Jamaika-Sondierung ist …
Jamaika-Sondierung ist wie eine Diät, von der man sich einredet, dass man sie braucht.
Zunächst hungert man sich auf eine Basiskalorienzahl herunter, verzichtet auf das Meiste, was einem ohnehin nicht so wichtig war und das mit dem unbestimmten Glücksgefühl, bald Sieger über seinen eigenen Corpus zu sein.
Nach einer Woche bekommt man tierisch schlechte Laune und lässt sie an allen aus, die einem über den Weg laufen.
Nach drei Wochen wird einem klar, dass das Selbst-Reduktionsprogramm zum Lebensprogramm werden muss, wenn man glaubwürdig bleiben will ( beliebtester Spruch: „Ich kann essen, was ich will, ich nehme einfach nicht zu!“). Da wird die Laune noch schlechter und man gibt sich heimlich die erste Praline und isst sie ganz alleine auf.
In der fünften Woche schaut man in den Spiegel und stellt fest, dass die Augenränder immer fetter werden, der gewünschte Diät-Erfolg aber zu wünschen übrig lässt. Man beginnt, an der Sinnhaftigkeit des Unterfangens zu zweifeln, aber noch gibt man sich nach außen optimistisch. ( Wenn die Chose scheitert, wie steht man denn dann da, von wegen, ich kann essen, was ich will und so?).
In der sechsten Woche nimmt man Kollegen wahr, die andauernd aufs Klo rennen und kotzen ((Fachterminus: Bulimische Episode).
In der siebten Woche ist man seinem Wunschgewicht gerade mal ein Kilöchen näher gekommen. Ein Nichts sozusagen für all die Quälerei. Da packt einen die Wut und man geht ganz offen zu seinem Lieblingsitaliener und schiebt sich die fetteste Pizza ever rein, dazu noch eine Fettucine al olio, zwei Sambucca und einen Cappuchino mit Sahne. Wenn man den Jojo-Effekt bedenkt, macht das vorbeugend Sinn.
Die Schuld daran gibt man jedoch den anderen, die einen bei einer Diät nicht unterstützen, den gefakten Light-Produkten, dem tristen Novemberwetter, dem Zeit-und Erfolgsdruck, dem man sich selbst ausgesetzt hat. Schlafbemangelt ( denn nachts knurrt der Magen) fühlt man „Ich will bleiben wie ich bin“ und will alles hinschmeißen.
Doch dann kommt Muddi und redet einem irgendwas ein von Verantwortung für seinen Corpus, Diabetes und Bluthochdruck. Man schaut auf ihr sich spannendes Blüschen und denkt: “Wer im Glashaus sitzt…“.
Jamaika-Sondierung ist wie eine Diät, von der man sich einredet, sie brächte einem mehr Anerkennung in der Welt. Obwohl die Dünnen längst höhnisch grinsen.
Thema: Jamaika-Sondierung ist... (Gelesen 938 mal)