Mit Uhlands Gedichten konnte ich lange nichts anfangen. Seine Zeilen kamen mir mit ihren vielen Inversionen und ihren (auch für die damalige Zeit) altmodischen Wendungen, ihrer metrischen Enge, ihrer Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Poetik und ihrem (scheinbaren!) Schwarz-Weiß-Denken unfreiwillig komisch vor und schlicht veraltet - und Letzteres in weit höherem Maße, als dies für die Gedichte vieler älterer Lyriker gilt.
Mittlerweile bin ich zwar nicht gerade in den Kreis der Bewunderer übergewechselt, sehe aber das durchaus Sperrige und Eigenständige vieler Gedichte Uhlands mit mehr Interesse. Die "Schwäbische Kunde" von Uhland ist ein gutes Beispiel für das, was ich "Sperrig" genannt habe - irgendwie fühlt sich diese reichlich martialisch-blutdürstige Türkenbattaglia nicht so recht "politisch korrekt" an (das ist in der Kunst aber fast eher etwas Positives als etwas Negatives!) und - da macht sie mir nach wie vor das Leben schwer - ich weiß nicht so recht, ob das unbestreitbar Urkomische von Uhlands Lyrik ("Zur Rechten sieht man, wie zur Linken, / Einen Halben Türken heruntersinken"

), von diesem auch wirklich so komisch gemeint war oder hier ein ganz unfreiwilliger Slapstick am Start ist. Uhland macht immer ein bisschen ratlos. Und das ist eigentlich nicht das Schlechteste, was man von einem Lyriker sagen kann.
Dieses schwer in den Griff zu bekommende Moment bei Uhland ist gut mit seiner Verwendung des Begriffs "Schwabenstreich" zu illustrieren (die Schlusspointe im Original, gemeint ist in Uhlands Gedicht der Schwertstreich des tapferen Recken). Zu Uhlands Zeit war (wie auch heute außerhalb vom "Ländle") mit dem Begriff Schwabenstreich eher eine Torheit gemeint (ganz ähnlich wie bei dem Begriff "Schildbürgerstreich"), was nun Uhland kühn umdeutet und ins Positive verkehrt. War das von ihm nun ernst gemeint? Satire? Man rätselt.
Übrigens stützt sich Uhland bei seinem Gedicht auf eine durchaus ältere Legende: Beim fast 150 Jahre älteren schwäbischen (zumindest von der Geburt her; man darf ihn heute wohl getrost auch als Wiener Poeten betrachten) Landsmann Abraham a Sancta Clara liest sich das so:
"Ruhmwürdig ist die Courage, welche jener teutsche Soldat gehabt, in dem Kriegs-Heer Barbaroßae; dieser tapffere Allemann und Schwab könnte wegen seines abgematten Pferdts der Armee nicht folgen, hatte also zimlich weit nach derselben seinen müde Schimel an dem Zaum geführt , ganz alleinig, deme aber fünzig starcke Türcken begegneten, vor welchen er sich allein ganz nicht entsezt, sondern mit einer Hand sein Roß gehalten, mit der andern also gefochten, und einen solchen Straich geführet, daß er einen Türcken vom Kopff hinab den ganzen Leib auch durch den Sattel biß auff die Haut deß Pferdts von einander zerspalten, ob welchen die andere der Gestalten erschrocken, daß sie eylends die Flucht genommen: Dergleichen tapffere Courage gebühren einem rechtschaffenen Soldaten."
Aber wie das nun auch mit Uhland sei: gummibaums sehr runde Adaptation der Sage in der schönen Tradition älterer Poeten liest sich für mich eindeutig humoristisch und macht wirklich großen Spaß!
