Untadelig gefügte Zeilen, lieber gum! Du musst einen sehr scharf eingestellten innerlichen Qualitätssensor haben - ohne in präpubertäres Lattenmessen verfallen zu wollen und unbenommen der Tatsache, dass ich einen speziellen innerlichen Hausaltar für die Wortmächtigkeit und den klassischen Atem von eKy täglich mit frischen Blumen schmücke, bist Du doch einer der abgerundest dichtenden Forianer! Große Bewunderung meinerseits!

Ganz besonders hat es mir die Zeile "und sehr groß. Mein Denken blüht" angetan, das kühne Enjambement erzeugt einen äußerst sinnekitzelnden (sexy!) Sprechfluss!
Was nun das Inhaltliche angeht, bin ich bei diesen Zeilen etwas hin- und hergerissen zwischen heftiger Zustimmung und Verwirrung und das ist auf keinen Fall ein schlechter Zwiespalt! Regt das Denken an!

So frage ich mich, ob wohl das LI und der Autor hier eigentlich einer Meinung sind... Deine Antwort an eKy suggeriert dies stark, aber die Wüste wird (naja... Wüste eben... ) nicht gerade sehr einladend beschrieben: "Nichts als Sand und Fels und Knochen" klingt ja irgendwie nicht so doll attraktiv. Von der sauberen Wüstenluft, dem Farbenspiel der Dünen, dem überwältigenden nächtlichen Wüstenhimmel, der Gastfreundschaft von Beduinen oder was einem auch immer Positives zur Wüste einfallen könnte, ist keine Rede. Das macht mich ein bisschen misstrauisch. Der raue Kuss mit heißkalten Riesenlippen reißts dann für mich nicht so richtig raus... und dieser merkwürdige Widerspruch, dass das Denken des LI zu blühen beginnt und dabei gleichzeitig eine Absage an einen blumigen Stil formuliert. Also ohne jetzt einem, wie Du (bzw. Dein LI) schreib(s)t, kargen Stil seine Schönheit absprechen zu wollen, bin ich ein bisschen im Zweifel, wie eindeutig dieses ästhetische Manifest aufzufassen ist. Ist der gum hier ein kleiner Schlingel, der uns absichtlich durcheinander bringt?
Verwirrung und Zustimmung also.
Und sehr sehr gern und angeregt gelesen!

S.