Autor Thema: Der Schiffsheizer  (Gelesen 2508 mal)

gummibaum

Der Schiffsheizer
« am: Februar 07, 2016, 16:38:10 »
Des Südens Bucht am Hafen zeigt wie Brüste
die Hügel, die zum blauen Himmel sehn.
Auf dem Balkone, wo die Palmen stehn,
ein warmes Mädchen für des Seemanns Lüste.

Des Schiffes Heizer fräst mit harten Blicken 
ein Loch in dieses Hafens sanfte Lust,
die schweren Hände unter nackter Brust
vermögen, wenn er will, sie zu erdrücken.

Und doch sind auf der Haut die Bilderscharen,
Tattoos aus aller Welt motivgemengt,
und Kämpfer, die einander nichts ersparen,

sind von der Freundschaft Händedruck bedrängt -
Vielleicht erreicht die Wartende nach Jahren,     
dass er wie seine Pfeife Feuer fängt.


http://media0.faz.net/ppmedia/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/4131122537/1.1556430/default/otto-griebel-der-schiffsheizer.jpg
« Letzte Änderung: Februar 07, 2016, 19:11:29 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Der Schiffsheizer
« Antwort #1 am: Februar 07, 2016, 18:48:53 »
Hi, Gum!

Du eiferst mir nach? Ein Bildersonett, und höchst gelungen obendrein!

Den Künstler kenne ich nicht, aber das Bild gefällt mir. Du hast es perfekt eingefangen und das Menschliche darin ausgelotet! Wundervoll!

Ein paar Hinweise:

Den Link solltest du neben oder unter dem Titel stellen, ich hätte ihn dort am unteren Bildrand beinahe übersehen.

S1Z2 - würde ich mit einem Punkt beenden.

S4Z3 - Wäre "seine Pfeife" hier nicht besser? Auch wenn sie in Bild gerade nicht raucht, es wirkt noch persönlicher so.


Allergernst gelesen! :)

LG, eKy

PS: Ich würde mich übrigens sehr freuen, wenn du ab und zu auch meine Bildersonette kommentieren könntest - mittlerweile sind wieder welche hinzugekommen. Allerdings vermittelt sich mir das Gefühl, diese würden weitgehend ignoriert. Schade ...
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der Schiffsheizer
« Antwort #2 am: Februar 07, 2016, 19:10:47 »
Danke, lieber Erich.

Bin seinerzeit selbst auf Bilder gekommen, merkte dann später, dass du solche Sonette weit, weit mehr und meist bessere geschrieben hast und schreibst. Ich brauche mit ca. 3 Stunden/Sonett viel zu lange, um mich an Wetteifer wagen zu können. Aber es kommt so alle 6-8 Wochen mal ein Sonett zustande.

Deine Sonette lese ich überaus gerne. Sie überragen m.E.  alle anderen Gedichte in mir bekannten Foren. Ich habe auch schon einige kommentiert. Von Ignorieren kann nicht die Rede sein. Du bist allerdings so produktiv, dass ich längst nicht hinterherkomme.

LG g

 

Erich Kykal

Re: Der Schiffsheizer
« Antwort #3 am: Februar 07, 2016, 20:09:58 »
Hi, Gum!

Das war schlecht ausgedrückt von mir. Ich hoffte, du würdest "öfter" kommentieren. ;)

Dein Sonett hier erachte ich übrigens als durchaus "auf meinem Level", wenn ich das sagen darf, ohne arrogant und unbescheiden zu klingen. Der einzige Unterschied ist, dass ich pro Sonett im Schnitt 20 Minuten brauche, selten mehr als eine halbe Stunde. Das ist aber keine Leistung, sondern m.E. die Gnade genetischen Zufalls - ein Talent, das mir einfach so zufiel. Du kennst mich und weißt, mit wie vielen Mängeln das Schicksal diese Gabe ausglich! ;D

LG, eKy
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cyparis

Re: Der Schiffsheizer
« Antwort #4 am: Februar 11, 2016, 15:40:47 »
Lieber gummibaum,


seltsame Brüste das, die in den Himmel ragen! ;)

die schweren Hände unter nackter Brust
vermögen, wenn er will, sie zu erdrücken.


Unter nackter Brust?
Nicht doch eher "auf der nackten Brust"? - Hoppla, jetzt hab ichs kapiert, Deine Wendung stimmt.
Das Bild gefällt mir nicht, im Gegensatz zu Deinem karg erscheinenden Sonett.

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re: Der Schiffsheizer
« Antwort #5 am: Februar 15, 2016, 07:57:47 »
Liebe Cyparis,

erfreut, dich wieder unter Lesern und Schreibern zu sehen, danke ich herzlich für deinen Kommentar.

LG gummibaum

Aspasia

  • Gast
Re: Der Schiffsheizer
« Antwort #6 am: Februar 15, 2016, 10:31:43 »
Ein interessantes Bild, klasse gemalt. Über den Künstler weiß ich so gut wie nichts, aber es scheint sich um ein Selbstporträt zu handeln, wohl kein reales, aber ein fantasiertes; denn auf der rechten Schulter des Seemanns ist sein Name "O. Griebel" tätowiert. Spannend ist der Bezug zu Amerika und Frankreich, denn ich habe in seiner Biografie nichts darüber gefunden: Auf der Brust begegnen sich ein Franzose und ein US-Amerikaner, wobei nicht eindeutig ist, ob im sportlichen Kampf oder als Begrüßung, darunter eine seltsam gekringelte Schlange und auf dem linken Arm der Kopf eines nordamerikanischen Indianers. Auf dem rechten Arm ist ein Mensch mit einer Keule abgebildet, die aber ebensogut ein Baseballschläger sein könnte, denn der Mensch, der sie hält, macht einen sportlich-modernen Eindruck. Auf der linken Hand fällt der Davidsstern auf, auf dem Oberarm eine Brieftaube sowie eine Göttin, die ein Füllhorn ausgießt.

Das sind alles merkwürdige Motive für einen Künstler, der ein überzeugter Kommunist war. Wenn er den Seemann als einen Weltenbummler darstellen wollte, sind sie zwar verständlich. Aber weshalb hat Griebel dieser Figur seinen Namen gegeben? Oder ist es nur eine originelle Art, ein Gemälde mit seinem Namen zu kennzeichnen?

Das Gedicht ist gelungen, gerne gelesen.

Aspasia
« Letzte Änderung: Februar 15, 2016, 22:43:04 von Aspasia »

gummibaum

Re: Der Schiffsheizer
« Antwort #7 am: Februar 15, 2016, 21:45:49 »
Liebe Aspasia,

danke für deinen anregenden Beitrag. Ich kann leider nichts zur Auswahl der Tatoo-Motive beisteuern. Habe sie auch nur mit Interesse angeschaut.

LG gummibaum