, Gum!
Schön gedichtet!
Schnee 1Schnee fiel über Nacht und kleidet
nicht nur Straße, Baum und Haus,
auch was uns vereint und leidet,
weil es in der Sehnsucht weidet,
sieht in Weiß viel schöner aus.
Das Bild in der vorletzten Zeile ist für mich problematisch. Erst dachte ich an etwas, das SICH an etwas weidet, erst spät kam mir der Gedanke, dass ein nicht näher bestimmbares "das, was uns vereint" wie eine Personifikation als nicht näher definiertes Tier auf einer nicht erwähnten Wiese namens Sehnsucht weidet - was immer es dort fressen mag. Dass es dabei auch noch leidet, wie die Art deiner Formulierung und das "weil" leicht missverständlich implizieren, scheint auf ein wenig schmackhaftes oder gar schmerzhaftes Futter hinzudeuten.
Sorry, aber da ist einfach zuviel dabei, was man sich dazudenken muss für dieses ehrlich gesagt recht weit hergeholte Bild. Es dann auch noch in die Metaebene zu übersetzen und die eigentliche Bedeutung herauszufiltern, überfordert den Leser: an dieser Stelle stockt er und grübelt erstmal.
Schnee 2Der Schnee fiel über Nacht und schließt
die Wunden sanft, die uns vereinen.
Zerfurchtes Seelenland genießt
in weißen Binden still zu weinen.
In Z3 wäre ein "genießt ES" natürlich verständnisförderlicher. In dieser Version sollte danach auch ein Komma stehen. Mein Vorschlag jedoch:
"Zerfurchtes Seelenland genießt
in weißen Binden stilles Weinen." - Kein Komma mehr nötig, kein "es".Vom Himmel senkt sich Grau, er streicht
Bei "Grau" denke ich eher an Regenwolken oder Nebel. Damit man danach bei "er" gleich auf Schnee kommt, wäre ein "Weiß" hier wohl stringenter.die Decken glatt mit Wolkenhänden.
Und seine Geste sagt, vielleicht
wird alles bald doch tröstlich enden.
"bald doch" ist als Konsonantenprall ungünstig zu sprechen oder zu lesen. Altern.: "wird letztlich alles tröstlich enden." oder: "wird alles sich zum Guten wenden."Sehr gern gelesen!

LG, eKy