Autor Thema: Briefe  (Gelesen 431 mal)

Laie

  • Gast
Briefe
« am: Januar 20, 2018, 19:24:49 »
Ich schreibe Briefe in die Wolken,
damit der Wind sie zu dir trägt,
und, wenn dir dunkle Schatten folgen,
bis tief in deine Seele legt.

Ich lese Wehmut aus den Nächten
und schweige lang, und mir wird klar:
Wenn Briefe uns zusammenbrächten,
es nicht mehr mit den tiefen, echten
Gefühlen wäre, wie es war.

Erich Kykal

Re: Briefe
« Antwort #1 am: Januar 20, 2018, 22:49:34 »
Hi Laie!

Eine wunderschöne Umschreibung dafür, dass die Realität den Wunschvorstellungen kaum je standhält.

Wir bauen uns perfekte Vorbilder und Traumpartner und legen diese Wunschvorstellungen irgendwelchen real existierenden Personen quasi ins Gesicht, als wollten wir um jeden Preis beschwören, dass sie genau so sein müssten wie gewünscht und erträumt.
Und wie sind wir oft erstaunt, enttäuscht oder gar pikiert oder tief gekränkt, wenn sich  - was eigentlich klar sein sollte - heraustellt, dass diese Traumpersonen nichts mit dem wahren Wesen der Angebeteten zu tun haben - so als wäre es deren Schuld oder die eines grausamen Geschicks. Dabei hat man sich nur selbst klare Gedanken verweigert!

So bleibt meist das ferne Anschmachten schöner und erfüllender als ein tatsächlicher Kontakt. Du bringst es in herrlich poetischen Worten und Bildern zum Ausdruck!

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Laie

  • Gast
Re: Briefe
« Antwort #2 am: Januar 21, 2018, 14:39:21 »
Hi eKy,

hab vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Text. So wie du den Inhalt verstehst, habe ich ihn noch gar nicht gesehen. Aber du hast recht. Man macht sich oft ein Bild von einem Menschen, dem dieser in der Realität nie und nimmer standhalten kann. Damit bestraft man nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst.

Für mich geht es im Gedicht um Briefe an eine vergangene Liebe. Man sorgt sich noch um den anderen, es reicht aber nicht mehr für mehr. Aber man schreibt nostalgische Briefe und versucht Erklärungen für sich und den ehemaligen Partner zu finden. Und wenn man so darüber nachdenkt, ist ein Happy End doch eher unwahrscheinlich.

Danke fürs Lesen und Kommentieren!


Gruß,
Laie